Politik

Nico Semsrott tritt wegen Martin Sonneborn aus der PARTEI aus

Er will die rassistischen Witze des Vorsitzenden nicht mehr mittragen.
Nico Semsrott tritt wegen Martin Sonneborn aus der PARTEI aus
Foto: xMikexWolffx

Nico Semsrott hat heute erklärt, dass er aus der PARTEI austritt, für die er 2019 ins Europäische Parlament gewählt worden ist. Sonneborns rassistische Ausfälle werden damit auch zu einer Generationenfrage in der Partei.

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Letzte Woche postete Martin Sonneborn einen rassistischen Tweet, in dem er sich über die Aussprache von Asiaten lustig machte. Als zahlreiche User ihn dafür kritisierten, verspottete er sie.

Daraus zieht Nico Semsrott nun Konsequenzen. Er habe, schreibt er in seiner "humorlosen Erklärung, warum ich aus Die PARTEI austrete", Sonneborn darauf angesprochen und dazu zu bewegen versucht, sich zu entschuldigen. Denn: "Wenn sich Menschen von seinen Postings rassistisch angegriffen fühlen, muss er nicht viel tun. Es reichen Mitgefühl und der Respekt vor den Betroffenen, um das eigene Verhalten zu korrigieren."

Sonneborn habe sich aber nicht entschuldigt, sondern darauf beharrt, dass man seinen Witz nicht verstanden habe. Er habe damit ausgeblendet, dass es einen Rechtsruck in der Gesellschaft gebe und habe seine Machtposition gegenüber denjenigen, die von seinem Rassismus betroffen seien, ausgenutzt.

Semsrott deutet in der Erklärung auch weitere, ähnliche Vorfälle an. Worauf er sich bezieht, erwähnt er nicht explizit. Er störe sich an dem Umgang Sonneborns mit Kritik, schreibt Semsrott.

"Natürlich kann Martin Sonneborn Witze versuchen, wie er will. Aber ich bin raus, wenn er kein Mitgefühl zeigt und weder versteht, wo oben und unten ist, noch, dass seine Verantwortung als Vorsitzender von Die PARTEI mit 50.000 Mitgliedern und zuletzt 900.000 Wähler*innen weit über das hinausgeht, was ein Titanic-Chefredakteur vor 20 Jahren können musste."

Semsrott wurde bei der Europawahl zusammen mit Sonneborn ins Europäische Parlament gewählt. Während Sonneborn sich keiner Fraktion anschloss und im Parlament, unabhängig vom Thema, fast ausschließlich abwechselnd mit "Ja" und "Nein" stimmte, ging Semsrott zu den Grünen.

Schon im Wahlkampf kritisierte Semsrott den oft ignoranten Umgang älterer Politiker mit jüngeren Generationen. Sein Austritt aus der PARTEI ist dementsprechend nur konsequent.

Update 14. Januar 2021, 13:30 Uhr: Gestern Abend gegen 19:30 Uhr hat Martin Sonneborn auf seinen Social Media-Kanälen ein Statement veröffentlicht, in dem er die falsche Interpretation seines Witzes bemängelt und sich für seine Äußerungen entschuldigt. "Wenn ein Witz aber zu rassistischer Verletzung führt, statt Reflexionsanstöße zu geben oder zumindest ein befreiendes Lachen nach sich zu ziehen, dann ist es ein misslungener Witz. Es tut mir leid, dass Menschen durch die Reproduktion dieser Stereotype verletzt wurden."

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