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GAMES

Alle Spiele, die dieses scheiß Jahr noch retten könnten

Eine Halbjahresbilanz, aber die Durstrecke der Games trifft zum Glück bald auf Hotlines, Energy-Drink-Zombies, Schaufelritter und LSD-kompatible Würmer.

Da haben wir nun seit letztem Jahr diese Hochleistungsmaschinen und der langerwartete Software-Krieg setzt und setzt nicht ein. Wo sind die verdammten Hits von 2014? Diese nächste Generation stellt sich mittlerweile—zugegeben noch in den Kinderschuhen steckend—als eine ziemlich zynisch unmotivierte und verzogene heraus, die eher zu der Sorte gehört, die einem alles wegkifft und den Kühlschrank leer frisst. Auch die alteingesessenen Plattformen und Studios beweisen mit ihren Kriegs-Shootern Teil Fünfundfuckingfünzig, Indie-Nachahmungen und dem allgemeinen IP-Wiederkäuen wenig Originalität.

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Die Entwickler aus den baltischen Staaten, England, Osteuropa und auch aus Österreich, die von den Big Players wahrscheinlich als drogenabhängiger, anarchistischer Euro-Trash beschimpft werden, begeistern doch noch manchmal mit coolen Konzepten. Kleine Ausnahmen wie TxK, Luftrausers, Broforce oder dickere wie Wolfenstein: The New Order bestätigen aber letztlich nur die Regel, dass 2014 Gaming-technisch ein ziemlicher Loser ist.

Auch die E3 liegt schon wieder Wochen zurück und hat uns mehr Trailer als tatsächliche Spiele geboten sowie einen allgemeinen Fatalismus. Zweifel kommen auf ob solche Game-Convention überhaupt noch notwendig sind, wenn man doch gemütlich zuhause alles streamen kann. Das wird auch zur legitimen Kritik, wenn Remake-Ankündigungen von der Halo-Reihe und Grim Fandango das einzige sind was Begeisterung auslöst. Ein paar Lichtblicke konnten sich aber wie immer herauskristallisieren und funkeln durch die Scheißewolken des diesjährigen Spiele-Firmaments.

Auch wenn die Halbjahresbilanz schlecht ausfällt, sind wir auf folgende Titel echt schon saugespannt—und lasst mich mit den HD-Re-Releases von GTA V und The Last of Us in Ruhe. Das ist wirklich nur ein Umdrehen der gebrauchten Unterhosen.

Hohokum

Du hast mit Hasch und Theme Park World deine ersten Erfahrungen gemacht und verspürst nun das unbändigende Verlangen dein Hirn mit LSD und dem dazu passenden Game zu plätten? Dann habe das perfekte Spiel für dich: Hohokum hat kein Tutorial, keine Punkte oder „lineare" Handlung. Alles was du tun musst, ist deine wurmige Existenz durch eine zweidimensionale Wunderwelt gleiten zu lassen, während freaky Wesen auf dir surfen und du Musikstücke einsammelst. Im August ist es soweit und alle unsere PS-Plattformen vereinen sich zum ultimativen Stoner-Regenbogen. Right on.

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Evolve

2012 haben Turtle Rock Studios mit dieser auffrisierten Sci-Fi-Version von Räuber und Gendarm alle Mumus feucht gemacht. Mehrere Spieler jagen in Coop ein riesiges, abartiges Herzinfarktmonster, das wiederum von einem Mitspieler kontrolliert wird. Das klingt nach einem neuen, frischen Multiplayer-Konzept und auch wenn es Leute gibt, die sich von guter Grafik nicht beeindrucken lassen wollen, hängen bei den Gameplay-Videos alle Kinnladen tief. Es ist abgedroschen, aber ich stehe drauf, wenn Jäger zu Gejagten werden und umgekehrt.

Shovel Knight

Ein Ritter Schrägstrich Schatzsucher schaufelt sich gnadenlos mit Hilfe seines Allzweckgrabwerkzeugs durch Burgen, Wälder und die Köpfe seiner magischen und manchmal mechanischen Gegner. Die japanische Komponistin Manami Matsumae—bekannt für Mega Man—wird zusammen mit Jake Kaufman feinste AdLib-Sounds abliefern. Leider ist der Buddelspaß auf Nintendo und PC beschränkt.

Sunset Overdrive

Man muss sich vorstellen, dass Saints Row 4, Dead Rising 3 und Tony Hawk einen unheiligen Bastard gezeugt haben um die Grenzen der Open-World-Bewegungsmöglichkeiten weit aufzusprengen. Bunt und reizüberflutend durchquerst du an den Wänden gleitend das von einem Evil Energy Drink verseuchte Sunset City. Als Tokyo-Hotel-Punk triffst du dabei auf irre designte Gegner, die aus dem Leuchtfaserstift betrunkener Vorschüler stammen könnten. Sunset Overdrive wird DAS Sandkastenspiel der jungen Garde, die keinen Sinn in Realismus oder linearem Handlungsaufbau mehr sehen. „Red Bull Funpark Killers" wäre ja mein Alternativtitel.

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Ori and the Blind Forest

Wieder ein kleines Indie-Zuckerl—dieses Mal exklusiv für die Xboxen—das uns mit wunderschön düsteren Level-Designs und sexy Lichteffekten umschmeichelt. Abgesehen davon, dass es heißt und aussieht wie ein Miyasaki-Film, so in die Richtung Prinzessin Mononoke, ist Ori im Ganzen ein optischer Zungenkuss aus ambivalenten Waldgeistern, Seelenheil und fiesen Eulengiganten.

