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Popkultur

Eine Typologie aller User, die dir auf Snapchat begegnen werden

Für all diejenigen, die letztendlich doch noch der Snapchat-Welle erlegen sind und sich jetzt fragen: Was passiert hier eigentlich?
Collage via VICE Media

Snapchat ist der Teufel. Du dachtest vielleicht, du könntest widerstehen, dachtest, du wärst stark genug, dich niemals einem gruppenorientierten Zwang hinzugeben, der in sich alles Böse dieser Welt vereint, dachtest, du wärst besser als die 14-Jährigen, die sich Hundeohren aufsetzen und Regenbögen speiben. Aber du irrst dich. Als ob du dich wehren könntest! Du Narr. Aber hey, willkommen auf Snapchat. Ist eigentlich ganz süß hier.

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Das Logo von Snapchat ist nicht umsonst ein Geist—der soll eine Anspielung auf die gespenstische Vergänglichkeit der Snaps sein und mag zwar auf den ersten Blick in all seiner Emoji-Anmut recht harmlos aussehen, aber in Wahrheit ist Ghostface Chillah (so der offizielle Name des Maskottchens) wie einer dieser grausigen Dementoren aus Harry Potter: Zuerst spürst du nur die eisig feuchte Kälte, die langsam deinen Rücken entlang aufsteigt, während der Himmel sich düster färbt und alles plötzlich ganz ruhig wird. Sein Todeskuss saugt dir nicht nur deine Seele aus dem Leib, er raubt dir außerdem deine letzten Reste an Speicher, Akku und Datenvolumen. Und keine Patronus-Hirschkuh dieser Welt kann dir dann noch helfen.

Aber ernsthaft: Snapchat ist im Jahr 2016—wir hatten es schon prophezeit—etwas, um das man einfach nicht mehr rumkommt. Und während Instagram dem Gefühl nach langsam aber sicher einen qualvollen Tod stirbt (ist da noch jemand?), avanciert Snapchat trotz oder gerade wegen der vermeintlichen Endlichkeit seiner Inhalte zum beliebtesten sozialen Netzwerk. Laut einer Studie hat es unter Jugendlichen in den USA sogar schon Facebook überholt. Könnte das das Ende sein?

Früher oder später wirst du dich also mit Snapchat befassen müssen, ob du nun willst oder nicht. Tatsächlich aber gibt es verschiedene Arten von Snapchat-Usern, auf die man sich vor allem als konvertierter Neuankömmling einstellen sollte. Ein kleines Stück von jedem tragen wir wohl alle in uns—hier sind die verschiedenen Typen von Snapchattern.

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Der Neuling

Foto via ectwins / Twitter

Das bist du. Ich weiß, ich weiß, das ist alles noch ungewohnt für dich—aber das Internet ist für uns alle Neuland. Diese ganzen Filter hier sind aufregend und ja, das ist echt super cool, wenn du plötzlich so lustige Schminke im Gesicht hast. Aber deine Foto-Captions müssen nicht immer auf "Hey Snapchat, was geht" oder "Woah, Snapchat!" lauten, als wärst du jedes Mal wieder aufs Neue weggeblasen von den Wundern der Technologie. Und Finger weg von dem Hundefilter—generell könntest du diesem Filterfest schön langsam ein Ende setzen. Letztendlich gibt es nur eine Wahrheit, die es zu erkennen gilt: Faceswaps sind die beste Erfindung des Jahrhunderts.

Die "Britney"

Diese immer häufiger auftretende Snapchat-Spezies, die charakteristisch ihre Lippen zu bereits bekannten Musikstücken bewegt, findet ihre Namenspatronin in Britney Spears, ihres Zeichens lebende Legende und amtierende Königin von Instagram. Außerdem ist Britney so was Ähnliches wie UN-Sonderbotschafterin für Lip-Syncing (ihre letzten dieser Welt bekannten Live-Vocals lieferte sie 2012 in Form eines Happy Birthdays an L.A. Reid), folgerichtig ist Britney also die Schutzheilige des Playbacks.

Jeder von uns hat mindestens eine Britney in seiner Freundesliste, oder war vielleicht sogar selbst schon mal eine. Und warum auch nicht—Lippenbewegungen scheinen ohnehin das neue Ding zu sein. Letztes Jahr gab es diesen kurzlebigen Hype um Dubsmash, die App musical.ly ist momentan unter Jugendlichen der nächste heiße Scheiß und mit Lip Sync Battle gibt es inzwischen sogar schon ein eigenes Fernsehformat, das das Konzept aufgreift. Deine innere Britney zu channeln kann Spaß machen.

