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Das Bundespräsidentenwahl-Antrittsvideo der PARTEI hält unseren Politikern den Spiegel vor

Die PARTEI schafft es mit ihrem Antrittsvideo, die Inhaltslosigkeit von Wahlkampfvideos aufzuzeigen.

Heute hat Die PARTEI Österreich ein Video zur „Wahlinformation" veröffentlicht. In dem Video ist ein Mann in Anzug und Sturmhaube zu sehen—Insider vermuten, dass es sich dabei um einen bundesdeutschen PARTEI-Genossen handelt, der die österreichische Sektion bei ihrem Wahlkampf unterstützen soll. Das Lösegeldforderung-eske Video spielt vor einem Camouflage-Hintergrund; auf dem Rednerpult steht ein riesiger Bierkrug, im Hintergrund hängt ein Bild von Martin Sonneborn, dem PARTEI-Vorsitzenden.

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Was folgt, sind drei Minuten mit reiner Phrasendrescherei—also genau dem, woraus ein ordentliches Antrittsvideo nun mal besteht. Die Botschaften, die der Sturmhauben-Präsident Reitmayer energisch und mit geballter Faust vorträgt, könnten kaum nichtssagender sein: „Finster sind die Zeiten", „Es braucht eine neue Kraft", „Unser Land braucht eine neue Bewegung", et cetera pp.

Die Seher werden mit „Wahlvolk" angesprochen—vermutlich, um ein angemessenes Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen und gleichzeitig ein bisschen modernen Rechtssprech zu verwenden, der dieser Tage in Europa besonders zieht. Denn immerhin brauche Österreich laut der PARTEI eine neue Bewegung, „um das Volk unter sich zu vereinen". Ein kurzer Check der Gegenwartspolitik sagt: Die Richtung stimmt schon mal.

Zum Schluss des Videos verabschiedet sich Reitmayer mit dem für den Österreich-Flügel inzwischen zur Trademark gewordenen „Hi Hintner"—und gleichzeitig übrigens ein Gruß, der einigen Mitgliedern der PARTEI bei der letzten Pegida-Demo in Wien eine Anzeige wegen Wiederbetätigung eingebracht hat. Hintner selbst kann übrigens nicht als Bundespräsident kandidieren, weil er laut geltender Bestimmungen noch zu jung für das Amt ist.

All die Phrasen aus dem Video kennen wir (zumindest in abgewandelter Form) aus diversen anderen Antrittsvideos zur bevorstehenden Bundespräsidentenwahl. So ziemlich jeder Kandidat hat auch er den Traum, Österreich mit seinen ausgetrockneten Lippen „frischen Wind" einzuhauchen und die stillstehende Politik zu revolutionieren. Lugner will dies mit Hilfe seines Spatzis (der Ehefrau, nicht dem gleichnamigen Penis) schaffen, Khol mithilfe einer mittel-lustigen Facebook-Props an Maschek und Van der Bellen mit der altbewährten Bussibär-Attitüde, von der auch Heinz Fischer (zumindest im sozialen Netz) ein bisschen lebt.

Sieht man sich das Antrittsvideo der PARTEI zu Ende an, ist man nachher nicht viel klüger als davor. Man weiß weder etwas über die genauen Ziele von Thomas Reitmayer noch wie er sein Wahlvolk zufrieden stellen möchte. Und genau darin liegt wahrscheinlich der Witz dieses wunderschönen Videos: Es lässt einen völlig ahnungslos zurück und hält der mittlerweile zur Gewohnheit gewordenen Inhaltslosigkeit der Bundespräsidenten-Antrittsvideos den Spiegel vor.

Natürlich ist das großartige Video von Lugner und seiner Cathy hier ausgenommen, denn diese Realsatire toppt nicht einmal die PARTEI. Aber so lustig und wenig ernstzunehmend das Video der PARTEI auch sein mag, einen bitteren Beigeschmack hat das Ganze trotzdem: Denkt man sich die Sturmhaube und das Kidnapper-Setting des Videos weg, könnte es genau so gut ernst gemeint sein.

Verena auf Twitter: @verenabgnr