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BP hat (k)einen Plan über ihre zweitlängste Pipeline der Welt

BP hat ja nun vermeintlich ihre Scheiße auf die Reihe bekommen

BP hat ja nun vermeintlich ihre Scheiße auf die Reihe bekommen und seitdem uns BP verkündet hat, dass „der Golf von Mexico ein großer Ozean“ ist und die Ölmengen „im Vergleich dazu winzig“ seien, frage ich mich, wie es um die zweitlängste Ölpipeline der Welt- die „BTC“ steht.

Das Besondere an der Röhre ist, dass sie nicht nur 1760 Kilometer lang ist und das Kaspische mit dem Mittelmeer verbindet. Sondern dass sie durch Regionen mit ausgeprägten seismischen Aktivitäten und Gebiete mit militanten Ausnahmezuständen verläuft. Also Orte, wo Erdbeben das erledigen, was kampflustige kaukasische Völker in ihrem Bombenbasketball nicht geschafft haben. Georgien ist so ein Land, ethnisch zersplittert, religiös zerrissen, von Erdbeben heimgesucht. Also genau der richtige Ort für eine Ölpipeline, die auf einer Länge von 250 Kilometern das Land durchschneidet. Dabei verläuft die Röhre durch den größten zusammenhängenden Nationalpark in Europa. Nein wartet, für diese Aussage könnte ich von der BP einen auf den Deckel kriegen. Denn es wird ausdrücklich darauf bestanden, dass ich die 15 Kilometer erwähne, die die Röhre vom Borjomi-Kharagauli Nationalpark trennen.

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BP hat am BTC-Konsortium mit 38,21 Prozent den größten Anteil und ist Betriebsführer beim Bau der Pipeline.

Also schießen die nächsten 40 Jahre (so wird die Lebensdauer der BTC eingeschätzt) eine Million Barrel Öl (159 Mio. Liter) pro Tag, 15 Kilometer von dem Ort entfernt, wo in einer natürlichen atemberaubenden Schönheit Heilquellen mit dem Berühmten kaukasischen Mineralwasser sprudeln, wo pro Quadratmeter hundertmal so viele Tier,- und Pflanzenarten wie im Weltdurchschnitt leben durch die Röhre.

Nun frage ich mich, “was ist wenn etwas passiert” und "was passiert wenn etwas passiert.” (Da bin ich übrigens nicht die Einzige, denn der WWF macht sich auch seine Gedanken über die Röhre).

Aber auf der Internetseite des BP Konzerns lässt sich in einem 11.000 Seiten dicken Gutachten nachlesen, warum die Pipeline aus ökologischer, geologischer, artenschutzbezogener, wasserwirtschaftlicher, archäologischer, eigentumsrechtlicher, arbeitsmarkttechnischer und sozialer Sichtweise ganz und gar ungefährlich ist.

Ich wollte mir das 11.000-seitige Manuskript zu Gemüte führen. Habe jedoch ausgerechnet, dass ich frühstens in drei Monaten mit der Übersetzung aus dem Fachchinesischen und nach drei weiteren Monaten mit dem Lesen der Lektüre fertig sein werde. Obwohl ich kein Freund der schnellen Antworten bin, habe ich beschlossen ein offenes Experteninterview zum weitläufigen Thema “Sicherheit” und “Katastrophenplan” durchzuführen. Zu diesem Zweck habe ich BP in Deutschland, Großbritannien und Georgien kontaktiert.

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Borjomi, kaukasisches Mineralwasser aus dem Borjomi-Kharagauli Nationalparkdas selbst Onkel Stalin schon getrunken hat.

Episode 1: ein Anruf bei der BP-Pressestelle in Bochum, Deutschland.

Mein Anruf bei der Pressestelle in Deutschland führte zu einer Verwirrung seitens eines überaus höflichen Mitarbeiters. Im nachfolgenden E-Mail Kontakt hieß es, dass der BP Konzern in Deutschland, trotz umfassender Informationen auf seiner Homepage, keine Auskünfte zum BTC Projekt erteilen kann, da es sich dabei um Übersetzungen handelt, mit dessen Inhalten die Mitarbeiter von BP Deutschland nicht vertraut sind. Aber ich soll unbesorgt sein: „Es steht gut um die Sicherheit der Pipeline“ (ein Auszug aus der e-mail). Nur nebenbei erwähnt, erwies sich BP Detschland als Betriebsführer beim Bau der Pipeline. Desweiteren wurde mir empfohlen mich an die Pressestelle in Großbritannien oder auch Georgien zu wenden.

Episode 2: ein Anruf bei der BP-Pressestelle in Tiflis, Georgien

Die BP Pressesprecher dieses Landes haben jede Menge Eleganz bei der Lösung meiner Anliegen bewiesen. Hier ist ein Auszug aus unserem Telefongespräch:

VICE: Könnte ich um ein Interview mit einem Mitarbeiter bitten, der sich im Speziellen mit dem BTC -Abschnitt in Georgien auskennt und mir einige Fragen zum Thema “Sicherheit” und “Katastrophenplan” beatwortet?

