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Er wollte der größte Prankster sein – jetzt ist er seinen Job los

Ein Koffer, versehen mit Drähten und pseudo-arabischen Wörtern. What could possibly go wrong?
imago | Geisser

Jeder kennt ihn aus der Schulzeit: den Klassenclown. Die Person, die zwingend immer lustig sein muss und auch nur deswegen Freunde hat, weil ab und zu ein Scherz tatsächlich witzig ist. Doch meist wünscht man sich, derjenige würde endlich mit den schlechten Witzen aufhören.

Weil der Klassenclown nur durch seine Witze die Zuneigung der Klasse bekommt, übertreibt er es gerne mal. Aber auch Klassenclowns werden erwachsen und weil sie offensichtlich nicht an ihren Witzen erstickt sind, treiben sie weiterhin ihr Unwesen. So wie ein 49-Jähriger aus Nordrhein-Westfalen.

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Während einer Nachtschicht hatte der Angestellte einer Bergbaufirma in einer Halle einen schwarzen Koffer gefunden. Der sah recht ungewöhnlich aus, Drähte ragten heraus, er war mit einem Absperrhahn und einem Druckmessgerät versehen. Da kam ihm der geniale Einfall, dass es seine Kollegen nur wenige Monate nach dem Anschlag in Paris sicher unfassbar lustig finden würden, wenn er eine Kofferbomben-Attrappe baut.

Deshalb nahm er sich weiße Farbe und motzte den Koffer mit islamisch-wirkenden Fantasiewörtern auf. Für, wie er es nennt, "mutige" Kofferöffner legte er als Belohnung dann noch Süßigkeiten hinein.

Was als Nächstes passierte, war eigentlich klar: Die vermeintliche Kofferbombe löste einen Großeinsatz aus, die Sprengstoffeinheit rückte an und sperrte erstmal das Gebäude ab.

Gelacht hat vermutlich niemand. Und seinen Job war der Witzbold auch schnell los – nach mehr als zwei Jahrzehnten im Betrieb. Seine Chefin kündigte ihm wegen des Vorfalls und erstattete Strafanzeige.

Die Justizseite von NRW zitiert die Vorgesetzte wie folgt: "Insbesondere habe der Kläger psychische Belastungen für die Belegschaft und eine gravierende Störung der Betriebsabläufe verursacht (…) Das Verhalten sei geeignet gewesen, Beschäftigte mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund in Misskredit zu bringen."

Das alles ist mittlerweile mehr als ein Jahr her – der Vorfall ereignete sich im Januar 2016. Der Bombenbastler hat dagegen geklagt und sich vor Gericht damit gerechtfertigt, dass es ja bloß ein Spaßkoffer gewesen sei, den er da gebaut habe. Vor der Zweiten Kammer des Arbeitsgerichtes in Herne ist er letztes Jahr schon abgeblitzt. Am Mittwoch wird der Fall erneut verhandelt.

So oder so ist ihm das Schlimmste passiert, was einem Clown passieren kann: Keiner findet seine Späße lustig. Denn ohne Lacher, ohne den Applaus, ist ein Clown eben nur ein schrulliger Typ, der sich abgefahren geschminkt hat und viel zu weite Klamotten trägt. Klingt, als könne er jetzt gut einen Spaßkoffer gebrauchen.

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