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Sex

Eine Pornomesse ... auf LSD!

Ein verpeilter Besuch der Venus, der größten internationalen Fachmesse für ... Erotik, Sex und Sex.

Auf LSD ist alles unglaublich, oder? Gina Wild ist wie Gina-Lisa, Strapse sehen aus wie Stützstrümpfe, Gleitgel schmeckt wie verbrannte Crème brûlée und Pornos haben grundsätzlich immer zwei Happy Ends … auf LSD.

Und so weiter. Also dachten wir uns, wir machen ein paar wirklich gruselige Dinge auf LSD, um zu sehen, ob an diesem Klischee wirklich etwas dran ist. Dieses Mal: ein Besuch der Venus, der größten internationalen Fachmesse für … Erotik, Sex und Sex.

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Das hier ist Sascha. Das Ding auf seiner Zunge: eine Pappe LSD. Erfahrungsberichten zufolge fühlt man sich nach der Einnahme relativ glückselig, frei und absolut ungehemmt. Ideale Voraussetzungen also, um sich bei einer Sexmesse ganz hemmungslos zu bewegen.

Die Venus fand dieses Jahr zum 16. Mal statt. Wie immer lockte sie ihre Besucher an den gleichen Veranstaltungsort, das Berliner Messegelände unterm Funkturm. Auch wenn die Pornobranche langsam aber sicher langweilig wird, da man meint, im Internet sowieso bereits alles gesehen zu haben, wundert man sich dennoch, wie viele sexbesessene Creeps aus aller Welt anreisen und darauf hoffen, endlich das neuste Sexgimmick in den Händen zu halten, Stunden Filmmaterial zu sammeln, Tausende Fotos zu machen—oder den Partner fürs Leben zu finden.

Sascha war guter Dinge, als wir uns dem Eingang näherten. Die Ansammlung von notgeilen Böcken, die nicht nur Frauen ohne Hosen nachstellten, sondern auch mir (ich hatte eine Hose an!) lüsterne Blicke zuwarfen, ließen ihn nicht aus der Ruhe bringen. Das sollte sich aber schon bald ändern.

Die schon auf der Internetseite der Venus als absolutes Highlight angekündigten Kinky Horses führten zur ersten großen Verwirrung bei Sascha. Oder auch Verstörung. Die als Rappen verkleideten Menschen kutschierten ein paar Besucher direkt vor den Eingang. und drehten dann zusätzlich noch ein paar Runden, um auch wirklich die Aufmerksamkeit eines jeden auf sich zu lenken. Sascha schien das ganz und gar nicht zu gefallen. Er schaute ziemlich verstört drein, manchmal auch schon etwas ängstlich.

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Wie um sich von dem Pferdehorror erholen zu können, gab es gleich an einem der ersten Stände eine Kopfmassage. Keine Ahnung, wie die Dinger im Fachjargon heißen, aber eigentlich sollen diese Geräte ja unglaublich entspannend wirken. Bei Sascha nicht. „Fühlt sich an wie Krähenfüße auf meiner Kopfhaut.“ Die nette Budenfrau holte dann noch einen Massagekäfer hinzu. „Uhhhhaaaaa, das vibriert, das kann ich gut fühlen.“ So schön entspannend es auch war, Sascha konnte nicht lange bleiben, da schon ganz krampfig tausend andere Besucher warteten, um diesen Wunderstab oder den Käfer auf den Körper gedrückt zu bekommen.

Saschas Blick erklärt eigentlich schon alles. Warum tummeln sich in der von dem Schwulenmagazin blu organisierten Messestandecke nur Frauengruppen? Warum brach dort fast ein Zickenkrieg aus, als es darum ging, wer als nächstes an der Reihe war, um sich mit dem Muskelheinz im Bett fotografieren zu lassen? Hatten die noch nie einen schwulen Typen im Badehöschen gesehen? Oder hat das Bärchen zu Hause einfach nicht die ästhetischen Qualitäten wie dieser Adonis? Nach gefühlten Stunden in der Warteschlange durfte Sascha dann auch endlich mal aufs Bett hüpfen.

Der Typ war wohl ganz nett. Leider habe ich nicht alles verstanden, über was die beiden geredet und gelacht haben. Aufgrund der unglaublichen jahrmarktartigen Lautstärke in der Halle kann sich auch Sascha nicht mehr daran erinnern, was er mit dem Typen gesprochen hatte. Außer dass Popey—klar, wie sollte es auch anders sein—im Pornobiz arbeitet und irgendwelche Muckiprodukte verscherbelt.

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Getränke und Nahrung durfte man aus Sicherheitsgründen nicht mit aufs Messegelände nehmen. Wahrscheinlich wollte man damit nur erzwingen, dass sich jeder einen Schokopenis in den Mund schiebt und dann einen Phallus leckend und die Leute geil machend durch die Gegend rennt. Sascha stand ewig lang vor der Ware. Aber 20 Euro für einen Schwanz aus Bitterschokolade, der noch nicht einmal mit Nougat gefüllt war? Einfach unnötig. Hunger vergeht auch wieder, meinte Sascha.

Hier sieht man, wie Sascha eindringlich die Werke erotischer Möchtegernexpressionisten betrachtet. War aber alles sehr belanglos. Den „Künstlern“ sollte Keith Haring ans Herz gelegt werden. Der wusste wenigstens noch, wie man das männliche Glied ästhetisch auf die Leinwand bringt.