Hotline Miami 2 – Wrong Number

Wir haben eine besonders obsessive Beziehung zu diesem Titel. Die halbe Redaktion ist geil auf den zweiten Teil des psychotisch innovativen Spieleformats aus der Vogelperspektive mit dem homiziden Pixel-Ryan Gosling und seiner Massenmördermasken. Dieses Mal sogar mit Level-Editor!!!

In einem Interview von den Hotline-Entwickler-Genies Devolver und Vlambeer habe ich gehört, dass sie zuweilen mehr als 20 Spiele pro Quartal fertigstellen und nach den scharfen Qualitätskontrollen selten nur eines übrig bleibt—darunter beispielsweise ein Titel mit Ninjas und automatische Waffen abfeuernde Grappling-Hooks. Das war wohl zu awesome für uns, das einfacher gestrickte Fußvolk. Ich freue mich besonders wieder auf einen epischen Elektro-Soundtrack, den sie anscheinend gerade auf Bandcamp zusammensuchen und dann abkaufen. Dann kann ich endlich wieder auf besoffenen Partys mit dem geklauten Anlagenkabel in der Hand, andere Tracks als die von |M|O|O|N| aus dem ersten Hotline auflegen.

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Alien Isolation

Nachdem das letzte Alien-Spiel bei mir immer noch Würgereflexe hervorruft, freut es mich zu verkünden, dass Alien Isolation ein Horrormeisterwerk geworden ist—so wie der allererste Filmvorgänger. Ohne Waffen, nur mit deinem saucoolen Motion-Tracker bewegst du dich durch perfekt dem 80s-Tech-Futurismus nachempfundenen Raumschiff im Stile Ridley Scotts. Nur ein einziges Alien, das dich jagt, bedeutet Survival der Höchstklasse. Und besonders die Aussicht auf eine Version für diverse Virtual-Reality-Plattformen macht mir weiche Knie. Wenn ich mich im Spiel anscheiße, sind dann meine Hosen auch ohne Oculus Rift voll?

Curious Expedition

Ein Titel, der dem Kollegen Andreas Dobersberger besonders viel Vorfreude abringt, hat ein Design, das in mir zum Teil einen klassischen LucasArts-Boner aufsteigen lässt. Es handelt sich aber eigentlich um einen Roguelike, der ausschließlich für PC geplant ist und ein ultimatives Forscherfest in LoRes für die Schlauberger unter uns bedeutet. Gerade für die, die schon immer mal in die Rolle von Nikola Tesla, Marie Curie, Charles Darwin, Levi Herzfeld, Amelia Earhart oder Johan Huizinga schlüpfen wollten. Individuell generierte Levels, die mit Entdeckungen, Resourcen und crazy Viehzeug vollgestopft sind und ein bisschen an Brettspiele wie Die Siedler von Catan erinnern. Wer stirbt, ist tot—eine harte aber auch hier wichtige Lehre für jeden Abenteurer.

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Middle-earth: Shadow of Mordor

Ich bin genau so übersättigt von Mittelerde und den Hobbits in Hyper-Definition, aber Shadow rockt schon jetzt unsere Hackschlachtfantasien. Es spielt auch zum Glück in einer Timeline, die zwischen denen des brutalen Kinderbuchs und der „Herren der Ringe" angesiedelt ist. Somit sind alle handlungstechnischen Freiheiten geboten und keiner kann herumtrollen: „Also ich habe ja das Buch gelesen. Das war viel detailierter und immersiver." Fuck you! Auch das mittlerweile exponentiell verwendete Kampfsystem der Arkham-Batman-Games wird vom Protagonisten Talion, dem Emo mit Kräften der Ringgeister, perfekt eingesetzt in diesem Action RPG—und nur die Angst zu viel Zeit mit Orc-Jagden zu vergeuden ist größer als der sich ausbreitende Schrecken über Mordor.

Super Smash Brothers

Das Maskottchen-Massaker kommt für die WiiU und den 3DS, was zur Zeit bei allen Nintendo-Freaks ein vorzeitiges Crack-Jucken in den Fingern auslöst. Ob sich die Moves von Mega Man, Pac-Man, dem Dorfbewohners aus Animal Crossing gegen das ganze restliche Nintendoverse behaupten können? Auch unsere Wii-Avatare, die Miis, sind bei der jugendfreien Rauferei dabei und sogar das Wii-Fit-Girl. Auch wenn ich mehr ein Mortal Kombat-Verfechter bin, freu ich mich schon, da ich ohnehin Peach seit Ewigkeiten eine aufs Maul geben wollte. Immer ist sie in einem anderen Schloss, diese seitenspringende beziehungsweise sidescrollende Schlampe!

Dann sollte man natürlich die üblichen Ubisoft-Verdächtigen des Jahres nicht auslassen, wie zum Beispiel Far Cry mit ihrem vierten Teil und dem kontrovers homosexuellen Sozipathen in der Antagonistenrolle, sowie das nächste Assassin's Creed: Unity inklusive mit Eifelturm-Erstbesteigung.

Auch wenn No Man's Sky erst 2015 kommt, sollte man erwähnen, dass diese ambitionierte Indie-Produktion—mit einem unter 10-köpfigen-Mini-Team von Hello Games—auf der E3 für größeren Gesprächsstoff gesorgt hat als die riesen Studios, die nur mit Sprachlosigkeit reagieren konnten und nun hoffentlich um ihr Leben programmieren. Competition hält die Welt am laufen und vielleicht bekommen wir dann endlich wieder einmal geile Software für unsere Schlitze. Ihr wollt es doch auch!

Josef auf Twitter: @theZeffo