Es ist Zeit für ein Umdenken. Am Global Day of Climate Action veröffentlicht VICE ausschließlich Geschichten zur aktuellen Klimakrise. Hier erfährst du mehr über die jungen Klimaaktivistinnen aus der ganzen Welt und was du selber unternehmen kannst.2020 war kein gutes Jahr im Kampf gegen den Plastikmüll. Gesichtsmasken, Schutzanzüge und Latexhandschuhe sind im Kampf gegen das Virus unverzichtbar. Aber nicht nur der erhöhte Materialbedarf in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen macht den ohnehin schon überforderten Abfallwirtschaften vieler Länder zu schaffen, sondern auch das Verhalten von Privathaushalten. Viele Menschen meiden weiterhin öffentliche Orte, shoppen vermehrt im Internet und bestellen sich Essen nach Hause. Der dadurch entstehende Verpackungsmüll war schon immer ein Problem, aber durch Corona ist alles noch viel schlimmer geworden.
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Im Juli zeigte eine von der internationalen Naturschutzorganisation Oceana gesponserte YouGov-Umfrage, dass Amazon-Kunden in den USA seit Beginn der Pandemie verstärkt online einkaufen. Und das, obwohl 40 Prozent der 1.286 Befragten angaben, dass sie die zusätzliche Plastikverpackung stören würde.In der Asien-Pazifik-Region shoppen 58 Prozent der Konsumenten jetzt häufiger im Internet, heißt es in einer Umfrage des Software-Herstellers Adobe. Die US-amerikanische Beratungsfirma McKinsey & Co zeigte, dass Menschen in asiatischen Ländern aufgrund von Corona zwischen 16 und 70 Prozent mehr im Internet für Lebensmittel ausgegeben haben.Auch das Weltwirtschaftsforum warnte im Mai davor, dass die zunehmende Verwendung von Einwegplastik eine neue "Gesundheitskrise" auslösen werde, insbesondere in Entwicklungsländern, in denen sich der Müll entweder in Stadtzentren ansammele oder in die Gewässer und schließlich ins Meer gelange. Das ist besonders alarmierend, weil wir alle schon vor Corona jedes Jahr 29 Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere gekippt haben.Die durchschnittliche Verpackung eines Online-Einkaufs sieht so aus:
Verpackungen für Essenslieferungen sehen so aus:
Fast immer enthalten diese Verpackungen Einwegmaterialien wie Luftpolsterfolie, Styroporschalen oder Plastikbesteck. Entsorgen wir diese nicht vernünftig, werden sie zu Mikroplastik, das im Meer, der Erde, in Meerestieren und schließlich in unseren Körpern landet. Studien haben gezeigt, dass ein Mensch im Jahr durchschnittlich mindestens 50.000 Partikel Mikroplastik isst und einatmet, das sich in alarmierenden Mengen im menschlichen Körper ablagert.
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Asien produziert 51 Prozent des weltweit verwendeten Plastiks. Südostasiatische Länder gelten als größte Verursacher für die Verschmutzung der Meere mit Kunststoff. Schuld daran sind mangelhafte Abfallsysteme und Mülldeponien, gepaart mit einem Bevölkerungswachstum und einem stetig steigenden Bedarf für Konsumartikel, die oft in Plastik verpackt sind. Aber die Verpackungsflut ist nicht bloß ein regionales Problem. Viele Verpackungen, die in Asien verwendet werden, stammen von multinationalen Firmen aus westlichen Ländern. Umweltorganisation machen schon seit Jahren darauf aufmerksam, dass asiatische Länder zur Müllhalde des Westens geworden sind.Länder in Asien haben unterschiedlich darauf reagiert, einige effektiver als andere.Thailand, mit seinen circa 69 Millionen Einwohnern, produziert geschätzt 27,8 Millionen Tonnen Müll im Jahr. 12 bis 13 Prozent davon sind Plastikmüll.Experten für Abfallentsorgung warnten außerdem davor, dass sich Thailand zum "Mülleimer der Welt" entwickelt. Das Land importiert große Mengen Plastikmüll aus Ländern wie Japan, Hongkong und den USA. Heute gehört es zu den fünf Ländern, die für den meisten Plastikmüll in den Weltmeeren verantwortlich sind.2017 hatte Thailands Regierung angekündigt, seinen Plastikmüll bis 2030 zu reduzieren. Anfang 2020 wurden sogar Plastiktüten in großen Läden verboten. Über ein komplettes Verbot der Müllimporte 2021 wird gerade debattiert. Die Regierung hat allerdings zugegeben, dass der Kampf gegen den Plastikmüll seit dem Beginn der Pandemie weit zurückgeworfen wurde. Verantwortlich dafür sind die vermehrten Essensbestellungen. Lieferdienste wie Line Man und Grab verzeichneten 300 bis 400 Prozent mehr Aufträge seit Beginn des Lockdowns.
Thailand
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Um die Müllberge in den Griff zu kriegen, setzt sich Thailands Regierung lautstark für den Bau von Müllverbrennungsanlagen ein, die gleichzeitig Strom liefern können. Einige Experten befürchten allerdings, dass das den Plastikverbrauch und die Müllimporte steigern würde. Im thailändischen Fernsehen werden Plastiktüten jetzt sogar zensiert.
Singapur
Bangladesch
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Einer anderen Studie zufolge fielen in Bangladesch vor Corona bereits täglich 3.000 Tonnen Plastikmüll an. Die Pandemie soll dazu beigetragen haben, dass der Verbrauch von Kunststofftüten so stark anstieg "wie nie zuvor".2019 ergab eine gemeinsame Untersuchung der Umweltbehörde der Regierung und der NGO Waste Concern, dass Bangladesch im informellen Sektor 36 Prozent seiner Plastikabfälle recycelt und 39 Prozent auf Halden lagert. 25 Prozent gelangen in die Umwelt und wandern schließlich in den Golf von Bengalen.