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Sex

Ich habe alle meine ehemaligen Sexpartnerinnen gebeten, mich zu bewerten

Spoiler: Ich musste dabei einiges einstecken.

Dieses Foto zeigt den Autor. Der Artikel wurde aus offensichtlichen Gründen unter einem Pseudonym geschrieben.

Jedes Mal, wenn eine meiner Beziehungen in die Brüche geht, trifft mich das schwer und ich läute eine Vielzahl an versoffenen Wochenenden ein, die meinem Körper sicherlich nicht gut tun. Wenn der Kotzreiz irgendwann wieder abgeklungen ist, bleibt mir dann wieder mal nur das Daten übrig. Und Dates sind wahrlich kein Zuckerschlecken. Ich vergleiche das Ganze gerne damit, wenn man aufgrund eines abgestürzten Computers total wütend wird: Man sitzt da, haut voller Inbrunst auf die gleichen Tasten („Und was machst du so?"; „Welche Musik hörst du gerne?"; „Tinder ist eigentlich ziemlich scheiße, oder?") und hoffst darauf, dass sich irgendetwas regt. Letztendlich dauert es dann allerdings eine halbe Ewigkeit, bis alles wieder funktioniert, und deine bisherigen Erinnerungen sind für immer beschädigt und durcheinander gebracht.

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Als ich dann diesen tollen Artikel von Emily Reynolds erblickte, kam mir eine Idee. Vielleicht ist mein Liebesleben so schablonenhaft, monoton und ärgerlich, weil ich ein schablonenhafter, monotoner und ärgerlicher Liebhaber bin. Ich entschied mich dazu, jede Frau zu kontaktieren, mit der ich jemals geschlafen habe, um auf diesem Weg herauszufinden, was sie über mich denken. Und es geschehen tatsächlich noch Zeichen und Wunder: Die Freundlichkeit und die Geduld anderer Menschen sorgten dafür, dass ich tatsächlich genügend Antworten bekam, damit dieser Fragebogen zu meinem Liebesleben wirklich repräsentativ ist.

Um den Wettbewerb nicht zu verzerren, wendete ich die gleiche mathematische Formel an wie meine wegweisende Vorgängerin: In jeder Kategorie konnte ich auf einer Skala von Eins bis Zehn bewertet werden—diese Bewertungen zählte ich zusammen, teilte das Ganze durch die Anzahl der Umfrageteilnehmerinnen und multiplizierte das Ergebnis schließlich mit Zehn, um auf einen Prozentwert zu kommen. Ein Hoch auf die Wissenschaft!

Es folgen nun die Ergebnisse:

VERFÜHRUNG

Wie man sehen kann, waren die meisten Teilnehmerinnen von dieser Kategorie ziemlich verwirrt, weil ich quasi keine „Verführungstechniken" drauf habe. Ach ja, falls es auf Frauen nicht verführerisch wirkt, wenn ich sturzbesoffen meine sieben Sachen in einer großen Tasche mit mir herumschleppe, dann bin ich vielleicht einfach nur nicht für diesen ganzen romantischen Quatsch gemacht.

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Bewertung: 31 Prozent. Verdammt, das könnte echt übel für mich ausgehen.

KÜSSEN

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass jede meine Partnerinnen meine potenzielle Alkohol- und Knoblauchsucht ignoriert. Ich ging jedoch auch immer davon aus, dass das Küssen für das schönere Geschlecht wichtiger sei, als es diese Kommentare erscheinen lassen. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur fürchterlich altmodisch. So fürchterlich altmodisch, dass ich alle meine längst verflossenen Ex-Freundinnen darum gebeten habe, mich als Liebhaber zu bewerten.

Bewertung: 66 Prozent. Sieht zwar schon besser aus, gut ist das aber noch lange nicht.

AUSSEHEN

Ich will hier mal eins klarstellen: Damals im Jahr 2006 war es total angesagt, wie eine „Mischung aus dem Typen von Papa Roach und dem Typen von McFly" herumzulaufen. Und ich kann doch auch nichts dafür, dass ich wie ein digitales Fahndungsfoto aussehe. DA DRAUßEN GIBT ES EINEN HAUFEN BEHAARTE NU-METAL-VERBRECHER, OK?

