FYI.

This story is over 5 years old.

Drogen

Wir haben mit unterschiedlichen Altersgruppen über das Kiffen gesprochen

Anlässlich des 4/20-Tages haben wir mit Kiffern, die sich an verschiedenen Stationen ihres Lebens befinden, über ihr Kiffverhalten gesprochen.
VICE Media

Gras ist die am häufigsten konsumierte Droge in Europa—und sie ist in allen Themenbereichen des Alltagslebens angekommen. Die Politik diskutiert auch in Österreich, ob man nicht Gras legalisieren sollte. Eine leichte Entkriminalisierung hat in Österreich bereits stattgefunden. 14,2 Prozent der befragten Österreicher zwischen 16 und 65 gaben gegenüber dem Europäischen Drogenbericht 2015 an, mindestens einmal in ihrem Leben Gras konsumiert zu haben.

Anzeige

Die öffentliche Meinung wird gegenüber Cannabis also immer offener und toleranter , was sicherlich auch daran liegt, dass Österreich nicht erst seit gestern kifft. Gras hat hier mittlerweile Tradition und ist seit über einem halben Jahrhundert die beliebteste illegale Droge der Jugend. Immerhin ist es ein Naturprodukt, macht lustig und der Kater ist im Gegensatz zu anderen Drogen kaum spürbar.

Und weil heute 4/20 ist—der inoffizielle Tag des Grases, des Highs und der Öfen—haben wir uns in der kiffenden Zielgruppe der 16- bis 65-Jährigen umgehört und nachgefragt, wie die verschiedenen Generationen zum Thema Kiffen stehen. Was ändert sich mit der Zeit? Wird der Rausch anders? Ändert sich die eigene Meinung zu Gras? Spoiler: Zumindest eine Entkriminalisierung wünschen sich alle. Weil wir als Staat aber noch nicht so weit sind, wurden alle Namen von der Redaktion geändert. Happy 4/20.

Marian, 17

Vice: Wann hast du mit dem Kiffen angefangen?
Marian: Mit 14.

Wie konsumierst du dein Gras heutzutage?
In Blunts, Joints, Bongs und fast täglich.

Wo bekommst du es her?
Schwarzer Peter—ein Dealer—oder von einem Freund der tickt.

Hat sich das Rauschempfinden in der Zeit verändert?
Es ist etwas schwächer geworden, aber nicht substantiell.

Gibt es einen Unterschied zwischen deinem Konsum heute und damals?
Heute öfter und mehr.

Hat sich deine Einstellung zum Gras geändert?
Nein, es ist immer noch geil.

Anzeige

Was hältst du von Pfeiffen/Bong-Rauchern?
Leiwand.

Wie geht's dir am Tag, nachdem du viel gekifft hast?
Super. E twas müde, aber das kommt meistens eher von zu wenig Schlaf.

Was ist dein Anspruch beim Kiffen?
Gutes Gras, gute Freunde und eine chillige Umgebung.

Würdest du dir eine Legalisierung/Entkriminalisierung wünschen?
Ja!

Jana, 24

Wann hast du mit dem Kiffen angefangen?
Täglich kiffe ich erst seit ich 18 oder 19 bin, meinen ersten Ofen habe ich mit 14 probiert.

Wie konsumierst du dein Gras heutzutage?
In einem Ofen, mit wenig Tabak. Eigentlich täglich, wobei sich der Ofen auf den frühen Abend beschränkt. Nach einem arbeitsintensiven Tag zum Beispiel. Am Wochenende, wenn ich nichts zu tun habe, kann es schon passieren, dass ich das Bett nicht verlasse und am laufenden Band kiffe.

Wo bekommst du es her?
Da habe ich mittlerweile ganz gute Kontakte.

Hat sich das Rauschempfinden in der Zeit verändert?
Ja. Am Anfang habe ich noch mehr gekichert, hatte Heißhungerattacken und habe sonst auch ziemlich klischeehaft die Wirkung von Gras gespürt. Jetzt werde ich nur müde, langsam und betäubt.

Gibt es einen Unterschied zwischen deinem Konsum heute und damals?
Ganz am Anfang war es egal was ich rauche, Hauptsache ich spüre es. Da sind auch so Dinge wie legale Räuchermischungen in der Bong passiert. Das waren mit Freunden noch richtige Happenings. Jetzt hat sich eine gewisse Routine eingeschlichen und eine gewisse Normalität wenn es um die Dosis geht. Es ist nicht mehr besonders wenn einer von uns sein Gras rausholt—es wird nur auffällig wenn es niemand rausholt.

Anzeige

Gibt es einen Unterschied zwischen deiner Einstellung zum Gras heute und damals?
Damals war Gras einfach keine wirkliche Droge für mich. Heute bin ich da schon skeptischer, was die Langzeitwirkung und psychischen Effekte von Gras betrifft. Vielleicht auch, weil ich Psychosen und paranoide Zustände bei Freunden gesehen habe, die ziemlich sicher durch Gras ausgelöst wurden.

