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Ein paar Rechte haben an der steirischen Grenze für nichts Bestimmtes demonstriert

Am österreichischen Nationalfeiertag marschierten ein paar rechte Demonstranten im steirischen Spielfeld auf. Ohne Programm und zirka eine Stunde lang.

Fotos von Christopher Glanzl

Vor einigen Tagen—und auch nicht ganz unerwartet—wurde Spielfeld zu einem der großen Hotspots in der derzeitigen Flüchtlingssituation. Seitdem kommen hier jeden Tag mehrere Tausend Menschen über die Grenze, wo sie versorgt und weiter gebracht werden.

Aussagen wie die von Mikl-Leitner zur „Festung Europa" oder Kommentare wie der von Kronen Zeitung Steiermark-Chefredakteur Christoph Biró zeichneten ein düsteres Bild von der Situation.

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Auch wenn die Zustände lange nicht so dramatisch sind, scheinen die Polizei und das Bundesheer doch seit Beginn der Situation in Spielfeld vergangenen Freitag etwas überfordert zu sein.

Wie immer hätte man es etwas früher wissen und zeitgerechter auf die Grenzschließung in Ungarn reagieren können. Wie immer hat der österreichische Pragmatismus die Sache verzögert—und die sensationalistische Berichterstattung, die statt den Versäumnissen auf österreichischer Seite nur die Bedrohung aus dem Ausland sieht, tat ihr übriges.

während sich von wien aus der — hcv \ʕ•ᴥ•ʔ/ (@kellerabteil)October 26, 2015

Beflügelt durch beides fanden sich am Nationalfeiertag zirka 100 Personen bei der Grenze in Spielfeld ein, um ihren Unmut über die Situation kundzutun. Sie marschierten die Bundesstraße, die zum Grenzübergang führt, entlang, bis sie etwa 200 Meter vor der Grenze von einer Polizeiketteaufgehalten wurden. Die Polizei hatte nicht mal ihre Schutzausstattung dabei; niemand war sonderlich besorgt über die wenigen Rechten und die Situation war durchgehend unter Kontrolle (auch wenn manche Demonstranten sich Mühe gaben, an der Polizeikette unkreativ aufzufallen).

Die Busse, die die Geflohene weitertransportierten, konnten währenddessen über die Autobahn zu- und abfahren. Einige übereifrige Fahnenschwenker versuchten zu provozieren und skandierten die üblichen rechten Versammlungssprüche von„Politiker raus", über „Verfassungsbrecher" bis „Ausländer raus", während ihr aus Deutschland stammender Wortführer die Unerträglichkeit der Lage skizzierte.

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Der anwesende Bezirkshauptmann stellte sich der Menge, wurde jedoch hauptsächlich beschimpft. Zwischen österreichischen und steirischen Flaggen (warum bei Nationalismus aufhören, wenn man auch Regionalismus haben kann?) hörte man die üblichen Rationalisierungsversuche: „Das sind doch alles Wirtschaftsflüchtlinge" und „Da verstecken sich IS-Terroristen". Aber selbst die schwachen Erklärungen gingen in „Immer wieder Österreich"-Gesängen unter.

Nach zirka einer Stunde war die Sonne weg und der Spuk vorbei—die fallenden Temperaturen und das fehlende Programm bewegte die rechten Demonstranten ziemlich plötzlich zum Aufbruch. Dass sie nicht mal ausreichend Antworten für einen Nachmittag parat hatten, schien die Patrioten genauso wenig aus dem Konzept zu bringen, wie der Umstand, dass andere Menschen auf der Flucht vor Krieg und Terror genau hier bei noch viel niedrigeren Temperaturen auf dem Beton geschlafen hatten.

Christopher auf Twitter: @tschoka23

Markus auf Twitter: @wurstzombie