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Serienbunker

Mad Men hat die Welt verändert

Mad Men hat Werber endlich wieder cool gemacht. Und auch wenn du die letzten Jahre hinter dem Mond gelebt und keine Ahnung hast, wovon wir reden, solltest du zur Sky Night.

Obwohl Mad Men erst vor ziemlich genau sechs Jahren, am 19. Juli 2007, zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, hat die Serie es geschafft, in dieser relativ kurzen Zeit der Welt ihren Stempel aufzudrücken, wie sonst nur wenige andere Shows. Sicher, es gab auch davor schon Menschen, die in ihrer Freizeit Klingonisch gelernt haben oder solche, die sich einmal pro Jahr treffen, Kirschkuchen essen und Laura Palmer wieder aufleben lassen, aber diese Parallelwelten existieren nur in bescheidenen Ausmaßen.

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Mad Men hatt dazu geführt, dass Werber endlich das peinliche Klischee des verkoksten, größenwahnsinnigen Vollidioten losgeworden sind, das sie hauptsächlich Frederic Beigbeders Roman (und grottenschlechter Verfilmung) 39.90 vedanken. Stattdessen werden Agenturtypen seit ein paar Jahren für slicke Typen gehalten, die den ganzen Tag rauchen, Whiskey trinken und mit aus dem Handgelenk geschüttelten Ideen die Welt verändern. Plötzlich findet sich in jedem zweiten Büro ein wunderschön fornierter Kasten, der sich als prallvoll gefüllte Bar entpuppt und statt der üblichen Werberuniform von Männerschals und frechen Brusthaar-Offenbarungshemden werden plötzlich wieder elegante Anzüge getragen. Klasse ist zurück und mit ihr die Hoffnung, dass gutes Aussehen nicht immer Hobo-Understatement heißen muss.

Aber auch aus der Geschlechterperspektive macht die Serie durchaus Sinn: Obwohl die Handlung in den Jahren vor der Kulturrevolution der 68er spielt, als zwar die Antibabypille in den USA bei Frauen unter 30 bereits weit verbreitet, aber von Gleichberechtigung noch lange keine Rede war, stehen schlussendlich die Frauen im Mittelpunkt der Serie. Egal, wie viele saucoole, abgebrühte Lebensweisheiten Don Draper auch vortragen mag—im Kern wissen wir, dass er und seine sprücheklopfenden Macher-Kollegen verletzte und verletzliche Charaktere sind, deren Handlungen ausschließlich den Frauen in seiner Umgebung geschuldet sind.

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Kurz: In Mad Men geht es um Frauen, die die Hosen anhaben, und Männer, die ihr Tütü mit Eiergriffen kaschieren. Es geht nicht um Feminismus, sondern darum, dass Frauen auch in einer antifeministischen Welt der geheime Motor der Welt sind. Aber das erweiterte Draperversum ist auch deshalb so erfolgreich, weil wir uns alle genauso hineinversetzen können wie wir uns davon abgestoßen fühlen: Es ist voll mit altmodischen Gedanken und Chanel-Nummer-5-Allüren, aber gleichzeitig ist der Ort von Mad Men auch der moderne Blick auf eine Zeit, als Political Correctness noch hieß, dass man als Abgeordneter dem Präsidenten beim Prosten in die Augen zu schauen hat.

Hinzu kommen die Mad Men-Parties, die seit ein paar Jahren in keiner Großstadt rund um den Erdball fehlen dürfen. Natürlich schaut die Realität der Nuller-Jahre mehr nach Kaugummizigaretten, zu großen Fedoras und dem mottenzerfressenen Firmanzug, statt nach der Eleganz einer bis vor kurzem vergessenen Epoche aus, aber das tut dem Spaß keinen Abbruch.

Deshalb raten wir euch Mädels, zieht die längsten Perlenketten aus Omas Schmucklade, schmeißt euch in den feinsten Flohmarktfetzen und macht alle Hairspraydosen leer. Und Burschen, es wird nicht gelacht, es wird ernsthaft getrunken und geraucht, wenn Sky als kleinen Vorgeschmack auf die Erstausstrahlung der 6. Staffel (die am 23. September auf Fox startet) die Pilotfolge in Spielfilmlänge auf der großen Leinwand beim Kino am Dach am Urban Loritz-Platz zeigt.

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Das Ganze findet am 11. Juli um 21.30 statt und das vielleicht beste daran ist, dass die Vorführung komplett gratis ist und nach dem First-come-first-serve-Prinzip ab 19.00 Karten vergeben werden. Mehr infos gibt es auf www.facebook.com/skynightevent, wo auch Special-Tickets verlost werden und man Infos über die zukünftigen Veranstaltungen erhaltet. Und auch alle Menschen aus Linz müssen nicht traurig sein, denn dort präsentieren Sky und Fox die Mad Men Night am 2. August mit demselbem Programm im Moviemento Sommerkino.

Und wenn sich bei euch bis September trotzdem der Entzug bemerkbar machen sollte, hilft vielleicht ja dieser tumblr, der zwar nichts mit den Machern der Serie oder dem "echten" Don Draper zu tun hat, aber wo ihr trotzdem eure Fragen loswerden und euch Ratschläge vom harten Werber-Boss holen könnt. Echter ist Klingonisch und Kirschkuchenessen mit Laura Palmer auch nicht.

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