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Dieses Spiel zeigt dir, wie du ein schwules Auto befriedigst

Ziel ist es, die Hand so lange gefühlvoll am Schalthebel seines schwulen Autos auf und ab gleiten zu lassen, bis weißes Zeug aus dem Auspuff kommt. Man hat keine Kontrolle über Gas, Lenkung oder Bremsen.
Offizieller Screenshot

Wie eng Autos und Sex zusammengehören, wissen wir spätestens seit J.G. Ballards Roman Crash. Na gut, allerspätestens seit der gleichnamigen Verfilmung von David Cronenberg, in der uns James Spader, Rosanna Arquette und Co. gezeigt haben, dass es nichts Geileres gibt, als Autounfälle zu bauen und Metallsplitter im Körper stecken zu haben.

Aber auch abseits selbstzerstörerischer Triebe waren Autos schon immer Lustobjekte. Um nachvollziehen zu können, dass der weiche, glänzende Lack, die animalische Kraft des Motors und der feste Griff auf den lederbezogenen Schalthebel erregend wirken können, muss man sich aber nicht gleich als mechanophil identifizieren.

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Spieldesigner und -theoretiker Robert Yang, der bereits letztes Jahr mit seiner Borges-Adaption Intimate, Infinite ein extrem experimentelles Spiel abgeliefert hat, schreibt sich jetzt mit seinem neuen Titel in ebenjene Tradition ein.

Stick Shift ist „Autoerotica" im doppelten Sinn: Ziel ist es, die Hand so lange gefühlvoll am Schalthebel seines schwulen Autos auf und ab gleiten zu lassen, bis weißes Zeug aus dem Auspuff kommt. Man fährt dabei zwar eine nächtliche Straße entlang, hat aber keine Kontrolle über Gas, Lenkung oder Bremsen. Jedes Mal, wenn man einen Gang höher schaltet, steigert sich die Intensität, was sich am euphorisch dahin pumpenden Soundtrack und dem dümmlich-glücklichen Gesichtsausdruck des Fahrers ablesen lässt. Das Ganze macht tatsächlich richtig viel Spaß.

Trotzdem ist Stick Shift nicht nur ein willkürlicher Internet-Gag—wie ernst Yang die Sache ist, lässt sich auf seinem Blog nachlesen, in dem er auf die Hintergründe des Spiels und seine Überlegungen zu Metaphern für Beschleunigung, Phalli und Erregung eingeht.

Der Spieler wird auch mit genau 48-prozentiger Wahrscheinlichkeit von der Polizei angehalten. Warum gerade 48 Prozent? Weil eine Studie aus dem Jahr 2013 ergeben hat, dass 48 Prozent der befragten LGBT-Menschen, die Opfer von Gewalt geworden sind, sich von der Polizei schikaniert gefühlt haben. Hier tut sich also einiges hinter den Kulissen und ist mehr als nur ein ejakulierender Auspuff.

Wenn der Spieler in Stick Shift von den beiden schwer bewaffneten Cops gestoppt wird, hat er die Möglichkeit ihnen als Zeichen des Protests eine neckische Kusshand zuzuwerfen. Jedes Mal, wenn er das tut, bekommt er zehn Sekunden Strafzeit zugeschrieben, bis er weiterfahren darf—sogar wenn er das Programm in der Zwischenzeit verlässt. Yang hofft, dass sich die Spieler ganz im Sinn der Stonewall Riots nicht davon abschrecken lassen, sondern im Gegenteil sogar absichtlich die Strafzeit in absurde Höhen treiben: „Man stelle sich vor, ein schwules Auto und sein Liebhaber, aufgehalten von Cops auf der Straße, unbewegt, für Tage oder sogar Wochen."

Bild: offizieller Screenshot

Stick Shift ist übrigens bereits Yangs drittes Spiel einer „erotischen Schwulensex-Trilogie". In Hurt Me Plenty—mit dem schönen und treffenden Untertitel a short game about spanking the heck out of some dude—geht es um einvernehmliche Haue in BDSM-Communities und in Succulent um Eislutscher und Homo Hop. Alle drei sind kurze und extrem unterhaltsame Spiele, die nebenbei auch noch unseren sexuellen Horizont erweitern.

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