Frau Chantlaet: Hier in der Pressestelle können wir Ihnen keine Auskünfte zu diesem Thema erteilen. Dafür müssen sie einen Techniker interviewen.

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Wie kann ich ihn erreichen?

Sie können ihn nicht erreichen. Er ist ja ein Techniker und ist nicht für Presseauskünfte zuständig.

Mit wem kann ich also ein Interview führen?

Ich fürchte mit niemandem. Alles was sie wissen müssen, befindet sich auf unserer Homepage.

Ich habe aber Fragen, für die ich keine Antworten auf der Homepage finden kann

Was für Fragen?

Zum Beispiel zum Thema Notfallpumpen. Es wurden welche von der BP gestiftet, damit sie im Fall eines Ölaustritts eingesetzt werden. Ist ihnen bekannt, dass die Pumpen in einer Ortschaft abgestellt wurden, wo es keine befestigten Strassen gibt? Also können diese Pumpen im Notfall nicht genutzt werden, weil sie nicht an die Unglücksstelle herangeschafft werden können.

Schicken sie ihren Fragenkatalog an mich und ich werde ihn beantworten.

Gerne. Ich dachte nur der Techniker kann das.

Ja. Aber er ist ja nicht in der Pressestelle.

Also werden Sie meine Fragen beantworten?

Ja.

Also können sie es doch?

Schicken sie mir ihre Fragen einfach per E-Mail.

Georgien ist ein verdammtes Land. Anteile an der BTC hat sich georgische Regierung nicht Leisten können. Sie kassieren lediglich eine jährliche Transitgebühr.

Episode 3: ein Anruf bei der BP-Pressestelle in London, Großbritannien

Meinen ersten Standardsatz kennt ihr ja schon. Und, oh Freude, der Pressesprecher Robert Wine erklärte sich bereit meine Fragen zu beantworten. Zuerst möchte er jedoch wissen, warum ich diesen Artikel schreibe. Unser Gespräch artet in einem Verhör aus. Rede und Antwort muss ich stehen:

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Robert Wine: Seit 2005 läuft die Pipeline erfolgreich. Warum wollen sie etwas darüber schreiben?

Weil es mich, insbesondere nach der Golfkatastrophe beschäftigt, ob BP einen optimalen Rettungsplan hat, für den Fall dass das Öl aus der Pipeline austreten sollte.

Es ist alles geprüft. Die Pipeline läuft ohne Zwischenfälle schon seit fünf Jahren. Und die beiden Sachen können sie überhaupt nicht miteinender vergleichen. Bei der einen handelt es sich um eine Tiefbohrplattform und das andere ist eine Pipeline.

Ja ich weiss. Ich vergleiche die beiden Sachen auch gar nicht. Ich sehe nur, wie lange es gedauert hat, bis der Schaden an der Bohrinsel behoben wurde. Und ich habe mich gefragt, ob es bei einem Ölaustritt in Georgien, falls einer geschehen sollte, es genau so lange dauern würde den Schaden zu beheben? Es geht doch um ein empfindliches Ökosystem…

Ich verstehe immer noch nicht, warum sie diesen Artikel schreiben wollen. Wir haben zig Projekte in Trinidad&Tobago, Australien, USA… Warum wollen sie also darüber schreiben? Und zum Thema Ökosystem: Die Pipeline verläuft 15 Kilometer vom Nationalpark entfernt.

Sollte es jedoch zu einem Bruch kommen, könnte das Öl in das Grundwasser durchsickern und das…

Dass Sie diesen Artikel schreiben wollen, ist ein völliger Nonsens. Ich verstehe auch nicht woher sie die Idee haben.

Den Impuls habe ich von jemandem bekommen, der neben einer Pipeline stand. Ich meine die Pipeline war unter der Erde vergraben und die Person konnte ein leichtes Vibrieren vernehmen. Ein erschreckendes Gefühl, wenn man die Power mitbekommt…

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Das ist überhaupt nicht wahr, ein Vibrieren ist überhaupt nicht wahrzunehmen

Naja, ist ja auch unwichtig. Wichtig ist, dass BP dafür nicht belangt werden kann, falls eine Katastrophe sich ereignet.

Wissen sie, ich habe gar keine Zeit mich mit solchen Fragen zu beschäftigen. Sie finden alles auf unserer Homepage.

Aber sie sind doch der Pressesprecher. Also gehört es doch auch zu ihren Aufgaben mich aufzuklären?

Ja, ich weiss gar nicht was sie von mir wollen. Wie ist ihre E-mail Adresse? Ich werde ihnen unsere Broschüren zusenden.

Seien wir also gespannt auf die schriftlichen Offenbarungen der geschätzten BP Kollegen, die aus der Katastrophe vom Golf von Mexico viel dazugelernt haben. Fortsetzung folgt.