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Popkultur

Digitale Umgangsformen für alte Menschen

Um den letzten Hinterbliebenen des analogen Zeitalters auszuhelfen, präsentieren wir unseren Etikettenratgeber für ältere Menschen im digitalen Zeitalter.

Ich habe mehrere Freunde, die scheiße sind, was Technik angeht. Sie wissen nicht einmal, wie man Musik klaut oder Fotos ohne einen weißen Rand scannt. Sie können nichts dafür, weil einige von uns in ihren 30ern keine Computer hatten, und diejenigen, die einen hatten, hatten einen hässlichen C64 oder irgendeinen Compaq-Kack, die diese großen Diskettenlaufwerke hatten und mit dem Internet über ein 56k-Modem verbunden waren, das zwei Tage brauchte, um ein verpixeltes Tittenbildchen herunterzuladen. Ich verstehe Technik, aber das bedeutet nicht, dass ich dein Tech-Support-Typ bin. Um den letzten Hinterbliebenen des analogen Zeitalters auszuhelfen, präsentiere ich meinen Etikettenratgeber für ältere Menschen im digitalen Zeitalter. REDE NICHT ÜBER „DAS INTERNET“
Jeder, den du kennst, ist so ziemlich die ganze verdammte Zeit „im Internet“. Der Typ, der dauernd davon redet, wie eigenbrötlerisch er ist, ist bei LinkedIn, die besoffene Freundin deiner Tante hat dir eine Freundschaftsanfrage auf Facebook geschickt und deine Schwester schickt dir immer noch E-Mails in Comic Sans, in denen du gebeten wirst, nach unten zu scrollen und dir etwas zu wünschen. Das Internet ist nicht mehr neu, also sag nicht, dass du dir diese neuen Laufschuhe „im Internet“ gekauft hast. Es ist das Gleiche, wie wenn du sagst, du hast sie dir „in einem Geschäft“ gekauft. Gute Arbeit, du hast etwas gekauft. Dem hinzuzufügen wäre noch, dass du nicht über Dinge aus der Zeit „vor dem Internet“ sprechen solltest, als ob es eine echte Ära gewesen wäre, wie die 16 Jahre mit Helmut Kohl. Es interessiert keinen, wie schwer es war, als Teenager Doc Martens zu finden, und auch der Plattenladen in deiner Stadt, wo du dir New Order-Singles gekauft hast, die „diese Jugendlichen heute nur noch herunterladen“, ist jedem ziemlich egal. Geh mit der Zeit, Opa. KORREKTER GEBRAUCH VON „KIDS“ UND, WANN ES ANGEMESSEN IST, ONLINE ÜBER DEINE KINDER ZU REDEN (FAST NIE)
Es gibt zwei gleichermaßen beleidigende Möglichkeiten, um über „Kids“ zu sprechen. Die erste ist: Wenn du über Menschen redest, die jünger sind als du und die mit cooleren Dingen und mehr Möglichkeiten aufgewachsen sind, bezeichne sie nicht spöttisch als „Kids“. Beispiel: Nachdem du dir die X-Games angesehen hast, sagst du nicht: „Shawn White ist ein verdammter Millionär, nur weil er skateboardet? Die Kids von heute verdienen ihr Geld mit all dem Scheiß, für den ich früher verprügelt wurde.“ Vermeide jegliches Verdammen von Technologie und umarme sie stattdessen, du wirst bessere Pornos finden und weniger nervig klingen. Zweitens, wenn du von Leuten umgeben bist, die keine Eltern sind, zwing uns bitte nicht, uns ein Video von deinen Kindern anzusehen. Es regt Leute ohne Kinder nicht an, über ihren Zweck auf Erden nachzudenken oder zu glauben, dass du ein großartiger Elternteil bist, es macht uns nur einsam und genervt. Außerdem, und dies ist an die beiden ersten Punkte geknüpft, rede nicht immer darüber, wie du den Film Kids gesehen hast, überraschenderweise als du ein „Kid“ warst. VERWENDE SOCIAL MEDIA NICHT, UM ÜBER REINIGUNG, YOGA ODER IRGENDWAS ANDERES ZU REDEN, DAS BEDEUTET, DASS DU GESÜNDER ALS IRGENDWER ANDERS LEBST
Es ist toll, dass du 15 Kilo abgenommen und mehr Energie hast, seitdem du keinen Alkohol mehr trinkst und pürierten Grünkohl zum Mittagessen schlürfst, aber mir ist das egal. Niemand will hören, wie viel einfacher es für dich ist zu kacken oder welche anderen Vorteile dein Superessen hat. Ich verstehe, dass deine erwachsene Arbeit und Verantwortung und dein beschissenes Kind dich so nervös gemacht haben, dass die einzige Möglichkeit für dich, nicht über Tabellenkalkulationen und Zinsen nachzudenken, ist, dich in einem nach Füßen riechenden Raum voller Menschen zu dehnen. Aber wenn du jemandem darüber tägliche Updates geben möchtest, ruf deine Mutter an. Bitte hör auch auf, darüber zu reden, wie „hart“ dein Yoga-Kurs war. Mathe, dich während einer Autofahrt mit deiner Freundin/deinem Freund nicht streiten und Heroin aufgeben, das sind Dinge, die „hart“ sind. Aggressives Dehnen ist es nicht. Es ist nur eine Vorstufe zu etwas, das tatsächlich anstrengend ist, wie Ringen, Hochsprung oder Langstreckenlaufen. VERWENDE NICHT DIE BEGRIFFE „DIE EHEFRAU“, „DER EHEMANN“ ODER „DER/DIE KLEINE“
