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Nach Pegida ist vor Pegida: Freizeit-Ideen für gelangweilte Ex-Pegidisten

„Harry Potter", Moschee-Töpferkurs oder Streichelzoo? Wir verraten, wie besorgte Rassisten ihre Freizeit ganz ohne islamophobe Hasspredigten und Nazi-Aufmärsche gestalten können.
Collage: Johann SteerHeader-Foto: Ziege (Kathrin Mezga | Flickr | CC BY-SA 2.0), Buch (Matthew Bloomfield | Flickr | CC BY-SA 2.0), Frau (JBLM MWR | Flickr | CC BY 2.0), Jesus (James Shepard | Flickr | CC BY 2.0)

Die Pegida-Spitze zerbricht, der geifernde Aufstand gegen die vermeintliche Islamisierung des Abendlandes wirkt angeschlagen—es scheint, als müsste sich „das Volk" in nicht all zu ferner Zukunft ein neues Hobby suchen, wenn die montäglichen Protestmärsche wegfallen. Wir haben uns da mal ein paar Gedanken gemacht, damit all die guten deutschen Bürger da draußen ihre nunmehr freien Nachmittage nicht mit dem Zuspammen von Kommentarspalten der deutschen Lügenpresse verbringen müssen.

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Ein gutes Buch lesen

„Buuuh, lesen! Wer liest denn heutzutage noch, gibt doch RTL!" mag sich manch einer von euch Abendlandschützern vielleicht denken. Aber wenn wir schon über uns als kulturell zu erhaltendes Volk sprechen, kann nicht ignoriert werden, dass Deutschlands Ruf als „Land der Dichter und Denker" nicht von ungefähr kommt. Wir hatten Schiller, Kant, Goethe, warum also nicht einmal Rat bei den deutschen Göttern der Literatur suchen und den aktuellen Staubfänger von Thilo Sarrazin beiseite legen? Die allgemeine Schreib- und Lesekompetenz kann davon nur profitieren. Es sollte euer innerstes Anliegen sein, dem Verfall guter, deutscher Werte mit orthografisch korrekten Plakaten entgegentreten zu wollen—damit sich nicht wieder jeder darüber lustig macht, dass ihr nicht in der Lage seid, „Islamisierung" richtig zu schreiben.

Und für all jene, die es nicht so mit den alten Literaturklassikern haben: versucht es doch mal mit Harry Potter! Schließlich ist eure ehemalige First Lady Kathrin Oertel auch nichts anderes als Lord Voldemort mit aufgemalten Augenbrauen.

Mal wieder in die Kirche gehen

Wer so oft schreit, dass es sich bei Deutschland um ein christliches Land handelt und der Islam hier deswegen absolut gar nichts zu suchen hat, sollte seine neugewonnene Freizeit dazu nutzen, sich kirchlich mehr zu engagieren. Die Kollekte füllt sich nicht von selbst, Freiwillige für soziale Hilfsprojekte werden immer gesucht und vielleicht kann man sich bei der Gelegenheit auch mal ein bisschen intensiver mit dem eigenen Glauben auseinandersetzen. Nehmen wir zum Beispiel Jesus: Der war selbst mehr oder minder politisch-religiöser Flüchtling, predigte Nächstenliebe und war eine Art Ein-Mann-Anlaufstation für alle Verzweifelten, Verfolgten und Ausgestoßenen der Gesellschaft.

So lange ihr euch das nicht auf die Fahnen schreiben könntet, solltet ihr die schwarz-rot-goldenen Kreuze vielleicht lieber im Keller lassen. Die Sache mit dem Christentum hatte nämlich der Ku-Klux-Klan schon dramatisch falsch verstanden.

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Mehr Zeit mit der Familie verbringen

Deutschland stirbt aus? Warum dann nicht mehr Zeit zuhause bei der Familie verbringen, die euch guten, deutschen Reichsbürgern noch geblieben ist? Spielt Mensch, ärgere dich nicht, um gegen euren tiefsitzenden Zorn anzukämpfen, schaut Die Sendung mit der Maus mit dem Nachwuchs, denn da können wir alle noch was lernen, oder geht mal wieder in den Tierpark. Tiere sind das perfekte Beispiel für gelungene Integration und positive Offenheit gegenüber Neuem. Oder hat sich ein Esel jemals über die Zwergziegisierung des Streichelzoos beschwert? Es gibt so viel bessere Bonding-Experiences für die ganze Familie, als gemeinsam gegen andere Bevölkerungsgruppen zu hetzen.

Ihr habt keine Familie? Dann gründet doch einfach eine! Die Nächte sind so viel länger und Erektionsprobleme weniger häufig, wenn man seine Abende nicht damit verbringt, Hassparolen schmetternd und biertrinkend durch deutsche Innenstädte zu ziehen. Versprochen.

Einen VHS-Kurs belegen

Bildung ist alles und wer hochqualifiziert ist, muss sich weniger Sorgen darum machen, dass einem hochqualifizierte Einwanderer den Job oder das Hartz IV streitig machen. Lernt eine andere Sprache, um euren Horizont auch innerhalb des Abendlandes zu erweitern, töpfert euch eine Moschee oder schüttelt euch beim schweißtreibenden Zumba den Hass vom Körper. Tut euch einfach etwas Gutes und konzentriert euch mal wieder darauf, auch die schönen Seiten des Lebens zu sehen. Wer mit wöchentlichen Protestmärschen bereits eine gewisse Grundfitness entwickelt hat, sollte nicht wieder in den alten Trott verfallen und nur noch frustriert auf der Couch hängen. Außerdem wissen wir doch alle von eurer Leidenschaft für McDonalds (zwinker, zwinker).

In die Politik gehen

Das mag jetzt im ersten Moment etwas seltsam klingen, aber lasst mich ausreden. Wenn ihr wirklich ernstgenommen werden wollt, in eurer politischen Agenda, euren Ideen für die helle, leuchtende Zukunft Deutschlands oder auch einfach nur in eurer Ambition, irgendetwas in die Welt hinauszubrüllen und so Gehör zu finden: werdet doch einfach Politiker. Tretet der AfD bei, gründet eine eigene Partei, macht einfach etwas, das zeigt, dass ihr mehr seid als halbbetrunkene Prolls, die irgendein Ventil für ihre Frustration suchen.

Das hat für uns alle Vorteile. Durch das wunderbare Mittel der Demokratie lässt sich so nämlich endlich verlässlich herausfinden, ob ihr WIRKLICH für „das Volk" sprecht, oder nur für eine fehlgeleitete Randgruppierung, die langsam aber sicher ihrem Ende entgegen stolpert. Sollte absolut niemand euch wählen wollen, habt ihr endlich die absolut unumstößliche Antwort darauf, was die deutsche Bevölkerung abseits der „Lügenpresse"–Berichterstattung wirklich von euch hält. Und ihr könnt endlich die Klappe halten und euch wieder vor dem heimischen Fernseher verkriechen.

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Header-Foto: Ziege (Kathrin Mezga | Flickr | CC BY-SA 2.0), Buch (Matthew Bloomfield | Flickr | CC BY-SA 2.0), Frau (JBLM MWR | Flickr | CC BY 2.0), Jesus (James Shepard | Flickr | CC BY 2.0)