Was hältst du von Pfeiffen/Bong-Rauchern?
Nach einer intensiven Phase mit der Bong: Nicht so viel. Also ich kann es nachvollziehen, weil ich es ja auch gemacht habe—aber mich hat das kaputt gemacht. Es ist eine ganz andere Art des Konsums. Es hat etwas „Süchtiges" sich da runterzubeugen, um sich die volle Ladung THC reinzuziehen. Es ist auch unangenehm so etwas zu rauchen und man kann es nicht einfach weiterreichen und teilen. Ich bin kein Fan mehr, verurteile es aber wenn, dann nur im Stillen.

Wie geht es dir am Tag, nachdem du viel gekifft hast?
Ich komme schwer aus dem Bett und bin bis Mittag „restwaach". Sonst geht es mir aber super—mir ist nicht schwindlig, mir ist nicht schlecht und ich habe keine Schmerzen. Und dieses restwaache Gefühl ist auch nicht pauschal da—manchmal spüre ich sogar gar keine direkte Nachwirkung.

Was ist dein Anspruch beim Kiffen?
Dass ich nachher einschlafen kann und in einer guter Gesellschaft bin.

Würdest du dir eine Legalisierung/Entkriminalisierung wünschen?
Früher auf jeden Fall, jetzt bin ich mir nicht mehr ganz so sicher. Entkriminalisierung auf jeden Fall, wenn sie auch durchdacht ist.

Anzeige

Martin, 30

Wann hast du mit dem Kiffen angefangen?
Ur früh. So mit zwölf. Meinen ersten Joint habe ich aus Nutzhanf und normalem Papier gebastelt, das ich mit dem Uhu-Stick zusammengeklebt hab. Später habe ich bei einer Party das erste Mal richtiges Gras geraucht. Das waren Punks, die Backbleche voller Gras im Ofen getrocknet und mir einen Blow gegeben haben. Ich bin grün angelaufen und umgefallen, aber irgendwie hat's mir gefallen. Ich werd das nie vergessen: Das war in dem Jahr, als Buena Vista groß geworden ist.

Dann hab ich die ganze Schulzeit über gekifft, teilweise auch in den Pausen, aber mit jedem Jahr ist das weniger geworden, bis ich ganz aufgehört hab. Jetzt kiffe ich seit ungefähr zwei Jahren wieder.

Wie konsumierst du dein Gras heutzutage?
Ich rauche am Wochenende Mini-Joints, eine homöopathische Dosis könnte man sagen. Das sind Einblättler mit der Hälfte Filter. Aber mehr vertrage ich einfach nicht.

Wo bekommst du es her?
Ich kauf mein Gras privat. Aber dadurch, dass ich so wenig kiffe, reicht ein Gramm für zwei oder sogar drei Monate. Gras zu bekommen war noch nie ein Problem.

Hat sich das Rauschempfinden in der Zeit verändert?
Hmm, ja. Ich bin wesentlich unentspannter geworden, was das Kiffen betrifft. Früher hat mir das gar nichts ausgemacht, ich hab manchmal vor der Schule gekifft. Wobei, wenn ich es mir genau überlege, hat mich das früher auch schon gestresst. Aufgehört hab ich, weil der Psychoterror zu viel geworden ist. Jetzt kiffe ich so, dass ich möglichst wenig Rausch hab, und nur ganz leicht angeheitert bin. Und damit meine ich hungrig und müde, haha.

Anzeige

Gibt es einen Unterschied zwischen deinem Konsum heute und damals?
Sicher! Früher musste es meistens KABOOM machen—es musste kicken. Dementsprechend gern hab ich Bong geraucht. Jetzt will ich alles möglichst sanft und entspannt. So wie man früher versucht hat, möglichst viel Wodka zu trinken und jetzt einen Abend lang an einem Glas Wein nippt.

Gibt es einen Unterschied zwischen deiner Einstellung zum Gras heute und damals?
Früher war das Motto: Hauptsache Natur. Wir waren uns alle einig, dass wir niemals chemische Drogen angreifen würden. Heute hab ich keine Einstellung zu Gras, es ist wie alle Drogen ein Mittel zum Zweck. Ich will mich entspannen, also kiffe ich ein bisschen. Wenn ich nicht schlafen will, nehme ich Speed, um geselliger zu sein, Koks. Außer in Bezug auf die Strafverfolgung sehe ich keinen qualitativen Unterschied mehr zwischen Drogen.

Was hältst du von Pfeiffen/Bong-Rauchern?
Mit Freunden gönn ich mir auch manchmal ein Pfeiferl, aber entweder ich zieh so sanft an, dass es wie ein Joint wirkt, oder ich bereue es, weil ich 20 Minuten später heimgehen muss. Ich verstehe aber den Kick sehr gut und finde auch nichts Schlimmes dran. Es ist nur einfach für mich nichts mehr.

