FYI.

This story is over 5 years old.

News

Kreuz.net, Dirk Bach und die Homo-Hölle

Uta Ranke-Heinemann, die Grande Dame der Ketzerei, erklärte uns, dass es keine Hölle gibt (für niemanden).

So in etwa jede Person, die nicht unter einem Stein lebt, hat mittlerweile gemerkt, dass Dirk Bach gestorben ist. Dieser kleine, dicke Mann hat nicht nur jahrelang bei der Sesamstraße mitgemacht, sondern war bekanntlich auch noch zu allem Überfluss schwul. Kreuz.net nutzt natürlich in unnachahmlich pietätvoller Manier die Nachrichtenlage aus und reitet auf der, metaphorisch gesprochen, noch nicht ganz kalten Leiche von Dirk Bach herum und verbreitet den immer wieder gleichen, lahmen und tatsächlich ziemlich peinlichen Schwulenhass. Nun weiß niemand so ganz genau, wer eigentlich dahinter steckt, das Impressum der Seite weist lediglich eine Adresse in Kalifornien auf und den Verweis auf eine „Kameradschaft für Religion und Information“, deren Mitglieder wohl lieber im Dunklen bleiben. Ich persönlich habe mich, ehrlich gesagt, ein bisschen geehrt gefühlt, als es letztes Jahr mein Interview mit Uta Ranke-Heinemann auf diese nette kleine Homepage geschafft hat. Und nicht nur das: Sie nennen mich sogar beim Namen). Alle Experten sind sich darüber einig, dass man erst richtig schwul ist, wenn Kreuz.net einen hasst, deshalb sollte mir spätestens jetzt jemand meinen eigenen Wagen beim CSD schenken. Wie dem auch sei, Uta Ranke-Heinemann ist vermutlich so in etwa die Antithese zu den verbitterten, dumpfen und frustrierten alten Männern, die sich in der Zeit, in denen sie sich keinen auf Zac Efron runterholen, als Autor auf Kreuz.net versuchen. Außer, dass sie 12 Sprachen spricht, mit dem aktuellen Papst studiert hat und die erste katholische Theologieprofessorin der ganzen Welt war, ist sie auch einfach die netteste Person, die man sich vorstellen kann. Deshalb habe ich sie auch ein bisschen vermisst, und ihr ein paar Fragen über das Biotop aus Hass und Verachtung, das sich Kreuz.net nennt, zu stellen, war eine gute Gelegenheit, sie mal wieder anzurufen.

Anzeige

VICE: Man weiß ja nicht so genau, wer hinter Kreuz.net steht. Denken Sie, dass es in der katholischen Kirche eine hohe Dunkelziffer von Leuten gibt, die genauso denken?
Uta Ranke-Heinemann: Ich glaube nicht, denn ich sehe es daran: Mir war dieses Kreuz.net vor einigen Jahren überhaupt nicht bekannt und ich habe dann bei KNA angerufen, der Katholischen Nachrichtenagentur, weil ich mit denen immer ein sehr gutes Verhältnis hatte, und habe gefragt, was das für Nachrichten sind und ob die mit KNA zu tun haben? „Nein, überhaupt nicht!“ Also insofern nehme ich an, dass es sich um eine Gruppe handelt, die den Durchschnittskatholiken unangenehm auffällt. Denken Sie, diese Seite ist im Sinne der katholischen Kirche?
Nein, das denke ich nicht. Sondern das ist eben eine Sprache, eine vulgäre Sprache, derer sich kultivierte Leute nicht bedienen. Und warum ist diese Homophobie gerade in der katholischen Kirche so ein Thema?
Das kann man ja nicht sagen, es ist nicht nur in der katholischen Kirche ein Thema. Aber ich meine, das Thema des „Umbringens“ ist nur noch bei einigen Protestanten, also insofern muss man den Papst noch loben, dass er nicht aufruft dazu und Bibelworte zitiert! Im „bible belt“, also im Bibelgürtel von Amerika, wo die Protestanten sich gesammelt haben, da habe ich im Fernsehen noch zwei Mal gehört, dass Homosexuelle umgebracht wurden, laut Bibelwort. Ich lese manchmal Illustrierte aus dem Nahen Osten und da ist es leider auch noch so. Da sieht man dann manchmal ein oder zwei junge Männer aufgehängt und dann weiß man schon Bescheid, warum die aufgehängt wurden. Aber die katholische Kirche ist dem Ganzen ja auch nicht unbedingt positiv eingestellt.
Da haben Sie recht, das ist die katholische Kirche, erst Luther hat das sozusagen rückgängig gemacht, die katholische Kirche ist von Anfang an 2000 Jahre lang sexual- und frauenfeindlich. Es gibt ja die Idee, dass die verschiedenen Sünder an einen bestimmten Ort in der Hölle kommen. Z.B. die Kinder, die sterben, ohne getauft zu sein.
Ja [für die Kinder], da hat man sich dann so einen etwas kühleren Raum am Rand ausgedacht.   Der Hölle? Wow. Wo kommen die Schwulen, die ihre Sexualität frei ausleben, hin?
Also ehrlich gesagt, ich kenne mich so genau nicht in der Hölle aus. Zumal es überhaupt keine Hölle gibt und Jesus ein Antihöllenprediger war. Und die Hölle ist eine Erfindung von Typen wie George W. Bush, die es aber leider immer schon gab. Es gibt keine Hölle.

Anzeige

EMPFOHLENE ARTIKEL

Benimmregeln für Heteros in Schwulenbars

Wir Schwule finden es super, wenn Heteros mit uns abhängen. Aber für die Scheißheten, die vergessen, wie man sich zu benehmen hat, werden wir kurz die Regeln erklären.

Die zehn heißesten Homophoben im Internet: Aus der Sicht einer Schwuchtel

Alle Homophoben sind schwul und das sage ich jetzt nicht, um besonders edgy zu klingen, sondern weil es eine wissenschaftlich bewiesene Tatsache ist.

The VICE Guide to Being Gay

Alles was du schon immer über das Schwulsein wissen wolltest, dich aber nie getraut hast zu fragen.