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Musik

Best of 2013: Die VICE Alben des Jahres

Wir haben für euch die eine Liste in Sachen Musik zusammengestellt, die euch alle anderen erspart.

Foto von Marta Parszeniew

Dass sich das Jahr langsam dem Ende zuneigt, merkt man daran, dass ein Haufen fauler Kultur-Redakteure mit offener Weinflasche und den Füßen am Tisch im Büro herumsitzen und alte Geschichten aufwärmen. Bestenlisten nennt sich diese bewährte Praxis und wir verstehen uns ausgezeichnet darauf, schließlich haben wir heuer auch schon die eine oder andere Liste auf diese Weise rausgehauen. Du musst kein besonders aufmerksamer Leser sein, um in all diesen Listen eine gewisse Ähnlichkeit zu erkennen. Aber nicht nur die verschiedenen Medien liefern bis auf ein paar Ausnahmen denselben Blödsinn ab, auch werden wir den unangenehmen Eindruck nicht los, dass im Jahreszyklus wieder das Murmeltier grüßt. Alte weiße Männer mit Bierbauch oder junge weiße Männer mit Hornbrille erstellen Jahr für Jahr immer wieder dieselbe Liste, die sich nur in Feinheiten von der vom letzten Jahr/der des anderen Magazins/Website/Frühstückssendung/Autobrand unterscheidet. Also haben wir hier für euch das eine Best-of in Sachen Musik zusammengestellt, das alle anderen knechten soll. Im besten Fall für immer, aber zumindest bis nächsten Dezember.

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50: Der theoretische Platz des neuen Bowie-Albums, wenn er es nur fünf Jahre nach Reality veröffentlich hätte, anstelle von ZEHN—also zu einer Zeit, als die Gleichgültigkeit der Öffentlichkeit zumindest noch greifbar war.

49: Irgendeine Gruppe, deren Position weit besser sein könnte, wenn ihre heldenhafte Verweigerung, sich nicht von den Blutsaugern von Spotify kaufen zu lassen, nicht dazu geführt hätte, dass exakt niemand ihr Album je zu hören bekam.

48: My Bloody Valentine.

47: A$AP Rocky.

46: Eine Band, die ausschließlich von My Bloody Valentine beeinflusst wurde und die noch nicht mal geboren war, als Kevin Shields damit anfing, an seinem „neuen“ Album zu arbeiten. In anderen Worten, ihre Knochen sind gewachsen, ihre Nieren haben sich entwickelt, sie sind durch einen Geburtskanal gerutscht, lernten zu gehen, zu lesen, ohne Hilfe zu kacken und ein Instrument zu spielen und haben verstanden, die philosophische Mechanik unbekümmerter Coolness anzuwenden—und das alles in derselben Zeit, die es Kev kostete, um seine FX Pedale zu reparieren.

45: Das A$AP Ferg Album, das strategisch ein paar Plätze über dem reinen A$AP Rocky Album steht (weil wir was von unserem Scheiß verstehen).

44: Mixtape von einem Blog im Internet. Beweist, dass unsere Redaktion zumindest schon mal auf einem Blog (und damit im Internet) war und ein Mixtape gehört hat, selbst wenn sie es zuerst auf CD brennen und in die Büro-Stereoanlage legen mussten.

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43: TORRES.

42: Album einiger extrem doofer Indie-Idioten, deren bloße Existenz in dieser Liste augenblicklich alles andere auf dieser Liste wertlos macht und nahelegt, dass deren Kuratoren ein Haufen Affen waren, die auf der Basis von Kuhfladenbingo ihr Best of zusammengestellt haben.

41: Der theoretische Platz des Bowie-Albums, wenn er es zwei Jahre nach Reality veröffentlich hätte, anstelle von ZEHN—also zu einer Zeit, als alle noch hofften, dass er irgendwann wieder was Gutes machen würde.

40: KoenigLeopold, weil es komplett unerträgliche Angeberscheiße ist, aber sich die Redaktion als intellektuelle Speerspitze des Landes sieht und so Miley Cyrus auf Platz 20 wiedergutzumachen versucht.

