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Mode

Achtung, Österreich, schon wieder haben zwei Frauen geschmust!

Anfang dieser Woche haben sich zwei Frauen live auf ORF2 geküsst. Soweit, so ereignislos. Im Netz und im Boulevard gab es danach trotzdem einen Shitstorm. Elisabeth ist eine der beiden und erzählt uns, wie es dazu kam.

Anfang dieser Woche haben sich im Rahmen einer Mini-Modeschau zwei Frauen auf ORF2 geküsst. Wolfram Pirchner fand's lustig und sah den Ausschnitt schon als Futter für Stermann und Grissemann. Im Internet reagierten nicht alle so humorvoll und lösten in den Kommentaren unter diesem künstlich hochgeschriebenen Skandal-Artikel in Heute einen kleinen Homophobie-Sturm aus. Elisabeth ist eine der beiden Schmuserinnen und hat uns diesen Gastartikel zum Fall geschrieben.

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Am Montag war Mark Baigent, der einerseits Modedesigner und andererseits ein guter Freund von mir ist, zur ORF-Show heute leben eingeladen, um seine neueste Kollektion „Numb Anatomy" zu präsentieren. Der Titel der Kollektion bezieht sich auf die Geschlechtslosigkeit seiner Mode—das heißt, jeder Mensch kann sie tragen, unabhängig davon, was der Mensch zwischen seinen Beinen hat oder mit welchem Geschlecht er sich identifiziert.

Foto der Autorin (hier in der Mitte)

Mark verwendet nur natürliche Stoffe und lässt seine Mode fair in Neu Delhi produzieren. Er wollte in der Show aber nicht nur die Ästhetik und Qualität seiner Kleider präsentieren, sondern auch zeigen, welche Philosophie dahinter steht und da gehört eben auch die Gleichberechtigung aller Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, dazu.

Leider hat man erst vor kurzem zu spüren bekommen, dass manche nicht dieser Meinung sind. Model Mirabella und ich haben uns schon letzte Woche bei der Protest-Kundgebung vor dem Café Prückel geküsst, um ein Zeichen gegen Homophobie zu setzen und da auch Mark mit seiner Mode für Gleichberechtigung steht, erschien uns ein Kuss zwischen Mirabella und mir als passendes Element der Präsentation.

Die Sendung heute leben wurde live ausgestrahlt und ein paar Stunden davor geprobt. Die Idee mit dem Kuss kam Mark im Umkleideraum. Allerdings weihten wir den ORF nicht in unseren Plan ein und verhielten uns während der Probe unauffällig. Die überraschte Reaktion von Wolfram Pirchner war also nicht gespielt—allerdings war er nicht negativ überrascht, wie viele es falsch interpretieren.

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Mark sprach in dem Moment auch das Café Prückel an, aber das Interview verlief locker weiter und auch zu unserer Überraschung war keiner im Studio über unsere Aktion empört, ganz im Gegenteil. Pirchner machte uns noch Komplimente, schüttelte jedem die Hand und die Kameramänner riefen uns zu: „Super habt ihr das gemacht!"

Fotocollage mit freundlicher Genehmigung von Robert Royal

Nachdem es so viele (homophobe) Reaktionen zu diesem Beitrag auf der Facebook-Seite von ORF heute leben gab, nahm der Verantwortliche der Sendung, Christian Hillinger, persönlich dazu Stellung und postete: „[…] unsere Sendung heißt ja bekanntlich ,heute leben'—und so vielfältig wie das ,echte' Leben nun mal ist, findet es sich auch bei uns in der Sendung. Und wir wissen alle ja: Küssen ist gesund, regt den Kreislauf und Stoffwechsel an und stärkt das Immunsystem." Schön zu sehen, dass auch der ORF für Gleichberechtigung ist!

Weniger schön ist es da schon, zu sehen, wie skandalös es für manch andere ist, wenn zwei Frauen sich im Fernsehen küssen (und wie manche darin immer noch eine große Homo-Verschwörung sehen). Unser Beitrag ist sogar auf der Titelseite der Heute gelandet—als ob es nicht Schlimmeres auf der Welt gäbe. Ich persönlich hätte nicht gedacht, dass es noch SO viele Menschen gibt, die sowas dermaßen schockiert—aber dadurch zeigt sich erst, wie wichtig unsere Aktion war.

Obwohl das Thema nicht neu ist, wird es immer wieder diskutiert, obwohl ich nicht verstehe, was es daran noch zu diskutieren gibt. Und jetzt, wo es im Augenblick so aktuell ist, müssen die Menschen endlich wachgerüttelt und aufgeklärt werden. Liebe ist zwischen allen gleich und es ist nichts „ekelhaft" an einem Kuss zwischen zwei Frauen oder zwei Männern. Es ist genauso schön und selbstverständlich, wie wenn Mann und Frau sich küssen. Ich möchte mit Mirabella so lange (vor allen Augen der Welt) rumschmusen, bis es keinen mehr interessiert, wer wen küsst und wir alle dort angekommen sind, wo das Knutschen zwischen Frau und Mann längst angekommen ist, wie der VICE Prückel-Test in mehreren Wiener Caféhäusern gezeigt hat.

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