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Warum zur Hölle wirft jemand 100.000 Euro in die Donau?
Schon als letzten Monat der Fall einer Seniorin, die knapp eine Million Euro mit einer Schere zerschnitten hatte, bekannt wurde, vermuteten manche Medien, sie wollte mit der Aktion ihren Erben eins auswischen. Eine noch weniger effiziente Variante der Bestrafung könnte hier stattgefunden haben—mit dem Unterschied, dass Wasser die Scheine eben nur nass macht, und sie nicht zerstört. Sauber sind sie obendrein. Die Vorstellung, wie lauter klitschnasse Fünfhunderter sorgfältig von Polizisten aufgehängt werden, ist eine gute. Die Enkel der Seniorin haben ihr Geld am Ende übrigens trotzdem bekommen.
Ende 2012 wurde fast eine halbe Million Euro in einem Bus in Wien vergessen. Wiederum soll es sich um eine verwirrte ältere Dame gehandelt haben, die neben den Scheinen auch Goldmünzen und Schweizer Franken im Bus liegen gelassen hatte. Vielleicht wollte der Besitzer des Donau-Geldes es nur mal kurz deponieren, und hat schlicht und einfach vergessen, es wieder an Land zu tauchen? Der Busfahrer war damals jedenfalls so ehrlich und retournierte die von ihm gefundenen 390.000 Euro.
Der Begriff der Geldwäsche wird ja immer mal wieder wörtlich genommen. Unabsichtlich von Kindern, die es nicht besser wissen, absichtlich von Erwachsenen, die Symbolfotos produzieren. Könnte es tatsächlich sein, dass jemand da draußen seinen Zaster so sauber bekommen wollte, wie ihn nur die schöne blaue Donau waschen kann? Hat diese Person keine Waschmaschine? Wenn doch, ist sie kaputt? War vielleicht ein Wasserrohrbruch Schuld daran? Wir können nur spekulieren.
Traurigerweise ist das noch die logischste Erklärung, die uns einfällt. Zwar ist anzunehmen, dass es sich um ein Verbrechen handelt, jedoch gibt es noch keine Anzeichen hinsichtlich der Herkunft des Geldes. Demnach ist die Variante, die noch am wenigstens abstrus erscheint, die des Zufalls: Irgendjemand—sagen wir, es war eine betagte Dame—ging eines Morgens mit 100.000 Euro in der Tasche spazieren. Als der ohnehin schon abgetragene Verschluss sich öffnet, fällt alles aus und rollt ins Wasser. Die Frau ist nicht besonders flink und schafft es nicht mehr, ihr Geld aufzuhalten. „Jetzt muss ich es zumindest nicht mehr zerschneiden", denkt sie sich.
Letztes Jahr wurden in Klagenfurt 24.000 Euro in einem Mistkübel entdeckt und ehrlicherweise in einem Fundbüro abgegeben. Nach einer Frist von einem Jahr hatte sich der rechtmäßige Besitzer immer noch nicht gemeldet, die Finderin durfte den Betrag schließlich behalten. Die Polizei vermutete auch damals einen Kriminalfall, konnte jedoch keine Verbindungen herstellen.Polizei-Pressesprecher Roman Hahslinger gibt gegenüber Puls 4 an, man gehe im Fall vom Donau-Geld natürlich von einer Straftat aus—das liege auf der Hand. Es könne sich jedoch auch um einen „anonymen Gönner" handeln, der das Geld „zur Verfügung gestellt" hat. Ja dann, gönn dir.Franz auf Twitter: @FranzLicht