Anzeige
Anzeige
Joel von Allmen: Nein. Es kommt eh nicht darauf an. Ich habe meine Meinung und die ändert sich nicht. Ich bin kein Unmensch, also habe ich auch keine Angst.Beschreibe Ecopop bitte in einem Tweet.
Ecopop will, dass wir realistisch mit den Umweltressourcen umgehen.Bei Ecopop kandidieren zwölf Männer und nur eine Frau. Wie erklärst du dir das?
Das ist schwer zu erklären. Sie hatten es allgemein schwer, Leute zu finden. Es gibt sicherlich Parteien, bei denen du dich nicht dermassen ins Kreuzfeuer stellst.
Ich tu mir das nicht an, ich setze mich gerne für die Anliegen ein. Für mich ist es wichtig, dass ich Ansichten in die Politik einbringe, die von den anderen Parteien nicht getragen werden.Abgesehen von Ecopop, was ist deine Lieblingspartei?
Mitteparteien wie die EVP und die GLP. Wenn ich die Politik verfolgt habe, hat es mich immer genervt, dass die einen etwas labern und die anderen etwas labern, sie aber nicht aufeinander zugehen. Im Vornherein schon zu sagen, der andere habe keine Ahnung—und ich kenne solche Leute aus linken und rechten Kreisen—das ist schade.Das Hauptanliegen von Ecopop ist, die Nettozuwanderung auf 0.2 Prozent zu beschränken—also circa 16.000 Menschen, um die Schweiz jährlich wachsen darf. Das ist eine sehr radikale Forderung.
Ja, das ist es.
Anzeige
Ich habe nicht das Gefühl, dass ich radikal bin. Ich bin nicht der Typ, der sagt, diese Zahl sei genau das Richtige. Das ist bei Ecopop auch nicht das Ziel. Aus meiner Sicht war das vielleicht auch eine etwas falsche Berechnung. Die damalige Ansicht von Ecopop war falsch für die Schweiz.Was wäre die richtige Lösung?
Auf jeden Fall eine Kontingentierung, aber eine flexible. Man wird auf die Wirtschaft Rücksicht nehmen müssen, sonst haben wir keine Mehrheit. Mir liegt aber nicht nur die Einwanderung am Herzen, sondern allgemein ein ökologisches Verhalten. Wir können zum Beispiel Anreize setzen, dass Supermärkte gewisse Waren nicht mehr wegschmeissen dürfen.
Das ist spannend. Ich bin für Umweltschutz, aber es muss ein realistischer sein. Ich habe während dem Studium mit Umweltwissenschaftlern zusammengearbeitet. Das ist schon spannend, was sie machen—aber man kann es auch übertreiben.Du hast vor vier Jahren schon für die Junge EVP kandidiert. Was für einen Stellenwert nimmt Politik in deinem Leben ein? Ist sie Hobby oder mehr?
Sie ist ein Hobby. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Politik immer wichtig war. Der eine hat die Ansicht, der andere eine andere. Das ist gut. Und irgendwie ist es auch eine Art des Verantwortungsbewusstseins.
Anzeige
Nein, ich habe ja auch keine wahnsinnige Stellung inne. Im persönlichen Umfeld weisst du auch, welche Leute gerne über Politik reden und welche nicht.Wo gehst du eher weg—Street Parade oder Schützenfest?
Bislang an keinem der beiden. Ich mache in meiner Freizeit vor allem Sport. Wenn ich mal weggehe, dann eher etwas essen oder mit Freunden in eine Bar ein Bier trinken. Ich bin eher auf der gemütlichen Seite.Hast du schon mal gekifft?
Nein.In Teilen der USA und in Uruguay ist Cannabis legal. Findest du das gut?
Ja, das würde auch der Schweiz gut tun. Im Endeffekt haben wir ein krankes System. Es gibt so viele Leute, die kiffen und wir treiben sie sozusagen in die Illegalität. Und der Stoff ist nicht kontrolliert, das ist das Gefährliche daran. Du weisst nicht, was du nimmst.Momentan ist die Ehe für alle—also auch für Homosexuelle—ein grosses Thema. Wie stehst du dazu?
Heiraten dürfen sie auf jeden Fall. Aber ich bin der Überzeugung, dass es von Vorteil ist, wenn ein Kind Mann und Frau als Eltern hat. Ob man die Adoption verbietet oder wie man das umsetzt, das ist eine emotionale Sache. Eigentlich können heute ja auch homosexuelle Paare schon eine Familie haben. Wir sind ja so liberal und verhindern kann man das eh nicht. Aber mit Kindern, das finde ich nicht normal.
Anzeige
Ja.Du wohnst in einem Ort mit 4.100 Einwohnern, der auf Google sehr, sehr grün aussieht. Wie merkst du an deinem Wohnort, dass der zubetoniert wird?
Da gibt es natürlich schon einen frappanten Unterschied. Früher hatte es sehr wenig Leute da. In den letzten 50 Jahren wurde es sehr zubetoniert. Das ist einfach der normale Wachstumszyklus.
Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, die Richtung ist die Richtige. Aber es ist immer falsch, solche Zahlen schon festzulegen.Was war eigentlich das letzte Konzert an dem du warst?
Gute Frage. Ich gehe nicht so oft an Konzerte aber das war von meiner Schwester, als sie vorgesungen hat.Und was für Musik hörst du so?
Ich höre sehr viel verschiedenes. Meistens bin ich der emotionale Hörer. Ich höre gerne Schweizer Hip Hop, aber auch normale Musik. Metal oder so.Was macht für dich einen guten Politiker aus?
Wichtig ist, dass er nicht festgefahren ist, sondern auch auf Leute zugeht, die andere Ansichten haben und so versucht realistische Lösungen zu finden—und nicht auf seiner Lösung beharrt.Gibt's da Beispiele?
Ja, sonst gäbe es die Schweiz in dieser Form gar nicht. Dufour, der war ja im Bürgerkrieg derjenige, der gesagt hat, wir greifen die nicht an. Er hat seine Soldaten und seine Ansichten geopfert, um etwas Besseres zu schaffen.
Anzeige
Ja, gibt's schon. Ich möchte aber keine Namen nennen, das ist ja nur negativ behaftet. Egal in welcher Polpartei jemand ist: Wenn er nicht bereit ist, Lösungen zu suchen, mit denen auch Leute mit anderer Meinung leben können, ist er kein Kompromisspolitiker. Das geht gegen das demokratische Verständnis. Demokratie heisst ja, dass alle damit leben können.Wenn du von Ecopop sprichst, sprichst du von „Sie". Identifizierst du dich überhaupt mit Ecopop?
Ja, schon. Aber es gibt natürlich eine riesige Bandbreite. Ich bin noch nicht so lange bei ihnen dabei und habe noch gar nicht viel bei Ecopop gemacht.Möchtest du das Interview wirklich nicht gegenlesen?
Nein, im Moment ist gut.Sebastian auf Twitter: @nitesabesVICE Schweiz auf Twitter: @ViceSwitzerland