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Til Schweiger baut jetzt doch kein Flüchtlingsheim – und ist trotzdem cooler als du

Bevor jetzt alle „War ja klar!" schreien—Schweiger hat gute Gründe, nicht sein eigenes Heim zu bauen.
Schweiger ist übrigens scheißegal, was du von ihm hältst. Foto: imago/Michael Weber

Als Til Schweiger im August ankündigte, er wolle jetzt ein Flüchtlingsheim bauen und eine Stiftung gründen, sorgte das für einige Skepsis. Wie will Schweiger das machen? Ist das wirklich so einfach, ein Flüchtlingsheim zu bauen? (Wir sind dem mal nachgegangen, und nein, ist es wirklich nicht.)

Schweiger musste sich in den Wochen danach einiges an Spott und auch einige ziemlich unverschämte Fragen anhören—zum Beispiel vom CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer, der ihn in einer Talkshow süffisant fragte, wann das Heim denn jetzt genau kommen würde. Als wäre es nicht eigentlich Scheuers verdammte Pflicht als Politiker, sich um Flüchtlingsheime zu kümmern, statt auf Privatleuten herumzuhacken, wenn sie helfen wollen.

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Aber gut, Schweigers Heim war trotzdem eine Zitterpartie. Nachdem er angekündigt hatte, eine ehemalige Kaserne gefunden zu haben, die er umbauen wollte, stellte sich zuerst heraus, dass das Gebäude eher ungeeignet, und dann, dass Schweiger auf einen ziemlich unseriösen Geschäftspartner reingefallen war (die Tatsache, dass die Firma „Princess of Finkenwerda" hieß, hätte ihn vielleicht etwas misstrauisch machen können, aber hey).

Jetzt also die Meldung: „Schweiger baut doch kein Flüchtlingsheim", was natürlich erstmal nach einem harten Fail klingt. Auch die Entschuldigung des Sprechers Christian Specht, die Formulierung damals sei „nicht ganz glücklich" gewesen, klingt erstmal nach dem typischen „Ihr-habt-das-damals-falsch-verstanden"-Bullshit. Ist Schweiger also einfach ein Schwätzer, der seine großspurigen Pläne nicht durchziehen kann?

Ja und nein. Also ja, Schweiger ist auf jeden Fall ein Schwätzer, das würde wohl nicht mal er selbst bestreiten. Der Typ hat zu allem und jedem eine Meinung (und manchmal auch die ziemlich falsche), und er hat auch tatsächlich verkündet: „Ich werde mit Freunden zusammen ein Flüchtlingsheim aufbauen", und das passiert jetzt so nicht.

Aber: Schweiger wusste damals eben nicht, dass das nicht so einfach geht, weil da eine ganze Menge verschiedene Parteien involviert werden müssen. Kurz darauf hat er es aber verstanden und seine Pläne entsprechend angepasst: Schon sehr früh hieß es, der Schauspieler werde die Renovierung der Kaserne bezahlen, dann würde das Land Niedersachsen den Betrieb übernehmen.

Das klappt zwar in besagter Kaserne jetzt erstmal nicht, aber das heißt nicht, dass Schweiger jetzt alles einfach hinschmeißt und die Flüchtlinge Flüchtlinge sein lässt. Er hat nämlich schon eine Stiftung (die „Schweiger Foundation") gegründet, und die hat bereits angefangen, Flüchtlingsheime mit Musikräumen und Büchersendungen auszustatten. Und auch eine größere infrastrukturelle Kooperation ist noch nicht erledigt, aber eben „nur in Kooperation", wie Specht ntv erklärte.

Im Klartext: Nein, Til Schweiger wird nicht mit einem Bus herumfahren, Flüchtlinge am Straßenrand einsammeln und ihnen dann eine riesige Playboy-Villa bauen. Aber seine Stiftung und er sagen, dass sie weiter mit den Behörden zusammenarbeiten werden, um das Leben für Flüchtlinge besser zu machen. Und das ist mit Sicherheit bedeutend mehr, als die meisten seiner Kritiker je für Flüchtlinge getan haben.