Wie geht es dir am Tag, nachdem du viel gekifft hast?
Keine Ahnung, weil ich nicht mehr zu viel kiffe. Aber grundsätzlich weiß ich es natürlich schon. Man ist langsamer, groggy, verpeilt. Aber auch irgendwie entspannter, wobei entspannt nicht 100% das richtige Wort ist, weil ich leichter gereizt bin.

Anzeige

Was ist dein Anspruch beim Kiffen?
Essen. Schlafen. Entspannen.

Würdest du dir eine Legalisierung/Entkriminalisierung wünschen?
Mir eigentlich ziemlich egal. Ja, ich fände eine Entkriminalisierung gut, weil es einfach die richtige Entscheidung ist. Im Sinne von: Gerecht. Ich kann mich an die Sorgen erinnern, die ich als Jugendlicher hatte, weil Gras einfach illegal ist. Aber da genau wie Alkohol (und vermutlich alle Drogen) auch Gras seine guten Seiten hat, bringt es auch Gefahren mit sich. Wir müssen einfach einen „gesunden" Umgang mit Drogen lernen.

Lukas, 43

Wann hast du mit dem Kiffen angefangen?
Relativ spät, mit 17. Davor hab ich hauptsächlich mit Alkohol und Pharmaprodukten experimentiert.

Wie konsumierst du dein Gras heutzutage?
Ich rauche Gras und Shit—im Ofen, im Pur-Pfeiferl, in der Bong. Manchmal auch ein Kakao oder ein paar Tropfen Öl direkt. Vaporizer hab ich versucht, taugt mir aber nicht.

Wo bekommst du es her?
Über Freunde und deren Dealer oder direkt aus dem Deepweb.

Hat sich das Rauschempfinden in der Zeit verändert?
Nein.

Gibt es einen Unterschied zwischen deinem Konsum heute und damals?
Ich hab bis Mitte/Ende Zwanzig fast täglich gekifft, teilweise auch sehr viel. Heute sind es eher gesellige Anlässe oder daheim schön gemütlich wenn die Kinder nicht da, beziehungsweise im Bett sind. Also im Schnitt so ein Mal die Woche. Drüber hinaus mache ich alle paar Monate mit unterschiedlichen Freunden „Wake & Bake" Events, wo wir uns von Freitag bis Sonntag in einem Haus einigeln und außer kiffen, fressen, rumliegen, Musik hören, Filme schauen und zocken nichts anderes machen. Den ganzen Tag.

Anzeige

Gibt es einen Unterschied zwischen deiner Einstellung zum Gras heute und damals?
Nein. Ich sehe es nach wie vor als Freizeitdroge, die während der Arbeitszeit und im Straßenverkehr nichts verloren hat. Ich bin auch von der medizinischen Qualität überzeugt, kann aber außer den appetitanregenden und entspannenden Wirkungen selbst keine Erfahrungen beisteuern.

Was hältst du von Pfeiffen/Bong-Rauchern?
Das ist reine Geschmackssache.

Wie geht es dir am Tag, nachdem du viel gekifft hast?
Normal. Was ich nach dem Konsum aller anderen Drogen beziehungsweise Alkohol nicht behaupten kann.

Was ist dein Anspruch beim Kiffen?
Gute Qualität, passendes Setting, idealerweise in Gesellschaft. Nicht während der Arbeit!

Würdest du dir eine Legalisierung/Entkriminalisierung wünschen?
Komplette Legalisierung mit Altersbeschränkung ab 18, Zulassung von Eigenanbau mit Obergrenzen und kontrollierte Abgabe in regulierten Shops. Modell Colorado!!

Warum Kiffen „unendlich mal schlimmer" als Rauchen istunendlich mal schlimmer" als Rauchen ist

Peter, 64

Wann hast du mit dem Kiffen angefangen?
Zirka mit 25.

Wie konsumierst du dein Gras heutzutage?
Nur wenn ich es in einer Runde angeboten bekomme, also sehr selten. Aufgehört habe ich mit zirka 55.

Wo bekommst du es her?
Heute habe ich ja aufgehört—früher nur, wenn ich im Ausland unterwegs war.

Hat sich das Rauschempfinden in der Zeit verändert?
Das Zeug heute ist wesentlich stärker.

Gibt es einen Unterschied zwischen deinem Konsum heute und damals?
Ich habe ja eigentlich aufgehört.

Gibt es einen Unterschied zwischen deiner Einstellung zum Gras heute und damals?
Heute nur noch zum Vergnügen, damals mehr aus Gruppenzwang.

Was hältst du von Pfeifen/Bong-Rauchern?
Nichts.

Wie geht es dir am Tag nachdem du viel gekifft hast?
Ich habe nie viel gekifft. Was ist dein Anspruch beim Kiffen?
Relaxen. Würdest du dir eine Legalisierung/Entkriminalisierung wünschen?
Entkriminalisierung durch Legalisierung—so wie bei Nikotin.