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Eine autonome Perspektive auf den Binz-Umzug

Uns wurde ein Video zugestellt, das Autonomen- und Polizeigewalt in etwa gleich stark verherrlicht.

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Uns wurde gestern ein Video zugeschickt, das wir dir nicht vorenthalten wollen. Es handelt sich offenbar um einen Zusammenschnitt eines Teils des Binz-Umzugs vom März letzten Jahres. Wir haben zwar keine Ahnung, wer das Video gemacht hat, aber die Bilder zeigen eine Perspektive, die noch niemand öffentlich gemacht hat.

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Wir erinnern uns: Das besetzte Binz-Areal in Zürich war eine der grössten Besetzungen Europas und wurde letzten Frühling geräumt. Ein autonomer Hafen der Kreativität und ein Freiraum für jeden und alles Mögliche. Solche Räume sind in der Schweiz, insbesondere in Zürich, bitter nötig, da unsere Stadt von enormen „Aufwertungsbemühungen" betroffen ist. Oberhalb der Hand findest du hier keine zahlbare Wohnung. Du willst Tanzen gehen? Das kostet dich einen thailändischen Monatslohn, falls du beim Bier bleibst und auf der Liste stehst.

Der Aufwertungsprozess verläuft derweil immer recht absehbar: Schlecht bezahlte Leute und jene mit alternativen Lebensformen ziehen sich in ein „ärmeres" Viertel zurück, weil sie sich dort das Leben leisten können.Dafür ist zahlbarer Wohn-und Arbeitsraum ziemlich wichtig.

Das betroffene Viertel wird dann langsam aber stetig interessanter. Vielleicht sind es die Hinterhof Bars, die hübsch bemalten Wände oder die Drogen. Vielleicht ist es auch die kollektive Entscheidung gegen einen seelenfressenden Acht-bis-fünf-Job, dem man dabei zuschaut, wie er einen frisst, nur um einmal im Jahr zwei Wochen auf Malle all-inclusive Ferien mit den restlichen Untoten zu erleben. Tief im Herzen will eigentlich kein Mensch das so haben. Viele machen es aber trotzdem so, sei es wegen den Eltern, dem Ehepartner oder auch ganz oft wegen den Kindern.

Also werden Leute, die keine alternativen Lebensformen pflegen, sich diese aber als Umgebung wünschen, wie die Fliegen von einem Lebensraum angezogen, der ihnen dieses letzte bisschen Spannung vorgaukelt.

Zeitgleich wuchert die Stadt vor sich hin. Bis zur nächsten Pest, wird die Nachfrage nach Wohn-und Arbeitsraum in Zürich ansteigen. Neue Stadtzentren werden gebaut und erschlossen, die ausschauen wie Gattaca.

Konfrontiert mit dieser neuen, kaufkräftigen Nachfrage reagieren die glücklichen Besitzer der Liegenschaften mit Aufwertung. Wenn besser gestellte Menschen in den Rotlicht-und Drogenvierteln der Stadt leben wollen, kann das denen ja ermöglicht werden. Am liebsten in einer hübscheren Wohnung, die auch genug kostet und einbringt. Zudem gehört eh das meiste der Stadt oder den Banken. Das ist der neue Kreis (4) des Lebens in Zürich. Von den städtischen Graffiti-Beauftragten bis zu den Bauunternehmern spielen alle mit. Ausser denen, die von einem leerstehenden Gebäude zum nächsten gejagt werden. Mittlerweile haben die verschiedenen Familien des Binz-Areals eine neue Bleibe gefunden in dem ebenfalls seit letztem Jahr besetzten Koch-Areal. Dort finden heute diverse originelle Veranstaltungen wie die UP STATE-Ausstellungsreihe statt.