39: Band, die es schaffte, dass ihr Video endlich von YouTube gelöscht wird. Beim dritten Anlauf.

38: Eine Künstlerin, die mit Danny Brown zusammenarbeitete und seine Lyrics in einer Pressemitteilung verteidigen musste, nachdem ein Haufen pop-feministischer Twitter-Kommentatorinnen damit drohten, sie zu lynchen. Wer konnte ahnen, dass die daraus resultierenden anti-pop-feministischen Gegenbewegungen auf Twitter sie in das kritische Bewusstsein der Öffentlichkeit und damit in unsere Top 50 katapultieren würde?

37: Irgendwas, das als Süßstoff-Bullshit klassifiziert werden würde, wenn die Band nicht aus Skandinavien wäre, weshalb es einfach als etwas von „diesen verrückten Schweden“ durchgeht, die irgendwie unglaublich „verrückt“ sind.

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36: Band, die versucht, wie Arcade Fire vor vier Jahren zu sein.

35: Band, die versucht, wie Arcade Fire vor acht Jahren zu sein.

34: Elektronische Band, die von FM4 abgefeiert wurde und von der sich Arcade Fire wünschten, wie sie zu klingen, weil sie endlich begriffen haben, dass Gitarren seit sechs Jahren nicht mehr cool sind.

33: Album, das von einer klassischen Alt-Rock-Band als Rechtfertigung für den Start einer internationalen Tour aufgenommen wurde, die im Geheimen entworfen wurde, um den Lead Sänger von seiner furchtbaren Ehe freizuspielen, die er wiederum nur einging, weil er sich dadurch erhoffte, von den internationalen Touren und den ganzen Drogen wegzukommen.

32: Dieses Jay Z-Album, das so meh war, aber das wir nicht auslassen können, weil wir irgendwann vielleicht wieder irgendwo auf der Welt ein Interview mit ihm machen wollen. Außerdem hat er mit Marina Abramovic performt.

31: Ein World Music-Künstler aus einem global relevanten Hexenkessel, in den er dank dieses Albums nie wieder zurückkehren muss.

30: Die erste einer ganzen Reihe von 00er-Jahre-Bands, die bereits mit einer Reunion drohen.

29: Rapper, der Dinge mit Frauen macht, die selbst Robin Thicke in einer Million Jahre nicht machen würde und der aus irgendeinem Grund trotzdem Erfolg erzielte, weil die ganze Nacktheit in seinen Videos so furchtbar vulgär und abgefuckt ist, dass niemand auch nur im Ansatz für möglich hält, dass der ganze Zirkus ernst gemeint sein könnte, weshalb ganz viele Gastkommentare dazu erschienen sind und er sich jetzt schulterzuckend ins Schlagring-Fäustchen lacht.

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28: Band mit einer radikalen politischen Agenda, die in absolut keiner Weise davon gestört wird, dass sie zuvor ein Leben in den Ö3-Charts geführt haben.

27: Oh ja. Genau die.

26: Zumindest EINE Person im Büro hat immer irgendwas mit so etwas Ähnlichem wie einem Pop-Star laufen. Das ist sein/ihr Album.

25: Miley Cyrus. Natürlich hat sich niemand Bangerz tatsächlich angehört. Aber wie soll man sonst rechtfertigen, dass man a) ein übergroßes Foto von Miley aufs Cover/die Frontpage/Facebook gestellt hat, auf dem sie sich mit einem Hammer fingert und b) eine Essay zum Thema „Die Abramovicisierung des Pop“ oder „Die Wiederkehr des Spektakels“ oder irgendeinem anderen Bullshit verfasst hat. Falls nur b) zutrifft, ist vermutlich Lady Gaga statt Miley Cyrus auf Platz 25.

24: Ein Act, von dem das listenerstellende Medium 12 Monate zuvor behauptet hat, dass es „Der heiße Scheiß des Jahres“ werden würde. Eigentlich fast unnötig zu erwähnen, dass sie sich natürlich geirrt haben.

23—20: Alben von bekannten und respektierten Künstlern, bei denen du aber nicht einmal mitbekommen hast, dass sie erschienen sind, weil mittlerweile täglich eine Hand voll Alben von bekannten und respektierten Künstlern herauskommen, und das seit neuestem nicht einmal mehr per Presseaussendung angekündigt wird.

