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Fotos

Tief in der Anatomie

Ab und an finden wir immer mal wieder einen Brief von Martin Fengel in unserer Post. Wir finden es  ja immer wieder toll, wenn jemand an uns denkt und uns Briefe  aus seinem Leben und von den beschissensten Orten der Welt schickt...

Ab und an finden wir immer mal wieder einen Brief von Martin Fengel in unserer Post. Wir finden es  ja immer wieder toll, wenn jemand an uns denkt und uns Briefe  aus seinem Leben und von den beschissensten Orten der Welt schickt. Letztes Mal war Martin noch in Rumänien und diese Woche hat er sich in einem Museum für Anatomie umgesehen, von wo er uns hübsche Fotos von Niere, Lebern und anderem Fleisch geschickt hat.

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Hallo Vice,

Wenn man von mir aus zum Fotogeschäft Dinkel spaziert, kommt man zuerst am Goetheplatz vorbei. Wenn man Glück hat wird er für 2 mal rot auf der Ampel gesperrt und ein Hubschrauber landet, um einen Schwerverletzten in die Notfallklinik gegenüber zu bringen. Wenn man Pech hat wird er für einen halben Tag gesperrt, weil Neonazis dort manchmal ihre abstrusen Ideen verbreiten. Aber weiter. Man geht geradeaus und betritt ein riesiges Viertel, in dem ein Krankenhaus neben dem anderen steht. Gerichtsmedizin, Augenklinik, Psychatrie, Hautklinik und so fort. Es gibt dort ein sehr schönes Gebäude in dem die Anatomie untergebracht ist. Dort müssen die Medizinstudenten hin, damit sie später wissen, was wo im Körper ist. Ich erinnere mich, als mich ein Arzt während meines Zivildienstes im Krankenhaus rechts der Isar fragte, ob ich nicht Lust hätte bei einer Magenspiegelung zuzugucken. Wir sind dann, ich einen Mann auf einer Bahre schiebend, in ein Zimmer gegangen in dem ein Ständer mit Schläuchen stand. Auf einen der Schläuche schraubte er eine Art Doppelmonokel, das andere Ende schob er dem röchelnden Mann in den Mund und immer tiefer. "so, jetzt guck mal da durch", und während ich mit dem einen Auge den leidenden Kranken sah, konnte ich mit dem anderen durch einen roten glischtigen Gang gucken, das war seine Speiseröhre. "So, angekommen, " sagte der Doktor, wir sind im Magen. "und jetzt schau mal, die kleinen schwarzen Punkte, die sind nicht gut, die müssen weg." In dem Schlauch, den der Mann geschluckt hatte war auch noch eine Art Laserwaffe "jetzt wird's hell!", und der Mann gab fürchterliche Stöhngeräusche von sich, soweit das der Schlauch in seinem Mund erlaubte, ausserdem kam lauter Rauch aus seinem Mund, der nach verbrannten Haaren roch. Was ich damit erzählen wollte, ist, daß man den Körper nicht unbedingt aufschneiden muß um hineinzugucken. Jedenfalls, wenn man sehr gut in der Schule ist, und einen das auch interessiert, kann man Medizin studieren, und dann kann man in diesem Anatomiegebäude vieles lernen. Ich mußte ein e-mail schreiben, auf das ein sehr netter Professor antwortete, er führte mich durch verschiedene Räume, und hier kannst du sehen was er mir gezeigt hat. Ich habe ihn auch gefragt, ob ich Fotos von sezierenden Studenten machen darf, aber da sagte er, daß das nicht geht.

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Viele Grüße,

Martin