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Ein Typ, der Frauen mietet und für die FPÖ antreten wollte, ist kein guter Mensch

Auch nicht, wenn man es zum Spaß behauptet.

Screenshot via YouTube

Robert Nissel, der Prostitutions-Coach von ATV, kandidiert nun also doch nicht für die FPÖ. Allerdings hätte er beinahe-unter anderem, weil er mit der Ausländerpolitik der Partei ziemlich viel anfangen kann, wie er auch im VICE-Interview erklärt hat. Das ist nur einer der Gründe, warum er definitiv nicht der beste Mensch ist und er dieses Prädikat nicht mal im Spaß verdient hat.

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Robert Nissel, der durch Das Geschäft mit der Liebe B-Ruhm erlangte, gehört zu der Art von Leuten, die jeder, der selbst schon mal in Thailand war, ziemlich gut kennen dürfte. Bereits im Flugzeug und auch danach immer wieder auf den Straßen sind „westliche" Männer mit thailändischen Frauen zu sehen. Offensichtlich sind es Paare auf Besuch in der alten Heimat der Frau. Diese Männer sind meistens ziemlich ähnlich: etwas älter, nicht besonders attraktiv und kräftig bis dicklich. Sie wirken ein wenig roh, vielleicht sogar brutal. Sie sprechen, die Frauen nicken.

Ich behaupte, das ist kein Zufall. Bevor ihr euch fragt, ob diese Verallgemeinerung wirklich zulässig ist, solltet ihr euch auch folgende Frage beantworten: Welcher Typ Mann fährt nach Südostasien oder auch nach Osteuropa, um sich dort eine Frau zu kaufen? Das sind vor allem Männer, die gern eine Frau hätten, die auf keinen Fall widersprechen kann. Es sind oft soziale Versager, die Frauen aus ihrem Gefüge reißen und in die eigene Isolation holen, sodass sie sich selbst aufwerten können und zusätzlich noch als verhältnismäßig reiche Gönner fühlen.

Diese Typen behaupten gerne, dass es „Liebe" wäre. Und ihren Frauen erklären sie, dass diese endlich den einzig wahren Mann gefunden hätten, der sich im Gegensatz zu allen anderen als Retter, als Held und Anker im Westen für sie hervortun würde. Doch „Liebe" ist tatsächlich entweder ein monatlicher Scheck, mit dem die Familie daheim ernährt werden kann oder zumindest die Aussicht darauf, dass der Typ bald abkratzt und sich die eigene soziale Situation damit fundamental verbessert.

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Robert Nissel entspricht vielen der oben genannten Bilder. Er ist nicht besonders attraktiv, er ist etwas windig und er sucht offenbar nach einer Frau, die zu ihm passt.

Interessanterweise ist er (zurecht?) der Meinung, dass das ohne Kohle nicht klappen wird. Das soll aber nicht weiter stören, denn Nissel stammt aus einer vermögenden Familie und posiert auch gerne mal mit teuren Autos. Und weil für seinen Geschmack die Frauen in Österreich anscheinend bereits zu emanzipiert sind (ja, sogar die, die ihren Körper verkaufen), geht es ab nach Osteuropa oder Südostasien-wo die Einkommensunterschiede zu Österreich so groß sind, dass die Frauen in einem viel größeren Ausmaß mitspielen müssen.

Das alles würde Nissel zu einem Ritter besonders trauriger Gestalt machen. Es macht ihn aber sicher nicht zu einem guten Menschen. Nissel ist aber noch einen Schritt weitergegangen und hat beschlossen, für die FPÖ zu kandidieren. Also die Partei, die international als „rechtsextrem" bezeichnet wird. Eine Partei, die auf die Ärmsten eintritt und gegen BettlerInnen hetzt. Eine Partei, die so tut, als wäre sie sozial-radikal, aber sich tatsächlich an der Regierung als Sprachrohr der großen Konzerne gezeigt hat. Eine Partei, die an der Regierung das nach oben offene Korruptionsbarometer gesprengt hat. Eine Partei mit massenweise Nazis in ihren Reihen (alles Einzelfälle natürlich!). Und schließlich: eine Partei, die zutiefst rassistisch ist.

