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Campus, Sex und Ravioli

Wie du als Student das richtige Zuhause für dich findest

Studentenwohnheim, eigene Wohnung oder Anarcho-Kommune? Wir zeigen dir, welche Art zu wohnen am besten zu dir passt.

Foto: Imago/mm Images/Pixeller

Du steckst schon wieder mitten im gerade erst gestarteten Sommersemester, musst aber unbedingt aus deiner alten WG raus? Deine Beziehung ist in die Brüche gegangen und die Zeit in der gemütlichen Pärchenwohnung ist endgültig vorbei? Oder planst du, irgendwann demnächst mal mit dem Studieren anzufangen und bist dir noch nicht ganz sicher, was das für dich und dein bisher so bequemes Leben im heimischen Kinderzimmer bedeutet? Keine Angst, dir soll geholfen werden. In unserem umfassenden Guide zum Thema Wohnen als Student zeigen wir dir das Für und Wider der verschiedenen Lebenskonzepte auf und helfen dir dabei, die wirklich richtige Entscheidung zu treffen. Damit du nicht inmitten deiner Bibliotheksbücher unter einer Brücke schlafen oder es dir unter der Fritteuse in der Mensa gemütlich machen musst.

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Du hast die lästige Wohnungssuche schon längst hinter dir? Noch besser. Dann erfährst du hier, was dein WG-Zimmer, dein frisch bezogener Bierkarton in einem besetzten Haus oder dein Wohnschrank in einem Studentenwohnheim über deinen Charakter und deine Erfolgschancen im Studium verraten.

Bei deinen Eltern

Für Faule, Arme und Leute, die sich weigern, erwachsen zu werden

Egal, ob du jeden Morgen mit deiner Familie frühstückst und abends Brettspiele spielst, oder deinen Eltern nur ab und an auf dem Flur begegnest, um dich danach wieder zum Lernen in dein Zimmer einzuschließen: Diese Art zu wohnen, ist absolut inakzeptabel. Zumindest für alle, denen aufgrund einer finanziellen Notlage oder einem psychischem Kollaps vorübergehend nichts anderes übrig bleibt. Generell ist natürlich nichts Verwerfliches daran, sich gut mit seinen Eltern zu verstehen, doch wer mit Anfang oder Mitte 20 seine Mutter und seinen Vater für seine besten Freunde hält, hat offensichtlich nicht verstanden, dass man, um erwachsen zu werden, auch lernen muss, sich abzunabeln und unabhängig zu leben.

Wer nach der Uni gleich wieder nach Hause fährt und jedes Wochenende zu Hause bleibt, spart eine Menge Geld. Möglicherweise sorgen die ruhige Atmosphäre, das gute Essen und die fehlende Ablenkung auch für ein gutes Lernklima und letztendlich für gute Noten. Wer allerdings ernsthaft der Meinung ist, dass es nur darauf ankäme, hat das Prinzip des Studierens nicht verstanden.

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In deiner eigenen Wohnung

Für Einzelgänger, Lethargiker und Leute mit Geld

Foto: Imago/Jochen Tack

Dein Studium ist so entspannt, dass du es dir leisten kannst, nebenbei so viel arbeiten zu gehen, dass du wirkliches Geld verdienst? Deinen Eltern ist die akademische Karriere ihres Kindes jeden Monat einige hundert Euro zusätzlich wert oder du hast eine reizende Großmutter, die ihrer Liebe Ausdruck verleiht, indem sie dir in regelmäßigen Abständen großzügige Summen auf dein Konto überweist? Herzlichen Glückwunsch. Deine Wohnung ist dein eigenes Reich, dein Nest, dein Refugium und Ort des Friedens, an dem niemand dich stört und an dem du niemals eine Hose tragen musst, wenn du es nicht willst.

