Neonazi-Aufmarsch gegen das Hellersdorfer Asylheim

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Menschen auf der Flucht

Neonazi-Aufmarsch gegen das Hellersdorfer Asylheim

Der Naziaufmarsch war als Bürgerinitiative der Hellersdorfer getarnt. Aber schon bald war klar, dass hier Rechte angereist waren, um gegen das Asylheim zu protestieren.

Seit Juli macht die vor allem im Internet agierende „Bürgerinitiative Marzahn-Hellersdorf“ Stimmung gegen Flüchtlingsfamilien, die vor zehn Wochen in ein leerstehendes Schulgebäude eingezogen sind. Am Samstag bestätigte sich, was zivilgesellschaftliche Initiativen und Sicherheitsbehörden seit Wochen vermuten: Der selbsternannte Zusammenschluss von angeblichen Anwohnern gegen die Flüchtlingsunterkunft ist ein Sammelbecken lokaler und auswärtiger Faschos, der von NPD-Funktionären gelenkt wird. Das hat sich unter anderem dadurch bestätigt, dass Rechtsrock gespielt wurde, Redebeiträge durch Nazi-Funktionäre gehalten wurden und der Anschlussaufmarsch durch den Berliner NPD-Chef angemeldet wurde.

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Samstag marschierte diese Bürgerinitiative erstmals zu einer Demonstration auf, um gegen die „neuen ungewollten Nachbarn“ zu protestieren. Bis zu 150 Rechte versammelten sich, aber tatsächliche Nachbarn waren kaum vertreten. Unter „Wir sind das Volk“- und „Nein zum Heim“-Rufen zogen sie Richtung Flüchtlingsheim, bevor sie nach wenigen hundert Metern durch eine Sitzblockade Hunderter Gegendemonstranten gestoppten wurden.

Rund zwei Stunden harrten die Neonazis aus, bevor sie ihren Aufzug für beendet erklärten. Mit eingerollten Transparenten gingen sie zurück zum nahegelegen Bahnhof. Dort meldete der Berliner NPD-Chef Sebastian Schmidtke einen weiteren Aufmarsch an. Auf anderer Route sollte nun „gegen Polizeiwillkür“ protestiert werden, da die Polizeiführung zuvor nicht bereit war, die Sitzblockade zu räumen. Den Versuch, sich als Anwohner zu tarnen, gab man jetzt auf—unter „frei, sozial und national“-Gegröle gingen sie unter dem Schutz von 800 Polizeikräften los.

Erneut gelang es Gegendemonstranten, die Strecke zu blockieren. Anders als bei der ersten Sitzblockade wurden nun jedoch keine Nebenstraßen, sondern zwei Fahrspuren einer vierspurigen Hauptverkehrsstraße blockiert. Hier wäre es deshalb möglich gewesen, den Nazi-Aufmarsch an den friedlichen Sitzblockaden vorbeizuführen. Doch statt mit dem Aufmarsch auf nicht blockierte Fahrspuren zu wechseln, wurden die Sitzblockaden mit teilweise unverhältnismäßiger Gewalt geräumt. Eine junge Demonstrantin wurde zu Boden gerungen und wegen versuchter Gefangenenbefreiung in Handschellen abgeführt.

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Zahlreiche Gegendemonstranten kamen aus anderen Berliner Bezirken. Doch auch Hellersdorfer beteiligten sich, um den Neonazis nicht die Straße zu überlassen. Die Anwohnerin auf dem Foto war jedoch enttäuscht über mangelnde Beteiligung vieler Nachbarn an den Gegenprotesten. 

Einige hundert Menschen blockierten zwei Stunden lang die Aufmarschstrecke auf der Maxie-Wander-Straße mit einer Sitzblockade. Die Neonazis konnten deshalb nicht wie angemeldet vor die Flüchtlingsunterkunft ziehen.

Auf Anweisung der Polizeiführung begannen Polizisten an der Maxie-Wander-Straße mit der Räumung einer Sitzblockade. Nachdem wenige Gegendemonstranten weggetragen worden waren, wurde die Räumung ausgesetzt.

Einige hundert Menschen blockierten zwei Stunden lang die Aufmarschstrecke auf der Maxie-Wander-Straße mit einer Sitzblockade. Die Neonazis konnten deshalb nicht wie angemeldet vor die Flüchtlingsunterkunft ziehen.

Die wenigen Demonstranten, die von Polizisten aus der Sitzblockade an der Maxie-Wander geräumt worden waren, wurden später mit Gefangenentransportern zur Polizei gefahren.

Schlechte Stimmung bei den Neonazis. Fast zwei Stunden kam der blockierte Aufmarsch nicht voran. Wenige Minuten später wurde der Aufzug vom Veranstalter für beendet erklärt.

Mit eingerollten Bannern gingen die Neonazis zurück zum U-Bahnhof.

Der Berliner NPD-Landesvorsitzende Sebastian Schmidtke (rechts) meldete nun einen weiteren Neonazi-Aufmarsch an. Hier ist er im Gespräch mit Uwe Dreisch, dem früheren Chef der inzwischen verbotenen Berliner Neonazi-Kameradschaft Frontbann 24.

Die vier weiteren Sitzblockaden wurden teilweise unverhältnismäßig brutal geräumt.

Da nur eine Richtungsfahrbahn blockiert wurde, hätte auch hier der Aufzug an den Blockaden vorbeigeleitet werden können.