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Heulsuse der Woche: Farid Bang vs. Heckler & Koch

Farid Bang regt sich über negative Reviews auf und Heckler & Koch sehen sich als Opfer einer Bundeswehr-Verschwörung.

Und wieder ist es an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Titelfoto: Imago/EQ Images

Heulsuse #1: Farid Bang

Der Vorfall: Das Musikportal rap.de schreibt eine wenig positive Review zu Farid Bangs Asphalt Massaka 3.

Die angemessene Reaktion: Darauf scheißen und sich über die Leute freuen, die es offensichtlich feiern.

Die tatsächliche Reaktion: Seine Fans auf den Chefredakteur hetzen.

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Es gibt wahrscheinlich ziemlich viele Dinge, die man Farid Bang vorwerfen kann, eine Sache gehört aber ganz bestimmt nicht dazu: Dass er Angst vor Auseinandersetzungen hat. Auf seiner aktuellen Platte Asphalt Massaka 3 fällt in jedem zweiten Satz der Name von einem seiner Feinde (allen voran Fler) und auch abseits des Studios ist der Düsseldorfer immer für einen Scherz auf Kosten anderer gut. Während Teile der Szene sich dadurch ganz wunderbar unterhalten fühlen, geben sich andere ob der stetigen Disserei mittlerweile etwas gelangweilt—darunter auch die Redakteurin, die eine nicht ganz so positive Review zu Farids aktueller Platte auf rap.de veröffentlicht hat.

Kurz darauf teilte der Banger-Musik-Chef ebenjenen Link auf Facebook und schrieb: „Falls sich noch jemand unsicher ist ob er sich Asphalt Massaka 3 kaufen soll oder nicht hier mal ne Review die euch mit Sicherheit weiterhelfen wird [sic]". So weit, so undramatisch. Hätte er gleichzeitig nicht ein etwas … unvorteilhaftes Bild des rap.de-Chefredakteurs Oliver Marquart gepostet und seinen Beitrag mit den Hashtags #rapupdateistseriöseralsrapde und #olivermarquatisteinfetterhurensohn versehen.

Vielleicht fühlt sich Farid betrogen, nachdem er erst kurz zuvor ein Interview mit dem Chef der Rap-Seite geführt hat. Vielleicht kam diese Bewertung für ihn aus komplett heiterem Himmel und es hat ihn wirklich getroffen, weil er so viel Herzblut in die Ich-ficke-alle-Platte gesteckt hat. Vielleicht hat er in den letzten Tagen auch nicht so wirklich viel geschlafen, weil Fler seit dem Release von AM3 im Minutentakt anruft. Wir wissen es nicht. Tatsache ist aber, dass Oliver Marquarts Bauch jetzt ein Meme ist und misogyne Raphörer da draußen mal wieder einen Grund gefunden haben, weibliche Musikjournalisten zu diskreditieren („Ist doch klar wenn eine Frau die Review macht das sowas bei rumkommt oder?"). Und das alles nur wegen der Feststellung, dass Asphalt Massaka 3 vielleicht nicht das abwechslungsreichste Release aller Zeiten ist.

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Heulsuse #2: Heckler & Koch

Foto: Imago/Karo

Der Vorfall: Neuen Tests zufolge kommt es bei heißgeschossenen G36-Sturmgewehren der Marke Heckler & Koch zu Schussungenauigkeiten.

Die angemessene Reaktion: Als Waffenhersteller eruieren, inwiefern sich diese Probleme beheben lassen könnten.

Die tatsächliche Reaktion: Eine Verschwörung seitens des Verteidigungsministeriums vermuten.

Deutschland steht für Sicherheit und Qualität—auch wenn es um Tötungswerkzeuge geht. Zumindest war das bisher so. Seit Neuestem scheint das Verteidigungsministerium allerdings Zweifel am Wert der jahrelang eingesetzten G36-Gewehre zu hegen. In einer Mitteilung vom Montag wurde verkündet, dass sich bei intensiven Tests größere Schussungenauigkeiten gezeigt hätten, sobald die Sturmgewehre heiß geschossen waren. Ähnliche Bedenken hatten der Wehrbeauftragte und der Bundesrechnungshof bereits in der Vergangenheit geäußert.

Während das Verteidigungsministerium berät, wie man mit der Sachlage am besten verfahren sollte, bläst der verantwortliche Waffenhersteller nun zum Gegenangriff. In einer Pressemitteilung zeigte sich Heckler & Koch „erschüttert" über die Vorwürfe und unterstellt dem Ministerium eine systematische Kampagne gegen sie als langjährigen Partner. Schließlich habe die Bundeswehr scheinbar neue Prüfkriterien entwickelt, die ihnen als Hersteller nicht zugänglich—und somit auch nicht erfüllbar—gemacht worden seien.

Zusammengefasst „deuten im Moment viele Indizien darauf hin, dass die für unser Produkt relevanten Parameter fortlaufend willkürlich geändert wurden, um die Diskussion rund um das Gewehr G36 fortführen zu können." Was genau sich das Verteidigungsministerium und die Bundeswehr von einem „systematischen Vorgehen" gegen ihren langjährigen Waffenpartner versprechen, konnte die Heckler & Koch GmbH dann aber auch nicht erklären. Vielleicht haben die Verschwörungskollegen von Russia Today und Pi-News dazu demnächst ein paar Theorien.

Letzte Woche: Tokio Hotel wollen Konzertlocations wegen ein paar Lampen boykottieren und eine Direktorin hat kein Problem damit, wenn rechte Burschenschaftler ihre Schüler unterrichten.

Der Gewinner: Tokio Hotel!