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Dinge, die man als einzige Single der WG erlebt

Als einzige Single der WG fühlt man sich manchmal wie eine Übergewichtige unter lauter Athleten. Aber so wie Übergewicht birgt auch das Dasein als Single gewisse Vorteile.
Foto von Flickr

Ich bin jetzt seit einem Jahr Single und es geht mir gut damit. Dass alle meine Mitbewohner und auch viele meiner Freundinnen bevorzugt im Doppelpack auftreten, ist mir ziemlich egal. Ehrlich gesagt ist es mir bis jetzt kaum aufgefallen, dass ich an gemeinsamen Grillabenden oder Serienmarathons zuhause die einzige Single bin. Bis vor kurzem eine meiner Mitbewohnerinnen auf mich zukam und mich fragte: „Stört es dich eigentlich, dass du die einzige Single der WG bist?" Seither vergeht kaum ein gemeinsamer Abend, an dem ich mich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühle. Die Frage meiner Mitbewohnerin implizierte, dass es mir eigentlich ziemlich dreckig gehen sollte und mein Zustand eine Art Krankheit ist, die man bekämpfen muss.

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Seit also die Blase der Ignoranz zerplatzt ist, nehme ich plötzlich alltägliche Situationen in meinem Heim als unangenehm war und trotzdem habe ich nicht verkannt, dass Single sein auch seine Vorzüge haben kann. Hier also Dinge, die du als einziger Single in deinem Umfeld erlebst und wie du sie positiv deuten kannst.

Deine Freunde gehen immer zusammen nachhause und kuscheln sich dann gemeinsam ins Bett und frühstücken zusammen und kotzwürg.

Foto von Kurt Löwenstein Education Center (International Team); Flickr; CC BY 2.0

Es mag ja ein schöner Gedanke sein, dass man abends nichts anderes tut, als sich an einen anderen warmen Körper zu kuscheln. Viel lustiger ist es aber, sich zum Einpennen die Lieblingsserie reinzuziehen, die der Freund viel zu abstossend fände (ich rede von Sendungen wie Brickleberry und South Park) und dabei so laut und leidenschaftlich zu furzen, wie es der Darm halt gerade dirigiert. Ausserdem wirst du höchstens von deinen eigenen Schnarchgeräuschen aufwachen und du musst dich nicht im Minutentakt von einem verschwitzten Körper abwenden. Kurz: Du hast verdammt noch mal deine Ruhe. Damit du aber nicht zum vereinsamten Egomanen wirst, kannst du dir ein Haustier oder (wenn du wirklich verzweifelt bist) ein Plüschtier zulegen.

Erotik für die Frau (In Japan)

Deine Pärchen-Freunde kennen sich in- und auswendig.

Foto von We hope; Wikipedia; Public Domain

Das ist es ja gerade, was den Alltag so kacke macht: die ewige Monotonie. Wenn du deinem Freund etwas erzählst, dann wird er es in eine Reihe deiner vergangenen Erzählungen einfügen und sagen: „Ich hab's dir doch gesagt, du hättest früher mit dem Lernen anfangen sollen!" Ein Partner ist nämlich auch noch sowas wie ein Polizist, der dich zurechtweist und er nimmt sich dieses Recht allein deshalb heraus, weil er dich so gut kennt. Wenn ich meinen Mitbewohnern die Ohren über meine First World Problems volllabere, sagt niemand: „Das war ja klar." Freunde haben den Vorteil, dass sie eben doch nicht so gut über dich Bescheid wissen, was wiederum den Nachteil hat, dass du sie mit umständlichen Beschreibungen langweilen wirst. Während Freundschaften das ertragen, ist der Trennungsgrund Nummer eins in Liebesbeziehungen eine Inflation des „vom Anderen Angekotztseins", weil … Weil man irgendwann sogar die Schamhaaranordnung des Partners aus dem Gedächtnis zeichnen kann.

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Pärchen können untereinander über Beziehungsquatsch reden, während du dir dabei vorkommst wie ein Kinderschänder, der das Evangelium predigt

Foto von Nemo; Pixabay; CC0 1.0

„Also wir haben ja jetzt ausgemacht, dass wir einmal in der Woche etwas unternehmen. Das Geheimrezept einer Beziehung ist ja, dass es niemals langweilig wird." Wie oft musstest du dir schon solchen Mist anhören oder hast in dich selbst verzapfen hören? Wenn du dich ernsthaft benachteiligt fühlst, weil du in solchen Momenten nichts beizutragen hast, dann kauf dir ein Notizbuch und schreib alles auf, was du bisher in solchen Gesprächen gehört und gesagt hast. Wenn du dann feststellst, dass du klägliche drei Seiten damit füllen kannst, wirst du das nächste Mal gähnend verkünden, das alles schon zu wissen und den Raum verlassen.

Deine Mitbewohner verbringen ganze Wochenenden mit ihren Freunden und du fühlst dich einsam.

Foto von Thomas Pompernigg; Flickr; CC BY-SA 2.0

Es hat natürlich durchaus seinen Reiz, an einem verregneten Sonntag nichts anderes zu tun, als mit einem geliebten Menschen auf dem Sofa herumzuwälzen und sich Tierdokus anzuschauen. Aber gibt es nicht tausend Dinge, die viel mehr Spass machen? Als Single kannst du locker um 10:00 Uhr morgens nachhause torkeln und dann bis um 17:00 Uhr schlafen. Dein Handy wird dich nicht aus dem Schlaf reissen und du wirst am nächsten Tag keine SMS erhalten haben, in der steht: „Schnuffel, wo bist du? Wir wollten doch noch eine Nachttischlampe für dich kaufen!" Es wird vielleicht ein paar unter euch geben, die solche Nachrichten vermissen, wobei ich keinerlei Verständnis für solche sentimentalen Sehnsüchte habe. Wenn sich niemand dafür interessiert, was du machst, dann kannst du entweder rumheulen, wie alleine du bist oder du kannst so viel Scheisse bauen, wie du willst. Wenn ich am Wochenende mal wieder nachmittags aufstehe und mir die Haare in alle Richtungen stehen, lachen meine Mitbewohner mich zwar regelmässig aus, aber warum sollte mich das interessieren? Ich könnte darüber lachen, wie sie mal wieder die beste Party des Monats verpasst haben, weil sie bei Pizza und Sex and the City auf dem Sofa eingeschlafen sind.

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Pärchen spenden sich gegenseitig Liebe.

Foto von Ed Gregory; Pexels; CC0 1.0

Das ist wahrscheinlich das Totschlagargument, das Beziehungen zu dem angestrebten Ideal macht, das sie sind. Im Zeitalter der Eigenliebe und –Inszenierung kann die Beziehung ihren Dienst aber einstellen. Auf Tinder wirst du auch noch nach fünf Jahren Singledasein wissen, wie viele Männer in der Schweiz dich begehren und wen du es dir mal so richtig gut gehen lassen willst, kannst du masturbieren. Auf sozialen Medien zeigst du anderen und vor allem dir selbst, was für ein erfülltes Leben du führst und du wirst mehr als genug Anerkennung für die selbstgemachte vegane Lasagne erhalten, die du zubereitet hast, während deine Pärchen-Mitbewohner aus lauter Liebestrunkenheit nicht mehr zustande bringen konnten, als eine Tiefkühlpizza.

Vice Switzerland auf Twitter: @ViceSwitzerland


Titelbild von Cherrysweetdeal; Flickr; CC BY 2.0