FYI.

This story is over 5 years old.

GAMES

'The Bureau' ist versteckte NSA-Propaganda mit Laserkanonen

Vielleicht verherrlicht 'The Bureau: XCOM Declassified' den Informationsentzug und hat sich überhaupt zu sehr verändert, aber Vertuschung scheint die beste Werbung zu sein.

Bild VICE Media Es ist schon irgendwie beunruhigend in einer Welt der Whistleblower und der organisierten Informationshortung sowie -enthaltung zu leben. Man verliert einbisschen das Vertrauen in seinen Email-Provider und die Paranoia läuft Amok. Gleichzeitig postet man aber trotzdem jedes zweite Mittagsessen und den letzten Kroatienausflug vierfach, obwohl man doch den gläsernen Facebook-Menschen so ablehnt.

Anzeige

Fast ist es ein Zwang sich über Unfreiheiten und Überwachung aufzuregen, während man genau das Gegenteil tut, fördert und vielleicht sogar irgendwie geil findet. Viele haben sich auch im Nachhinein mit der ständig unser WhatsApp-lesenden Regierung der USA solidarisiert und sehen Edward Snowdens Aktionen als Verrat und antipatriotisch. Wollen wir in Wirklichkeit nichts wissen, haben wir Spaß an der Nichtverantwortung und fühlen wir uns wohl als PRISM-Schafe, die wir so fürchten zu sein?

The Bureau: XCOM Declassifiedspricht genau jene widersprüchliche Tendenz in uns an und das internationale Vertuschen geheimer Regierungsgruppen wird zum Coolness-Faktor und Promo-Aufhänger erhoben. Auf der Seite der "Wissenden" zu sein, fühlt sich ohnehin auch viel besser an. Und wenn man sich die Presse-Aussendung des Spiels ansieht, in der wie in der ganzen Kampagne zum Auslöschen der Wahrheit aufgerufen wird (erease the truth!), muss man zugeben, dass der Werbe-Gag funktioniert und durchaus einen Spannungseffekt mit sich bringt. Wenn es um Aliens, Retro-Ästhetik und Laserkanonen geht, kann man nicht wirklich von einer ernstzunehmenden NSA-Propaganda sprechen, aber definitiv wird das geheimnisvolle Bild von wenigen, rauchenden Männern, die als einzige Bescheid wissen was global-politisch so abgeht, verherrlicht und dem Spieler als sympathisch verkauft.

2K (Bioshock) bringt The Bureau als Third-Person-Shooter raus, da seit XCOM: Enemy Unknown die Franchise wieder zu Ehren gekommen ist. Auch ich habe den Vorgänger sehr geliebt, nur an dessen Atmosphäre kommt das neue Spiel hier nicht ran. Das mag daran liegen, dass durch die Änderung von The Bureau in einen Echtzeit-Shooter—statt rundenbasierender Spaßgarantie—es einfach etwas komplett anderes geworden ist und kleine Verweise auf die alten Spiele nicht ausreichen mich bei Laune zu halten.

Anzeige

Es gibt echt schon genug Action-Shooter dieser Art, und vor allem viel bessere. Schade ist auch, dass die Einsatz-Teams nicht mehr aus internationalen Söldnern und Soldaten bestehen, sondern rein auf die USA beschränkt sind—ich vermisse meine selbstkreierte, südamerikanische Tank-Einheit mit Panzerfaust, Hugo Chavez, aus Enemy Unknown.

Die Hauptfigur William Carter gibt sich wie ein junger Clint Eastwood, mit zerknirschtem Blick, einer rauen Stimme, vom Leben geschunden und ewig skeptisch. Seine Figur machtinmitten des magischen Settings der 60er-Jahre eigentlich am meisten Spaß im Zuge der ganzen Entstehungsgeschichte des XCOM-Programms. Hierbei handelt es sich um eine streng geheime Anti-Alien-Einheit, die ursprünglich vor einer Kommunisteninvasion schützen hätte sollen.

So schießt man sich bei The Bureau stetig durch Instanzen der verseuchten UFO-Abwurfzonen um dazwischen starre Konversationen zu führen, mit etwas dümmlich, repetitiven Bewegungsmustern der Charaktere. Die Grafik lässt allgemein zu wünschen übrig. Diese Dialog-lastigen Stellen und auch der Waffen-Modus in Zeitlupe, bei dem man die anderen Agenten im Team befehligen kann, erinnern stark an Mass Effect. Die Geschichte ist OK und die Sprüche theatralisch: "Survive, Adapt, Win." Der Anzug-tragende, kettenrauchende Rahmen ist offensichtlich genährt von Serien wie Mad Men und letztlich kann man nicht bestreiten, dass das gut ankommt. Leider ist es aber nicht das XCOM, das ich liebe.

3 von 5 Anfällen von Paranoia, die mit einem Headshot schnell überwunden sind.

Platforms: Xbox 360, PS3, PC

Publisher: 2K Games

Josef auf Twitter: @theZeffo