Du hast genug Platz und Ruhe, um zu Hause zu lernen und musst dafür nicht extra in die Bibliothek fahren. Du kannst tagelang im Bett liegen bleiben, ohne dass du befürchten musst, dass verständnislose Menschen wie deine Eltern oder Mitbewohner, dich für faul oder asozial halten. Irgendwann solltest du aber auch wieder aufstehen. Raus gehen, Leute treffen und vielleicht sogar in die Bibliothek gehen. Manchmal fühlt man sich nämlich doch besser, wenn man es zumindest geschafft hat, sich eine Hose anzuziehen.

In einer WG

Für Leute, die Anschluss suchen

Über die Vor- und Nachteile des WG-Lebens haben wir bereits ausführlich berichtet. Für die einen ist es der Traum von einem gemeinsamen Leben mit guten Freunden, gemütlichen Kochabenden und spontanen Hauspartys mit unverhofftem Sex. Für die anderen die Hölle auf Erden, in der Privatsphäre ein Fremdwort ist und Menschen ihre schlimmsten Charakterzüge offenbaren. Richtig ist aber in jedem Fall: Eine WG ermöglicht dir, in einer unbekannten Stadt schnell Anschluss zu finden und neue Leute kennenzulernen. Leute, die im besten Falle deine Ansichten und Interessen teilen und mit denen du dich über dein Studium austauschen kannst.

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Schließlich möchte niemand in einer reinen Zweck-WG wohnen, in der sich die berufstätigen Mitbewohner darüber beschweren, dass du nicht genügend zum Haushalt beisteuerst, immer nur bei Lidl einkaufst und nach neun Uhr abends noch mal so richtig die Musik aufdrehst. Auf der anderen Seite kann dir auch das ausgelassene Party-WG-Leben zum Verhängnis werden. Zumindest wenn du vorhast, irgendwann einmal deinen Abschluss zu machen.

In einem besetzten Haus

Für Dosenbier-Fans und Idealisten, denen der Kampf gegen das System wichtiger ist als der Luxus einer funktionierenden Toilette

Foto: Nicor | Wikimedia | CC BY 2.0

Du hast eine Menge politisches Bewusstsein und kannst mit materiellem Luxus nichts anfangen. Revolution ist für dich mehr, als dir ein zerfleddertes Che-Guevara-Poster übers Bett zu hängen, Bakunin zu lesen und ausschließlich fair gehandelten Bio-Kaffee zu trinken. Du willst dich nicht nur theoretisch mit dem Klassenkampf auseinandersetzen, du willst ihn leben. In einem besetzten Haus zu wohnen, ist in Zeiten von Gentrifizierung, immer weiter steigenden Mieten und akuter Wohnungsnot mehr als nur ein politisches Statement. Und wenn du es mit einer Gruppe von Gleichgesinnten tust, die deine Ideale, deinen Hass auf das System und deine Vorliebe für Diskussionen bei Kerzenschein und Dosenbier teilen, kommt auch die Romantik nicht zu kurz.

Deine Überzeugungen und deine Bereitschaft, für diese auf jedweden modernen Wohnkomfort und den Luxus einer funktionierenden Toilette zu verzichten, in allen Ehren, doch ziemlich schnell wirst du feststellen, dass dir diese Art zu leben deine Unikarriere erheblich erschweren wird. Die Revolution ist kein Hobby, sondern ein Vollzeitjob, so dass du kaum die Zeit finden wirst, Vorlesungen und Seminare zu besuchen oder in der Bibliothek deine Hausarbeiten zu schreiben, weil es dort elektrisches Licht und funktionierende Steckdosen gibt.

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Zur Untermiete

Für Unentschlossene und Bindungsängstliche

Zu der Zeit als meine Eltern studiert haben, bedeutete „bei jemandem zur Untermiete wohnen" ein kleines Zimmer bei einer alleinstehenden, meist verwitweten, älteren Dame, die keine Besuche von Menschen des jeweils anderen Geschlechts duldete und bei der man sich nie sicher sein konnte, ob sie nicht in Abwesenheit ihrer Mieter deren Zimmer durchwühlte. Heute bedeutet Untermiete meist, dass Leute ihre Wohnung oder ihr Zimmer vermieten, wenn sie für eine Zeit ins Ausland gehen und ihr Zuhause nicht aufgeben wollen. Wenn dich die Idee des kollektiven Eigentums anspricht, ein besetztes Haus dir aber doch zu krass ist, wenn du neu in eine Stadt gezogen bist oder dein Studium gerade erst begonnen hast, ist so eine vorübergehende Bleibe die perfekte Lösung für dich.