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Screenshot via YouTube

Klar, inzwischen hat Nissel seine Kandidatur wieder zurückgezogen. Aber um das klarzustellen: Nissel ist da nicht zufällig reingestolpert. Genau in dieses Milieu gehört er. Nissel selbst erklärt völlig ironiebefreit im Interview, dass die FPÖ für ihn zwar den richtigen Kurs in Sachen Ausländerpolitik verfolgen würde-nur an Menschennähe würde es ihr noch ein bisschen mangeln. Kurz nach der Bekanntgabe der Kandidatur fand sich auf seinem Facebook-Profil dieser Eintrag, der die potentiellen WählerInnen auch nach wie vor noch von seiner FPÖ-Nähe überzeugt: „Ich wäre schon froh wenn das Haus in NÖ fertig ist, dann brauche ich, wenn ich aus dem Fester schaue, keine besoffene Ausländer anschauen, die ihre Notdurft auf parkende Autos verrichten." (Rechtschreibfehler im Original). Garniert wird das Ganze von ihm mit den in bestimmten Kreisen üblichen Anti-Islam-Postings.

Spätestens hier wird die Sache unfreiwillig komisch-oder zynisch, je nachdem. Nissel, der so gern in Osteuropa eine Frau finden würde, hat kein Problem mit dem eigenen Rassismus. Und damit, für eine Partei zu kandidieren, die den Rassismus in den politischen Genen trägt. Natürlich, auch die FPÖ ist da schon mal flexibel, wenn es Stimmen bringt. Strache etwa trägt auf Wahlplakaten gern die Brojanica, das serbische Gebetsband (die österreichischen Weißbrote glauben währenddessen, es sei ein blaues Freundschaftsband). Schon Karl Lueger, Vorbild von HC Strache und um das Jahr 1900 deutschnationaler Bürgermeister von Wien, erklärte: „Wer ein Jude ist, bestimme ich." Doch diese rassistische Flexibilität ändert natürlich nichts an der grundlegenden Ausrichtung.

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Dahinter steckt eine Überzeugung, die geradezu typisch ist für Österreich: Die eingekaufte migrantische Lady ist kein Problem, doch „die Ausländer" sollen besser draußen bleiben. Und die Moral von der Geschicht: Nur weil ein Typ schlicht und schmierig wirkt, sich für rassistische Parteien engagiert und gern Frauen mietet, ist er noch lange kein guter Mensch. Überraschung.

Ihr könnt Michael Bonvalot seit ein paar Tagen auch auf Facebook folgen.

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Donnerstag
Geht als erstes auf die Lesung von Steffi Sargnagel und fragt sie doch, was sie auf dem FPÖ-Oktoberfest so angestellt hat. Oder lest es hier und geht trotzdem zur Lesung.

Danach lasst ihr mit uns und unseren Freunden bei Donnerstag Nacht mit Vihanna die Fetzen fliegen. Kommen lohnt sich, bleiben umso mehr.

Freitag
Unsere Freundin Daliah zeigt in ihrer Ausstellung „Shot every five minutes", die von 31. Oktober bis 14. November im Rahmen des Monats der Fotografie in Wien gezeigt wird, 1000 Screenshots, die sie ein Jahr lang über alle fünf Minuten gesammelt hat. Und es wird Jelly-Shots geben!
Freitag ist außerdem Halloween, und ihr solltet euch mit euren sexy Krankenpflegerkostümen und ähnlich unkreativen Verkleidungen ins Dunkel der Pratersauna begeben, denn heute ist das Stromclub & Pratersauna Halloween Special. Kostümierte kommen trotz möglichen Kreativitätsmangels über die Schnell-Schlange rein. Kommt zahlreich und genießt Acts wie Junge Römer, DJ Hell, die Busenfreunde und natürlich auch HEAL & SEIDI| vom Strom.Club. Trip or Treat!

Samstag
Wer nach Halloween noch nicht genug vom wilden Partyleben hat, der schießt sich am Samstag bei EL DIA DE LOS MUERTOS (dem Tag der Toten) ins lateinamerikanisch angehauchte Nirvana. Wir sehen uns dann auf der anderen Seite.