Bewertung: 73 Prozent. Es wird immer angenehmer.

VORSPIEL

Verdammte Axt, nach dem kurzen Hoch der vorhergegangen Kategorie bin ich jetzt wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. Es ist doch irgendwie auf mehreren Ebenen unangenehm, wenn mein Vorspiel als aggressiv bezeichnet wird—vor allem wenn man noch den Kommentar mit dem Fahndungsfoto im Hinterkopf hat. Ich stelle mir gerade vor, wie eine Staatsanwältin mit strenger Stimme die Anklagepunkte im Bezug auf meine Fingertechnik vorliest: „Kurz, tollpatschig und grauenvoll."

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Bewertung: 44 Prozent

CUNNILINGUS

Moment, ich google mal kurz, was eine Klitoris ist. Durch diese Kommentare habe ich zwei Dinge gelernt: Zum einen benötigen Frauen für ihre sexuelle Befriedigung einen ehrlichen Dialog sowie echte Hingabe und zum anderen ist mein Sexleben ein einziger Trümmerhaufen. Ach ja: Die Klitoris liegt so grob in der Nähe der Öffnung da unten.

Bewertung: 45 Prozent. Ich muss hier wirklich einiges einstecken.

DER EIGENTLICHE SEX

Das Ganze macht mir inzwischen keinen Spaß mehr. Ich meine, das verdammte Schulterzuck-Emoji wurde dazu verwendet, um das zu beschreiben, was mein Penis beim Sex macht. Und ich weiß auch ganz genau, welche Ex-Freundin das war: Sie musste auf jeden Fall „Schulterzuck-Emoji" googlen und das Ding dann in den Fragebogen kopieren. Das ist eigentlich schon fast wieder ein schmeichelhafter Aufwand, um eine Metapher für meine scheinbar suboptimale Fick-Technik zu finden.

Bewertung: Insgesamt 73 Prozent. Im Anbetracht der Kommentare ist das ja eigentlich nicht mal so schlecht.

ANDERES ZEUG

Es hat schon seine Gründe, warum Vanille eine klassische Eiscreme-Sorte ist. Würde ein Magnum Mandel mit Rum-Rosinen-Eis funktionieren? Nun, wahrscheinlich schon. Aber dann würde man sich gleich das Bettlaken einsauen und muss danach sofort unter die Dusche springen. Vanille ist der Geschmack, auf dem das ganze Magnum-Imperium aufgebaut ist. Warum sollte man Vanille also hassen? Vanille ist nicht umsonst das Nonplusultra.

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Bewertung: 18 Prozent

WÜRDEST DU NOCH MAL?

Hier erhielt ich insgesamt acht Antworten. Vier Mal wurde Ja gesagt, zwei Mal wurde Vielleicht gesagt und ein Mal wurde gesagt, dass man diesen Weg lieber nicht einschlagen sollte—was irgendwie ziemlich verhängnisvoll klingt. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass ich von einer Teilnehmerin für eine Art suspekten Kleinkriminellen gehalten wurde, worauf meine Mutter bestimmt nicht gerade stolz wäre. Also, sie wäre auf jeden Fall stolz auf den Rest dieses Fragebogens, bloß nicht auf diesen Teil.

Im Großen und Ganzen habe ich das Gefühl, gerade die Sex-Version der roten Pille aus Matrix genommen zu haben und in ein dystopisches Szenario voller unbequemer Wahrheiten gespült worden zu sein. Wenn es doch nur einen Weg gäbe, wieder in meine süße und heile Welt zurückzukehren, wo ich noch nichts von meinem langweiligen Vanillasex, meinem Alkoholproblem, meinen fürchterlichen Cunnilingus- und Verführungsfähigkeiten und meinem Verbrechergesicht wusste. Aber hey, immerhin hat niemand etwas Schlechtes über meinen Schwanz gesagt.

ENDERGEBNIS: 57 Prozent