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Eine neue Studie zeigt, wie die Welt im Internet Drogen einkauft

Im Zuge des Global Drug Surveys 2015 wurden mehr als 100.000 Menschen zu ihren Erfahrungen im Bezug auf den Online-Drogenkauf befragt.

Foto: Andoni Lubaki Ross Ulbricht, Gründer von Silk Road und Synonym für den Online-Drogenverkauf, wurde vor Kurzem zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Bei der Urteilsverkündung sprach der Richter davon, dass Ulbrichts Handeln auf Silk Road „für unseren gesellschaftlichen Aufbau unglaublich schädlich" sei. Ulbrichts Anwälte fechten das Urteil zwar derzeit an, aber er selbst bleibt vorerst hinter Gittern.

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Natürlich gibt es, neben Ulbrichts inzwischen geschlossenen Marktplatz, noch viele weitere Darkweb-Stores, bei denen man illegale Waren erwerben kann. Während der Drogenkonsum an sich nicht gerade das Gesündeste ist, was man seinem Körper antun kann, so gibt es trotzdem eine Theorie, die besagt, dass solche „Apotheken" die Nutzer und die Gesellschaft als Ganzes vor weiterem Schaden bewahren könnten.

Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen müssen die Drogendealer durch den Online-Verkauf nicht mehr ihr Revier verteidigen und zum anderen sorgen die öffentlichen Bewertungen der Konsumenten dafür, dass die Verkäufer dazu gezwungen sind, die Qualität ihrer Waren genauestens zu überprüfen. Mit Hilfe dieser Reviews können sich Nutzer auch über die Wirksamkeit und die empfohlene Dosis informieren—und das ist etwas, das man von einem Dealer, der einem wöchentlich eine SMS mit dem Inhalt „Hab einen ganzen Haufen Emma am Start ** Bestes Partypulver der Stadt ** Sag an, wenn du was brauchst :p" schickt, nicht erwarten kann.

Grafik: Global Drugs Survey 2015

Diese Theorie war immer nur Spekulation. Unter der Führung des Spezialisten Dr. Adam Winstock wurden jetzt im Zuge des Global Drug Surveys 2015 jedoch weltweit über 100.000 Leute zu ihren Erfahrungen im Bezug auf den Drogenkauf bei Deepweb-Marktplätzen befragt. Zwar haben nur eine Handvoll der Teilnehmer (ungefähr 5.000) tatsächlich schon einmal Dienste wie Silk Road in Anspruch genommen, aber die Umfrage bleibt trotzdem die bisher größte Studie von Darkweb-Usern.

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40 Prozent der befragten Darkweb-Shopper gaben an, dass sie von einem normalen Dealer schon einmal etwas gekauft haben, das sich dann als etwas komplett anderes herausgestellt hat. Nur zehn Prozent meinten, dass sie im Internet schon einmal eine ähnliche Erfahrung gemacht hätten. Im Allgemeinen wurde gesagt, dass online die Preise niedriger, die Qualität besser und die ganze Erfahrung viel sicherer wäre. Dazu wurde noch behauptet, dass man im Internet viel weniger zu Impulskäufen neigt und nur die benötigte, anstatt gleich eine riesige Menge besorgt.

Motherboard: Don't be evil: Wie die Drogensuchmaschine Grams zum Deepweb-Google werden will

Der einzige negative Aspekt der Online-Drogenmärkte ist laut den Umfrageteilnehmern der, dass die Chance größer ist, sein Geld zu verlieren. Und diese Sorge ist auch nicht unbegründet: Mehrere Drogen-Marktplätze wurden von den Behörden vom Netz genommen und die Betreiber der Website Evolution sind mit einem Haufen Geld der User durchgebrannt. 28 Prozent der Darkweb-User behaupten, schon einmal auf diese Art und Weise um ihr Geld gebracht worden zu sein—bei normalen Dealern waren es nur 11 Prozent.

Dr. Adam Winstock, der Vorsitzende von Global Drug Survey, ist froh darüber, dass seine Forschungen eine solche Sammlung an Daten ermöglichen.

„Wie verändert der Zugang zu richtig guten Drogen—abseits der Kriminellen auf der Straße—das Drogenkonsumverhalten der Leute?", fragte Winstock am Telefon. „Das ist nur eine der Fragen, die wir beantworten wollen. Amazon hat mein Leben verändert, denn ich konnte plötzlich alle möglichen Dinge für nur wenig Geld einzukaufen. Ich bin wirklich gespannt, welchen Einfluss diese Online-Märkte auf den Drogenkonsum haben werden."

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Grafik: Global Drugs Survey 2015

Bei der Umfrage wurden die Teilnehmer auch zu Veränderungen in ihrem Konsumverhalten befragt. Dabei zeichnete sich ein gewisser Trend ab: Fast 50 Prozent der Befragten gaben an, dass sie dank der Online-Marktplätze jetzt noch mehr verschiedene Arten an Drogen nehmen. Da die angebotene Ware so vielfältig ist, fällt es einem natürlich auch viel leichter, mal was Neues auszuprobieren.

Obwohl es keine Gewalt mehr gibt und die Konsumenten Zugang zu qualitativ hochwertigeren Produkten haben, steht Winstock den Online-Drogenmärkten doch noch etwas skeptisch gegenüber:

„Der Zugang zu richtig guten Drogen ist nicht zwangsläufig eine gute Sache", meint er. „Heutzutage sind die Ecstasy-Pillen unglaublich hochwertig. In den Notaufnahmen werden aufgrund der zunehmenden Stärke der Droge allerdings auch immer mehr Konsumenten eingeliefert. Wir müssen dringend anfangen, über die richtige Dosis zu reden."

Die im Deepweb beliebteste Droge ist MDMA. Fast 64 Prozent der Online-Käufer gaben an, schon einmal MDMA entweder in Pillen- oder in Pulverform gekauft zu haben. Auch das hohe Abschneiden von LSD ist erwähnenswert. Eine mögliche Erklärung für diesen Umstand ist die, dass LSD zwar eine bekannte Droge ist, man sie auf normalem Wege aber nur relativ schwer besorgen kann.

Floor van Bakkum, der Prävention-Teamleiter der niederländischen Suchtberatungsstelle Jellinek, ist der Meinung, dass die Zahl der Online-Drogenkäufer weiter steigen wird.

„Es wäre utopisch zu denken, dass man diesen Trend irgendwie stoppen kann. Inzwischen kauft man seine Flugtickets auch online, warum sollte das mit Drogen also nicht irgendwann genauso sein? Das gilt vor allem für Länder, wo Drogen immer noch komplett illegal sind und man nur schwer an sie rankommt. In jedem Fall ist es ratsam, seine Drogen vorher irgendwo testen zu lassen—auch dann, wenn man sie bei Deepweb-Marktplätzen gekauft hat."

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Die EU hat in einem Bericht von letzter Woche in die gleiche Kerbe wie van Bakkum geschlagen und erkannt, dass die Online-Märkte immer größer werden, man allerdings keine Möglichkeiten hat, diese Entwicklung aufzuhalten. „Das Wachstum von Online-Drogenmärkten stellt für die Strafvollzugsbehörde und die Drogenpolitik eine große Herausforderung dar", heißt es in dem Dokument.

Jetzt hast du es schwarz auf weiß: Der Online-Drogeneinkauf ist zwar sicherer und günstiger als der Gang zum Dealer in der unbeobachteten Ecke des Stadtparks, aber es kann auch gut passieren, dass man bei der ganzen Sache irgendwann mal über den Tisch gezogen wird.