19. Oneohtrix Point Never

18. Gerard. Wir haben keine Ahnung, warum nicht „Gefühlsrap“ das Unwort des Jahres geworden ist, aber mit Blaustich schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe. Man hat gezeigt, dass es auch in Österreich coole Acts gibt und außerdem, dass man eine Ahnung von Hip Hop hat.

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17. Irgendwas featuring Kendrick Lamar.

16. Laurel Halo.

15: Das „Dance-is-back" Vorzeigealbum, das jeden Über-30-Reviewisten des Landes zu kurzen Anekdoten bewegt, wie spaßig es war, sich zu einem beliebigen Zeitpunkt des Tages MDMA zu genehmigen.

14: Eine Band, die Anfang des Jahres noch hämisch über ihre kommerzielleren Kollegen gespottet hat und sich jetzt wirklich wünschen würde, ihre Miete mit mitleidigem Geklatsche begleichen zu können.

13: Die 18jährige Rotznase, deren übersexualisierter Japanese-y style genau das zum Ausdruck bringt, was sich Vollpfosten mittleren Alters unter „modernem Teenie-Dasein" vorstellen.

12: Du wirst sie auf einer mickrigen Bühne am Frequency nächstes Jahr antreffen und plötzlich realisieren, dass du wahrscheinlich gut über 2000 Wörter über sie in 5 verschiedenen Magazinen gelesen hast, aber es bis jetzt noch nicht zustande gebracht hast, auch nur eine einzige Note von ihnen zu hören.

11: Ein schwarzer Tag in der Geschichte der Menschheit: Leute, die für Drake gestimmt haben, weil sie sich und diese Listenmacherei verarschen wollten und die anderen, die es todernst meinten. So sind übrigens auch die Nazis an die Macht gekommen.

10: Kanye West (schau' auf Seite 30 für Kanye's 10 verrückteste Sager in diesem Jahr und für ein Bild, auf dem er seine Frau auf einem Motorrad fickt).

9: Jon Hopkins oder Daniel Avery.

8: John Grant oder die Pet Shop Boys.

7: Der tatsächliche Status des David Bowie Albums, unter der Berücksichtigung der Tatsache, dass es so lange nach Reality releast wurde, dass man fast schon alles seit „Let's Dance" vergessen hat und sich deshalb ehrfürchtig am Boden zusammenkauert.

6: Das Daft Punk Album, weil in Wahrheit jeder weiss, dass es schon irgendwann gut werden wird, wenn man es sich nur ein paar Mal öfter anhört, und sein kontinuierliches Mittelmaß ist alleine DEINE Schuld, weil du nicht aufmerksam genug zuhörst.

Number 5 - 2: Platten, die OK waren: Niemanden haben sie vom Hocker gehauen, aber gehasst hat sie auch nicht wirklich jemand und so sind sie halt irgendwann im Einheitsbrei ertranken. Und dann gab's wieder die Scheiben, in die einige Leute sehr viel Herzblut investiert haben, die aber dann vom garstigen Musikjournalisten in der Luft zerfetzt wurden und so ebenfalls in der Versenkung verschwanden.

NUMMER 1: Natürlich eigentlich Beyoncé. Aber weil dieses Album so spät erschienen ist und kein Mensch davon wusste (weil das ja wie gesagt nicht mehr über Presseaussendungen für uns alte Knochen angekündigt wird), mussten ein paar andere übliche Verdächtige herhalten. Zum Beispiel Arcade Fire (Q), Arctic Monkeys (NME), Nick Cave & The Bad Seeds (Falter), Sven Väth (Mixmag), Neil Young (Uncut), Neil Young (Mojo), Neil Young (Classic Rock), Neil Young (Home & Garden), irgendein Typ der transzendental über die zerstörten Loops einer Betonmischmaschine summt (The Wire), 13 verschiedene Alben, weil sie die Redaktion nicht einigen konnte (The Gap), und noch ein paar mehr Alben, weil sich auch hier die Redaktion nicht einigen konnte (Der Standard).