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Angie, unsere Dschungelkönigin!

Die Politik möchte junge Wähler für sich gewinnen! Deswegen soll Stefan Raab das TV-Duell moderieren. Aber da haben wir eine bessere Idee: Ab ins Dschungelcamp mit den Spitzenkandidaten! Dank Televoting ist das auch noch hochdemokratisch!

Seit Edmund Stoiber (CSU) wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist, macht er das, was er am besten kann: Gute Ideen verkünden. Ihm haben wir es zu verdanken, dass Stefan Raab jetzt als Moderator für eines der TV- Kanzlerduelle dieses Jahr im Gespräch ist. Die Begründung: „Wir müssen wieder mehr junge Menschen mit Politik in Verbindung bringen“. Peer Steinbrück (SPD-Kanzlerkandidat) sagte erst nein, und heute dann doch ja. Natürlich nur, wenn Angela Merkel (CDU) einverstanden ist. Die gibt sich gewohnt pragmatisch und weicht gleichzeitig geschickt der Frage aus. Sie sehe keinen Grund, warum es mehr als ein TV- Duell brauche. Cicero greift das ganze auf und fragt seine Leser: „Soll Stefan Raab das Kanzlerduell moderieren?“. Anzukreuzen ist hier entweder 1) Ja, nur so werden jüngere Wähler erreicht, oder 2) Nein, Stefan Raab ist unseriös.

Damit ist es offiziell. Sowohl deutsche Politiker als auch die deutschen Medien sind davon überzeugt, dass die sogenannten „jungen Leute“ nicht nur jung, sondern vor allem dumm sind. Stefan Raab ist 1966 geboren, und ist damit nur ein Jahr jünger als Maybrit Illner. Markus Lanz, der 2009 endlich den Ritterschlag der Seriosität (eine eigene Talksendung bei den Öffentlich- Rechtlichen!) erhielt, ist sogar drei Jahre jünger. An Raabs Alter kann es also nicht liegen. Die Leute, die es wirklich wissen müssen, so wie der 72- jährige Stoiber, haben aber entschieden, dass „die Jugend“ unterhalten werden will. Es ist unklar, ob er sich vorstellt, dass diese ominöse Jugend erst dann glücklich ist, wenn Stefan Raab Herrn Steinbrück fragt: „Wadde hadde dudde da?“ und Frau Merkel antwortet: „Ich liebe Deutsche Land“.

Wenn aber tatsächlich die gängige Meinung ist, dass junge Menschen die Politik nur durch solche Taktiken näherzubringen ist, muss man doch keine halben Sachen machen. Ab ins Dschungelcamp mit den Spitzenkandidaten! Seit sogar die Feuilletons zögerlich beschlossen haben, sich des deutschen Trashs anzunehmen, ist das die konsensfähigste Sendung im deutschen Fernsehen- auch wenn manche Leute das noch nicht verstanden haben. Im Kanzlerduell- Dschungelcamp könnte Angie dann mit Brüderle (FDP) auf Schatzsuche gehen, Sahra Wagenknecht (Die Linke) wäre bestimmt sehr unerschrocken beim Kakerlaken- Essen und Steinbrück würde Reis und Bohnen horten. Durch den Vorgang des Televoting kann dann festgestellt werden, wer das Kanzlerduell gewonnen hat und zum Dschungelkönig oder zur Dschungelkönigin gewählt wurde. Ach, eigentlich ist das ein so hochdemokratischer Vorgang, dass wir uns gleich die Bundestagswahl sparen können. Angie; Dschungelkönigin statt Bundeskanzlerin. So wünscht sich die Jugend schließlich Politik, stimmt’s, Herr Stoiber?