In den meisten Fällen ist die komplette Einrichtung schon vorhanden. Alles, was du brauchst, ist ein bisschen Sinn für Verantwortung und eine private Haftpflichtversicherung. Du kannst einfach einziehen, dich auf dein Studium konzentrieren und dir alles in Ruhe angucken, bevor du eine endgültige Entscheidung triffst. Denn die Entscheidung, alles über den Haufen zu werfen und sich doch nach einem anderen Studienplatz umzusehen, wiegt eindeutig schwerer, wenn man bereits Wochen damit verbracht hat, Dielen abzuschleifen, Wände zu streichen und Ikea-Regale zusammenzubauen.

Im Studentenwohnheim

Für Anspruchslose

Foto: Mike | Flickr | CC BY 2.0

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Obwohl es inzwischen ziemlich elitäre Wohnanlagen gibt, bei denen du für den Luxus eines 20-Quadratmeter-Zimmers mit eigener Toilette 500 Euro hinblättern darfst, kostet dich ein Zimmer in einem Wohnheim in Deutschland durchschnittlich nur etwas mehr als 200 Euro und ist damit nach wie vor billiger zu haben als die meisten WG-Zimmer. Außerdem hat man es meistens nicht weit bis zur Uni und verschwendet so nicht unnötig Zeit für lange Bus- und Bahnfahrten. Damit haben sich die Vorteile allerdings auch schon erschöpft. Ein Studentenwohnheim ist ein ästhetisches Vakuum. Es versprüht die Tristesse eines besetzten Hauses ohne den Anarcho-Charme, aber asozial macht es trotzdem.

Auch das romantisch verklärte abenteuerliche Leben amerikanischer College-Filme wirst du hier nicht finden. Wenn du jedoch keinen großen Wert auf Sauberkeit legst und es dir nichts ausmacht, die Dusche mit 20 anderen Menschen zu teilen, wenn du ästhetisch anspruchslos, kontaktfreudig und nicht klaustrophobisch veranlagt bist, dann ist das Leben in einem Wohnheim vielleicht das Richtige für dich. Doch seien wir ehrlich: Such dir einen Job, damit du dir was Besseres leisten kannst. Oder beende dein Studium in Rekordzeit, um möglichst schnell richtiges Geld zu verdienen und aus diesem Loch rauszukommen.

Couchsurfing

Für Sparfüchse und Orientierungslose

Couchsurfing ist der Hippie-Vorgänger von Airbnb. Eigentlich ist es genau das Gleiche wie Airbnb, nur umsonst. Du kannst bei wildfremden Menschen übernachten, ohne dafür zu zahlen. Es ist gratis. Deine Monatsmiete liegt bei nullkommanull. Nebenbei lernst du noch eine Menge verschiedener Menschen und Stadtteile kennen. Super, was? Davon abgesehen gibt es keine Verträge, die dich an irgendetwas binden, frei wie ein Vogel segelst du durch dein Leben, und nach ein paar Nächten im gleichen Bett wartet irgendwo schon ein neues Abenteuer auf dich.

Spätestens nach zwei bis drei Wochen wird dir jedoch auffallen, dass dieses Leben eine Menge Organisation und extrem starke Nerven erfordert. Zum Studieren bleibt dir keine Zeit und die ständig wechselnden Orte und Menschen können selbst den sozial begabtesten und mental stabilsten Menschen an den Rand seiner physischen und psychischen Kapazitäten treiben. Tu dir also einen Gefallen und such dir was Richtiges, auch wenn es Geld kostet.