3D-Porno-Cinema! Endlich mal was Anderes, dachte sich Sascha. Gelohnt hat es sich leider nicht. Das Filmchen war allzu klischeehaft. Frau kommt ins Büro, hat irgendwelche Unterlagen vergessen und dann wird gepimpert. Sascha ist dabei fast mit offenen Augen eingeschlafen. Es wurde Zeit, dass wir die wirklich aufregenden Dinge entdeckten.

In der Fetischhalle gab es die üblichen Verdächtigen: Bondageseile, Gasmasken (ist das wirklich immer noch geil?), viel zu enge Mieder und Dildos in Übergrößen. Sascha irrte umher und fand dann schließlich doch noch etwas, das er noch nie zuvor gesehen hatte: Einen Stromstab oder so etwas Ähnliches. Es war nicht so ganz klar, wo man den hinstecken soll und der Messestandbetreiber war beschäftigt. Also probierte es Sascha völlig fasziniert selbst aus. Das Ding tat unglaublich weh. Je näher man es an den Körper führte, desto stärker die Stromhiebe. Danach fühlten sich die Hände immer noch geladen an. „Krass, als sei da immer noch Strom drinnen!“, meinte Sascha. So ein Scheißteil!

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In einer der vielen dunklen Ecken der Fetischhalle gab es dann auch noch das hier: Unzählige Käfige gefüllt mit Sexpuppen, die einem das Spiel Master and Servant sehr bildhaft demonstrierten. Um das ertragen zu können, musste Sascha ziemlich viel Cuba Libre trinken. Er wirkte angewidert und verängstigt und hatte keinen Bock darauf, noch eine Sekunde länger bei den Stahlzellen rumzustehen. Sascha hatte keinerlei Halluzinationen. Er spürte immer noch die Stromschläge von dem Zauberstab. „Die Stimmung ist teils lüstern, aggressiv und voyeuristisch. Ich hab das Gefühl, dass ich das alles irgendwie vereinen kann, die Gefühle von den Leuten, die an mir vorbeikommen, aufnehmen kann. Ist ein ständiges Wechselbad der Gefühle.“

Die Luft da drinnen war wie die Blicke der schmierigen Besucher: einfach unerträglich. Hinzu kamen das permanente Gedränge und die immer lauter werdende Musik. Sascha brauchte dringend eine Pause. Er fühlte sich, als ob er die Nächte zuvor durchgemacht hätte. Nicht wirklich schlecht, aber unfassbar müde. Dazu hörte er ein dauerhaftes Rauschen, was die grässliche Musik von drinnen noch lauter erscheinen ließ. Zudem gestand er mir Sachen wie: „Ich habe das Gefühl, von dieser Schaufensterpuppe ständig beobachtet zu werden. Und diese Pferdemenschen vom Anfang … ab und zu dachte ich, ein Pferdeköpflein in der Menge aufblitzen zu sehen.“ Große Panik brach über ihn herein. Um das alles vergessen zu können, hilft eigentlich nur eins: Alkohol.

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Bei einer ausgiebigen Weinverköstigung schwang dann auch die Stimmung wieder ins Positive. Sascha war nun wieder munter und hochmotiviert, sich das Highlight des Abends, DIE Liveshow, anzusehen.

Auf der Suche nach der Show musste Sascha aber noch kurz mit einem Händler für Silikonimplantate philosophieren. Klar, Silikon im Porno ist wie das Salz in der Suppe, es gehört einfach zusammen. Vielleicht gibt es da auch ein paar wirklich interessante Neuerungen. Aber ich habe mal wieder aufgrund des lauten Geräuschpegels kein Wort verstanden. Das Einzige, was ich dann leider gehört habe, war der Typ hinter mir, der mir die Visitenkarte der Silikonfirma in die Hand drückte und mir in den Nacken hauchte, ich sollte auch mal darüber nachdenken. Danke. Wie aufmerksam!

DIE LIVESHOW. Eine tanzende, als Braut verkleidete Dame hatte sich einen lüsternen Mann aus dem Publikum geschnappt und sich langsam vor ihm ausgezogen. Auch da war der Typ, seinen Augen nach zu urteilen, schon in ganz anderen Sphären. Der machte dann auch ganz selbstverständlich seine Hose auf. Doch bevor es zum Äußersten kam und wir seine Genitalien sehen konnten, wurde er etwas unsanft zum Hinknien aufgefordert. Dann war da noch ein ziemlich großer Dildo, der plötzlich in seinem Hintern steckte.

Manchmal sprechen Bilder mehr als Worte, hier Saschas Reaktion (auf die Show):

Nachdem der willige Typ mit zwei DVDs als Belohnung abgespeist wurde, kam die zweite Stripperin auf die Bühne. Die Show war aber total oll. Zwar ließ sie ihr Höschen auf magische Weise in ihrer Vagina verschwinden und Sascha fragt bis heute, ob es da noch ist; aber da ansonsten keiner aus dem Publikum gedemütigt wurde, flaute die Stimmung in der Halle erschreckend schnell ab. Sascha hatte keine Lust mehr. Bevor sich das Erlebte irreversibel ins Großhirn fressen würde, wollte Sascha jetzt tanzen. Und zwar mit normalen Menschen in normaler Kleidung.

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Fotos von Grey Hutton

Seht euch in der kommende Woche das Video von eine Pornomesse auf LSD! auf VICE.COM an!

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