Ich weiß, du bist begeistert, dass „das Hausfrauchen“ dir dein Lieblings-Abendessen gemacht hat und dass ihr jetzt zusammen 24 schaut, aber bitte verwende seinen oder ihren Namen. Auf deinen Lebenspartner anders als durch den Beziehungsstatus Bezug zu nehmen, ist nicht niedlich, es klingt, wie wenn du sagst: „die Haushaltshilfe“ oder „diese Art von Leuten“. Diese Menschen haben Namen, also nutze sie und nutze sie mit Respekt. Dies ist eine Regel, die sowohl online als zwischenmenschlich gilt. E-MAIL-EINRICHTUNG
Ja, damals in der Grundschule haben wir gelernt, einen Brief zu schreiben, und es war romantisch und scheiße, aber E-Mails sind keine Briefe. Bevor du jeden auf CC deines 600 Wörter umfassenden Selbstgesprächs setzt, das detailliert auf jede Banalität der Weinprobe am Wochenende eingeht, denk dran: Wen interessiert das? Wenn die Antwort niemand ist, behalt es für dich. Jede E-Mail, die meine Mutter schickt, folgt der gleichen Formel: Einem eröffnenden „Wie geht's“-Satz, gefolgt von Leistungen meiner Geschwister, etwas Klatsch, einem hilfreichen Hinweis auf irgendetwas, dann lässt sie die Bombe über den Gesundheitszustand eines Familienmitgliedes oder eines Freundes fallen. Es ist in Ordnung, wenn du ein Elternteil des E-Mail-Empfängers bist, aber wenn du mir in E-Mails zu viel mitteilst und mich einlädst, mir etwas auf YouTube anzusehen, wirst du vielleicht meine Mutter. Und ich will wirklich nicht, dass du meine Mama wirst. Gebiete dir Einhalt, wenn du denkst, du näherst dich diesem Grad an Internet-Clownerie und unterschreib deine E-Mails nicht. Ich nehme an, du bist es, vor allem, da deine E-Mail-Adresse dein verdammter Name ist. FOODTOGRAPHY
Ich bin sicher, deine Tintenfisch-Tagliatelle mit Wildschwein-Ragout und die in Rum getränkte Rosenkohl-Beilage waren lecker, aber niemand will sie sehen. Das Gleiche gilt für überlebensgroße oder lustige Lebensmittel und Desserts, ausgenommen der humorvolle Geburtstagskuchen, der wie Titten aussieht. Urlaubsessen ist auch ein No-Go. Es ist mir egal, wie Flan in Barcelona aussieht und ich will das auch lieber nicht wissen, weil ich gerade nicht dort bin. Ich bin bei Lidl oder an einem schlimmeren Ort, also spar es dir. Es ist irgendwie OK, ein Bild zu teilen, das du von etwas gemacht hast, das gut aussieht, aber ich hoffe, dass es auch essbar aussieht, wenn du etwas Essbares zubereitet hast. Sonst solltest du nur Essen zum Mitnehmen bestellen oder mit dem Kochen aufhören. ANGST VOR IDENTITÄTSDIEBSTAHL
Das ist ein wichtiges Thema. Nichts lässt dich mehr wie ein Spießbürger aussehen, als die Weigerung, deine Kreditkarten-Informationen online einzugeben, um Rechnungen zu bezahlen oder etwas zu kaufen aus Angst, dass ein „Hacker“ dir deine „Identität klaut“. Es ist super nervig, beim Erwerb von Dingen Schecks und Briefe zu schreiben und Technologie hat uns davor gerettet, also mach einfach mit. Mein erstes Online-Kauferlebnis war an der Uni, als ich ein Bad Brains-Shirt erwarb. Der Computerraum war dunkel und ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Computerfreak, der Industrie-Design studierte, ein paar Reihen vor mir wichste. Ich war so angespannt, dass ich schwitzte, als ich den Kauf abschloss. Ich dachte, ich hätte einen großen Fehler gemacht, aber dann erinnerte ich mich, dass auf meinem Kreditkartenkonto ungefähr eine halbe WG-Zimmer-Monatsmiete war und meine Kreditkonditionen eh für den Arsch. Also wäre jemand, der mich bestehlen wollte, ohnehin nicht weit gekommen. ÜBERTREIB ES NICHT
Es ist aufregend, wenn du als kostenloses Upgrade vom Aufklapp-Telefon zu einem klobigen Smartphone übergehst, aber versuch wenigstens, dich in der Öffentlichkeit zu beherrschen. Stupse die Leute nicht an, lade sie nicht ein, Farmville zu spielen, deinem beruflichen Netzwerk beizutreten und bitte, bitte poste keine Emoticons als Kommentar zu allem. Wie bei Möbeldesign und bei Gitarrensoli gilt: Weniger ist mehr. Wenn du dich über die Regierung beschwerst oder einen politischen Krieg gegen irgendeine Form von Social Media führst, ziehst du die Leute runter. Wenn zwei Dinge scheiße sind, ist das Schlimmste, sich selbst und andere davon überzeugen zu wollen, das andere sei weniger scheiße. In Wirklichkeit ist alles scheiße. Außer das Internet, also versau das nicht auch noch mit deinem gottverdammten theatralischen Getue.

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