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​Pegida Wien, Nagels Reichsadler und die rechten Gewaltfantasien

In rechten Internet-Foren kursieren Drohungen gegen die antifaschistische Demonstration am Montag in Wien.

Dieser Artikel ist Teil unserer Berichterstattung zu Pegida.

Am Montag wird in Wien der erste Aufmarsch von Pegida in Österreich stattfinden. Bereits im Vorfeld wird in geheimen Facebook-Gruppen zu Gewalt gegen AntifaschistInnen aufgerufen. Vor allem in der mittlerweile gelöschten Facebook Gruppe „Keine Islamisierung–Nein zu Multikulti & Antifa" ließen die Rechten ihren Hass-Fantasien freien Lauf.

Die Gruppen-Administratorin Sabine K. legt gleich zu Beginn die Linie fest, indem sie in Großbuchstaben ankündigt, dass Montag der „Rachetag" für das „Scheiss Dreckspack von Linken" werden würde.

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Didi K. fordert, ebenfalls in Blockschrift, dass dem „linken Dreckspack eine gehörige Lektion verpasst" werden solle und erklärt, eine schwere Gürtelschnalle zu besitzen. (Der Science-Fiction-Autor Douglas Adams meinte einmal dazu: „Großbuchstaben waren immer die beste Art, mit Dingen fertig zu werden, auf die man keine gute Antwort wusste.")

Ein anderer User, Traugott S., geht noch weiter und will „das Gesockse mit scharfem Schuss" auf Distanz halten, was wiederum Didi. K gefällt, der das mit einem Bild eines Nietenarmbandes unterstützt.

Richard B. hingegen wünscht sich vor allem ein intensives Eingreifen der Polizei und fordert Gummigeschosse, Wasserwerfer, Tränengas und Schlagstöcke.

Thorsten W. ist weniger überzeugt von der Polizei und will die Demo lieber selbst beenden. Und auch D (mutmaßlich wieder Didi K.) möchte gern selbst Hand anlegen und will „einer linken Drecksau beide Hände brechen".

Horst S. (Sein Profilbild zeigt die Triskele, die oft von Neonazis verwendet wird) hingegen will offenbar nicht zu nah zur Demonstration kommen und schlägt stattdessen vor, Pflastersteine vom Fenster auf DemonstrantInnen zu werfen.

Pikant sind in diesem Zusammenhang nicht nur die rechten Gewaltfantasien, sondern auch die Zusammenhänge, die dadurch offensichtlich werden. So kündigt Administratorin Sabine K. an, dass am Montag auch Rechte aus Bratislava nach Wien kommen würden.

Das antifaschistischen Fanportal „Ostkurve statt Ustkurve" erklärt uns auf Anfrage, dass es eine sehr enge Beziehung zwischen den Fußball-Neonazis von Unsterblich Wien und den rechten Fans von Slovan Bratislava gäbe. Dieser Eintrag könnte also ein weiterer Hinweis auf die engen Verknüpfungen zwischen Pegida und der rechten Fußball-Hooligan Szene sein, über die wir bereits berichtet haben.

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Bereits am Freitag gab es am Rande der Demonstration gegen den Akademikerball einen antisemitischen Überfall. Dieser Angriff ist gegen Mitternacht passiert, doch bereits zuvor hat das Bündnis „Offensive gegen Rechts" getwittert, dass in der Gegend um den Schwarzenbergplatz, also nicht weit von dort, Unsterblich-Hooligans unterwegs seien.

Unterdessen werden auch weitere Zusammenhänge über die Organisatoren des Pegida-Aufmarsches bekannt. So hat der Sprecher der rechtsextremen Truppe „Identitäre", Alexander Markovics, in einem Gespräch mit dem Falter behauptet, keinerlei Kontakte zu Pegida zu haben. Das allerdings ist nicht sehr glaubwürdig, gibt es doch ein Bild eines Ausfluges, wo offenbar bestes Einvernehmen zwischen Pegida-Sprecher Nagel und den anderen Kameraden der „Identitären" herrscht

Bisherige Artikel von Nagel lassen ebenfalls ein Naheverhältnis zu den Rechtsextremen vermuten, so schreibt er etwa Artikel explizit „aus identitärer Sicht". Laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes war Nagel auch beim Aufmarsch der Identitären am 17. Mai 2014 in Wien dabei und trug dort sogar eine Fahne der Gruppe.

Nagel, dessen Verein „TechnoPassion" laut einem Bericht von Neuwal in der Vergangenheit NS-Symbole wie den „Reichsadler" in abgewandelter Form verwendet hat und in Internet-Foren wegen rassistischer Äußerungen gesperrt wurde, versucht sich und Pegida nun seriös darzustellen. Doch sowohl die zuvor beschriebenen Gewaltsaufrufe in diversen Internet-Foren als auch die Hintergrund-Connections von Pegida sprechen eine andere Sprache.

Für den Aufmarsch am Montag haben die Rechtsextremen, die sich auf der Freyung treffen werden, laut Polizei rund 200 bis 300 Personen angemeldet. Für die antifaschistische Demonstration, die um 16:00 Uhr beim Museumsquartier beginnen wird, werden mehrere tausend Personen erwartet.

Du kannst mit Michael auf Facebook in Kontakt treten.