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Wissenschaftler legen die erste LSD-Praxisstudie seit fast 50 Jahren vor

Die Forscher konnten bei den Versuchspersonen keine gesundheitsgefährdende Wirkung beim psychedelischen Drogenkonsum feststellen, sondern vielmehr positive therapeutische Effekte auf Unruhe- und Angstzustände.
Bild: Psychonaught / Wikipedia | Public Domain

Gestern wurde nach über 40 Jahren die erste kontrollierte LSD-Studie in der Zeitschrift Journal of Nervous and Mental Disease veröffentlicht. Anhand von 12 Testpersonen, die unter lebensbedrohlichen Krankheiten leiden, wurde die Behandlung von „Angstzuständen, Depressionen und ungelösten Beziehungs- und Familienproblemen" untersucht. In ihrer Studie stellten die Forscher einen merklichen und anhaltend Rückgang von Angstzustände bei den Versuchspersonen fest.

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Von den Dutzenden Teilnehmern der Studie hatte nur eine Person zuvor Erfahrungen mit LSD. Abgesehen von der bedrohlichen Situation einer lebensgefährlichen Krankheit handelt es sich bei den Testpersonen durchweg um normale und gesunde Individuen. Die Forscher schlossen lediglich Personen mit einer Alkohol- oder Drogenabhängigkeit, mit psychologische Störungen, neurologischen oder kognitiven Beeinträchtigungen, sowie schwangere und stillende Frauen von ihrer Untersuchung aus.

Auch wenn der klinische Test—der als Blindstudie, mit zufallsgenerierter Vergabe von aktiven Placebos bzw. der experimentellen Substanz, angelegt war—nur eine begrenzte Stichprobengröße aufweist, so merkten die Forscher an, dass es sich „um eine hinreichende Studie handelt, bei der der Fokus vor allem auf Sicherheit und Machbarkeit lag."

Die Wissenschaftler berichteten, dass weder die experimentelle Dosis von 200 Mikrogramm noch der aktive Placebo von 20 Mikrogramm „zu irgendwelchen ernsthaften Drogeneffekten führte: Keine Panikreaktionen, keine Suizidgedanken oder psychotische Phasen und keine medizinischen oder psychiatrischen Notfälle, die eine Behandlung im Krankenhaus nötig gemacht hätten." Das sind also durchaus erfreuliche Nachrichten für LSD-Forscher, die mit einer über Jahrzehnte andauernden anti-psychedelischen Hysterie konfrontiert sind, bei der immer wieder die Gefährlichkeit der Droge für die Konsumenten betont wird.

„Mit Sicherheit werden in Zukunft weitere Studien das Potential von LSD für psychotherapeutische Behandlungen untersuchen."

Die am häufigsten von den Versuchspersonen erlebten unerfreulichen Nebenwirkungen waren vor allem: Ein Kältegefühl, Illusionen, Gangbeschwerden, Unruhe und ein Gefühl von Abnormität. Die Versuchspersonen nahmen jedoch eine stärkere Unruhe mit der Placebo-Dosis als mit der echten Dröhnung LSD wahr, was die Theorie bestärkt, dass alleine schon das einfache Wissen um die Einnahme einer psychedelische Substanz einen negativen psychologischen Effekt hat.

„Patienten mit lebensbedrohlichen Krankheiten sind mit einer existentiellen Bedrohung durch die Verkürzung ihrer erwarteten Lebenszeit konfrontiert, was häufig Phasen von Unglück, Schmerz und innerer Unruhe verursachen kann", schrieben die Forscher. „Übereinstimmend mit früheren Untersuchungen (Pahnke et al. 1970) zeigen die Resultate in der Testgruppe, die die experimentelle Dosis konsumierte, einen signifikanten Rückgang des alltäglichen Angst- und Unruhezustands." Noch bedeutender ist wohl die Erkenntnis, dass es sich hier um einen stabilen und nachhaltigen Effekte handelt, der auch 12 Monate später noch beobachtet werden konnten. Die Forscher stellten bei ihrer langfristigen Begleitung der Testpersonen außerdem fest, dass diese grundsätzlich mehr als zwei LSD-Sessions und eine längere Behandlung bevorzugten.

In ihrem Fazit fordern die Wissenschaftler, dass zukünftige LSD-Studien eine größere Anzahl qualitativer Lebensdaten miteinbeziehen, die den Fokus mehr auf den psychologischen Gesundheitszustand als auf die physischen Aspekte der Patienten mit lebensbedrohlichen Krankheiten richten. Im Angesicht der positiven Ergebnisse der Studie, die auch mit der aussichtsreichen Untersuchung von Psilocybin im Jahr 2011 durch Charles Grob zusammengedacht werden sollten, konnten die Wissenschaftler ein optimistisches und vielversprechendes Statement für die mentale Gesundheit lebensgefährlich erkrankter Patienten abgeben: „Mit Sicherheit werden in Zukunft weitere Studien das Potential von LSD für psychotherapeutische Behandlungen untersuchen."