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Die liberalen Gegenstimmen sind leise und in der Unterzahl—aber auch sie wachsen. Zum Beispiel widmet die Tageszeitung SME den Roma und Sinti eine eigene Rubrik und es entstehen langsam Institutionen für ein menschliches Miteinander. Die EU hat laut der Presse zwischen 2000 und 2005 insgesamt 72 Millionen Euro für Roma-Projekte bereitgestellt—allerdings mit geringer Wirkung, so die Kritik. Ob Roma das Geld tatsächlich gesehen haben, sei außerdem fraglich.Dabei war die Ausrichtung nach rechts in den slawischen Ländern nicht immer gleich prominent, wie mir Univ.-Prof. Dr. Segert von der Universität Wien erklärt. "Es gab zwar nach 1989 eine Zeitlang keine positive Stimmung gegenüber linker Politik, weil der Staatssozialismus, der sich selbst als linkes Projekt verstanden hatte, in Osteuropa krachend gescheitert ist", sagt der Experte.
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Eine Absurdität, auf die mich Univ.-Prof.Dr. Segert hinweist: "Die Tschechen wehren sich gegen die Zuweisung von Moslems, haben aber nichts gegen die Zuweisung von Christen aus dem Irak—so ihre Argumentation. Mich verwundert, warum sie so christenaffin argumentieren, wo doch die Christen in der tschechischen Gesellschaft selbst nur eine Minderheit von vielleicht einem Drittel der Bevölkerung sind. Zwei Drittel sind überhaupt indifferent gegenüber jeder Religion oder sogar Atheisten."Miro ist ein Angestellter mit tschechischen Wurzeln, der in Österreich geboren wurde. Ich habe ihn gefragt, woran es in Tschechien mit den Roma und Sinti scheitert: "Man kann sie nicht zum Umdenken bewegen, weil sie nicht wollen. Das wäre mir auch egal, wenn sie nicht jeden Sommer den Wachhund oder die Katze meiner Familie klauen würden, um ihn zu kochen und wenn sie meine Schwester am Heimweg nicht vergewaltigt und geschlagen hätten." Ob das, was Miro mir sagt, wirklich stimmt, kann ich nicht nachprüfen. Aber um Fakten scheint es ohnehin nicht zu gehen.Man kann sie nicht zum Umdenken bewegen, weil sie nicht wollen.
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Aber auch die politische und kommunistische Vergangenheit könnte eine Rolle spielen. Der "guten, alten Zeit" weinen selbst einige unserer Familienmitglieder nach: einer Zeit, in der es wohlgemerkt keine Demokratie gab. Unsere Großeltern und zum Teil auch noch unsere Eltern glorifizieren diese jüngere Vergangenheit und schwärmen von den niedrigen Arbeitslosenquoten.Dass der Kommunismus politische Gegner und Andersdenkende genauso grausam bestraft hat wie zum Beispiel Kirchen-Geher, enteignet und teilweise umgebracht hat, kommt in ihrer Version der Vergangenheit nicht vor. "Vielleicht kommen sie mit einer offeneren, liberalen und vielseitigen Gesellschaft nicht zurecht. Für mich klingt das einleuchtend", pflichtet mir Suzanna bei. Schlussendlich erinnert die FPÖ mit ihren Slogans ebenfalls an die "alte Zeit"—klare Aussagen gegen Menschengruppen, der Wunsch nach einem EU-Austritt und die Wahrung von "traditionellen Werten" können eben auch verbinden—nicht jeden mit jedem, aber immerhin die FPÖ, unsere Familien und die von mir befragten Slawen.Vielleicht kommen sie mit einer offeneren, liberalen und vielseitigen Gesellschaft nicht zurecht