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Das Mädchen, das den Kopf bewegt

Pardon das GIF. via lifeandstylemag.com

Das Mädchen, das den Kopf bewegt, hat bisweilen noch keine wirklich angemessene Bezeichnung verpasst bekommen, versteht sich jedoch als eine Art Weiterentwicklung der klassischen Britney—mit dem Unterschied, dass das Mädchen, das den Kopf bewegt, sich gar nicht erst die Mühe macht, überhaupt ihre Lippen zur Musik zu bewegen.

Stattdessen neigt sie ihren Schädel nonchalant in alle Richtungen, schaut dabei irgendwie gezwungen lässig in die Kamera und raucht den gelegentlichen Joint, während im Hintergrund Drake läuft. Eine Rihanna, wenn man so möchte. Das Mädchen, das den Kopf bewegt, macht im Grunde genommen nichts anderes als Selfie-Videos mit musikalischer Untermalung—und das macht sie gut.

Der Typ, der immer seinen Bildschirm abfilmt

Foto vom Autor.

Klar, ein Großteil unser aller Leben passiert auf einem Screen. Ein anderer Teil wiederum passiert auf einem Second Screen. Und ja, natürlich haben Videos von einem Bildschirm, der ein Konzertvideo auf YouTube zeigt, genauso ihre Daseinsberechtigung in einer Snapchat-Story wie Videos von einem Konzert, auf dem man tatsächlich selbst war.

Dieser Snapper-Sorte eilt ein schlechter, nerdiger Ruf voraus, der ihr jedoch nicht gerecht wird. Der Typ, der immer seinen Bildschirm abfilmt, lässt dich seine Welt mit seinen Augen sehen, zeigt dir, was der Beyoncé-Film ihn fühlen lässt. Und wenn Snapchat auch nur für eine Sache gut ist, dann dafür, Emotionen zu vermitteln. Weil die Snaps ein 24-Stunden-Ablaufdatum haben, sind sie in ihrer Darstellung und Ausführung viel weniger durchdacht, unüberlegter und damit irgendwie echter, als es zum Beispiel ein zu Ende gefiltertes, beschnittenes und korrigiertes Instagram-Foto sein könnte. Niemand investiert wirklich viel Zeit in Snaps—und das macht sie so real. Der Typ, der seinen Bildschirm abfilmt, zeigt dir sein echtes Leben. No Filter.

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Der Vlogger

Der Vlogger denkt, das hier wäre YouTube und begrüßt seine Snapchat-Follower regelmäßig mit einem eleganten "Hey Snapchat", bevor er oder sie beginnt, tägliche Abenteuer wie Lebensmitteleinkäufe oder Katzen-Unfälle zu dokumentieren. Der typische Vlogger liebt es außerdem, zwischendurch schweigend über Landschaften oder öffentliche Plätze zu schwenken und spielt dabei gerne mit Instagram-esker Ästhetik, die hier jedoch einerseits nicht die Mühe wert ist und zweitens nun mal einfach nichts verloren hat.

Zum Glück merken viele anfängliche Vlogger aber relativ schnell, dass sie leicht am Zeil vorbeischießen und werden am Ende zu richtig geilen Content-Schweinen, die ihre Storys bis zur Unterhaltungs-Perfektion ausformen und Snapchat wie das YouTube der Zukunft wirken lassen. Vlogger machen Snapchat erst sehenswert.

Der Stalker

Diese Person verweigert Snapchat bis heute—das heißt: indirekt—und lässt auch keine Gelegenheit aus, dies lang und breit kundzutun. Jeder weiß inzwischen über ihre Abneigung gegen Snapchat Bescheid. Weil FOMO aber nun mal existiert und die "Hast du ihre Story schon gesehen"-Sager irgendwann stressig wurden, hat sich auch diese Person irgendwann still und heimlich einen Account zugelegt, von dem aus sie jetzt tagtäglich die Snaps ihrer Mitmenschen stalken kann—einfach nur, um sich später in der Runde nicht zu fühlen wie eine Mutter, die von sich sagt, sie wäre eine "coole Mutter".

Es würde ihr jedoch niemals in den Sinn kommen, selbst zu snappen. Snapchat ist und bleibt für sie das Dümmste auf der ganzen Welt. Aber am Ende des Tages sieht man eben trotzdem immer, wer die eigenen Snaps angesehen hat. Und irgendwann gibt auch der Stalker auf.

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DJ Khaled

Keine Pointe.

Franz auf Twitter, wie auch auf Snapchat: @FranzLicht


Header: Brayan D.D. | Wikimedia Commons | CC BY-SA 4.0 (Collage by VICE Media)