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Popkultur

Wilfred ist der sich zwischen den Beinen leckende Konfuzius

Ein Australier im Hundekostüm ist lustiger als es klingt. Die neue Staffel von 'Wilfred' macht mir trotzdem Sorgen.

Ich mag Wilfred. Er ist wie ein Prophet, ein Philosoph, beinahe wie ein Konfuzius, der sich zwischen den Beinen lecken kann, und dabei sogar noch fieser ist als Cartman. Elijah Wood (im Sommerkino als Maniac zu bewundern) spielt Ryan Newman, der versucht sich umzubringen, weil sein Leben ziemlich scheiße ist. Aber anstatt Erlösung im ewigen Nichts zu bekommen, zieht eine scharfe Maus ins Nachbarhaus und ihr eigenartiger Hund wird unerwartet zu seinem besten Freund. Denn Ryan ist der einzige, der das Haustier Wilfred als kiffenden, Dreitagebart tragenden Australier in einem Hundekostüm sieht. Das Resultat ist diese Serie, die eine relativ einfache Prämisse zu einem schwer unterhaltsamen, erzählerisch gekonnten Hirnfick erhoben hat.

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Auf ProSieben läuft Wilfred seit Juni, aber nachdem der deutschsprachige Sender Comedy Central uns bereits unschön bewiesen hat, wie Synchronisationen gute Shows verhunzen können (siehe dazu: Trailer Park Boys, South Park oder 30 Rock), werde ich dahingehend unser Privatfernsehen weiter meiden. Die gleichnamige australische Originalserie über den Wahnvorstellungs-Wauwua wurde vom amerikanischen Sender FX zerschlachtet und die Grundgeschichte samt dem Kötermann, James Gann, einfach nach L.A. verschleppt. Gann wird sein graues Fellkostüm mit den Schlappohren und die schwarzgemalte Nase wohl nicht so schnell wieder loswerden. Die Show ist wirklich fein geschrieben, gibt einen tiefgehenden Einblick in die menschliche Psyche und verhandelt natürlich auch die Motivation, warum Vierbeiner gerne Stoffbären vergewaltigen.

Wilfred ist ein lupenreines Arschloch, aber er liefert mit seinem Fäkalhumor auch notwenige Erkenntnisse für unseren Protagonisten, der ständig an der Kippe zum kompletten Kontrollverlust steht. Und ich bin ein zu großer Fan von Dialogen, die geniale Absurdität perfekt mit Obszönitäten vermischen können, um diese Show nicht zu lieben. Aktuell läuft gerade die dritte Staffel in den Staaten. Und bei aller durchaus vorhandenen Liebe muss ich zur aktuellen Staffel sagen, dass langsam aber ziemlich sicher gemeinsam mit Ryan Newmans Verstand auch ein bisschen was vom Charme der Serie verloren geht.

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Ich denke, dass den Schreibern ein bisschen die Luft ausgeht und sie vielleicht auch deshalb immer stärker auf immer klaustrophischeren Normalwahnsinn statt ausgewogenes Storytelling setzen. Schade, denn man hätte noch in richtig abartige Richtungen gehen können. Stattdessen gibt es eher fade Beziehungsprobleme für Ryan, Hundeschulen und das Psycho-Finale der zweiten Staffel bekam eine eher unbefriedigende Auflösung (oder?).

Aber da ich der Show alles zugestehe, man bei Wilfreds Terror so ein kuscheliges Gefühl bekommt und die Serie sicherlich einigen von euch auch bisher entgangen ist, schließe ich mit einer gut gemeinten Empfehlung: Wilfred schauen und über das Poposchnüffeln reflektieren!

Wohlsein.


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