Die Realität ist nicht immer das, was du siehst
Alle Fotos: Signe Pierce

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The Privacy and Perception Issue

Die Realität ist nicht immer das, was du siehst

Die Fotografin Signe Pierce nutzt ihren Körper und ihre Bilder, um zu demonstrieren, wie die Realität manipuliert werden kann.

Dieser Artikel stammt aus der Privacy and Perception Issue des VICE Magazines, das in Zusammenarbeit mit Broadly produziert wurde. Mehr Geschichten aus dem Heft kannst du hier lesen.

Wir leben im Zeitalter der "alternativen Fakten". Zwar müssen Menschen schon seit Jahrhunderten zwischen Realität und Fiktion unterscheiden, seit der Erfindung des Internets ist die Aufgabe allerdings mutmaßlich noch schwieriger geworden. Signe Pierce beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit unserer Wahrnehmung der Wirklichkeit in einer zunehmend digitalen Welt und erforscht, welchen Einfluss diese Welt auf unsere Auffassung von Wahrheit hat.

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In dieser Selbstporträtreihe zeigt sich Pierce als Paradoxon, abstrakt und gegenständlich, digital und real zugleich. Die abstrakten Bilder wirken, als habe Pierce sie digital manipuliert und verflüssigt, aber das täuscht. Photoshop kam nur bei der Farbkorrektur zum Einsatz. Stattdessen richtete Pierce ihre Kamera auf einen verzerrenden Spiegel, der ihren Körper verformte, und zwar zu einem "tropfenden, erotisch aufgeladenen Instagram-Thottie", wie sie sagt. So fordert sie die Betrachter auf, darüber nachzudenken, dass unsere Wahrnehmung im echten Leben genauso manipuliert werden kann wie in der digitalen Welt. "Hätte ich es nicht verraten, würdest du dann davon ausgehen, dass dieses verzerrte Bild mit Photoshop geschaffen wurde? Ist es weniger manipuliert, weil der Effekt bereits bei der Aufnahme entstanden ist?"


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Die anderen Fotos verweisen direkter auf die künstliche Fassade, die sich online über das eigentliche Ich legt, und auf die zunehmende Verknüpfung zwischen unseren digitalen Geräten und unserem Selbstbild. Wir sehen Pierce mit einem Gestell auf dem Kopf – sie bezeichnet es als "Halo" –, das sie für ihre Performances entwickelt hat. Sie rückt in den Bildern ihren nackten Körper ins Fadenkreuz, hinterfragt das Stigma der Selbstdarstellung, und wandert so auf dem Grat zwischen Technologie und Biologie, Kontrolle und Unterwerfung, Selbst und Selfie.

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"Es hat etwas Vulgäres und leicht Pornografisches, wenn man andere Menschen sehen lässt, wie man sich selbst anschaut, vor allem, wenn das Ganze sexuell oder provokativ gehalten ist", sagt Pierce. Es sei OK, ein sexy Selfie zu sehen, dagegen fühle man sich schneller entfremdet, wenn man zusieht, wie das Selfie entsteht. "Du lieferst dabei eine Performance für eine Maschine."

Die Fotografin hält ein ihr Smartphone vor ihre Vagina

Bauchfalten gibt es in der perfekt inszenierten Welt nicht

Die Fotografin wird mit einem Spiegel verzerrt

Die Fotografin will, dass man sich fragt: Wurde das Foto vor oder nach der Aufnahme verzerrt?

Signe Pierce trägt ein Metallgestell um den Kopf für ihr Smartphone

Signe Pierce hat für ihre Performance ein Gestell entwickelt. "Halo" lässt dich das perfekte Selfie schießen

Wie ein Gemälde sieht das verzerrte Bild der Fotografin aus

Photoshop oder Zerrspiegel? Signe Pierce gibt Rätsel auf

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