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Ausgehen

Warum Landkinder bessere Trinker als Stadtkinder sind

"Wir sind sexy, wir sind geil, wir sind Dorfkinder—das hat Style.“

Foto von benchfrooser/Flickr, CC BY-SA 2.0, bearbeitet. Dieser Artikel ist zuerst bei Noisey Alps erschienen

Das Land. Unendliche Weiten. Als Absolvent der Adoleszenzausbildungskompanie habe ich eine interessante Beobachtung gemacht: Landkinder sind die besseren Trinker als Stadtkinder. Landkinder vertragen ihren Alkohol meistens besser und können auch besser betrunken sein. Weniger kontrollverlustbedingte Ausschreitungen, weniger Krankenhausbesuche. "Wie kommst du denn auf diese gewagte These", fragt der schon schnaubende Leser.

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Auf dem Land ist es generell kein Problem, zwischen sich und die Elternschaft ein paar Kilometer Abstand zu bringen. Jeder hat Freunde, die weiter weg wohnen oder der Wald ist direkt hinter der Türe. Die frisch gewonnene Freiheit wird natürlich prompt dafür verwendet, seine Eltern zu imitieren: Trinken, Rauchen, Autofahren. Dies gibt dem Landkind einen jahrelangen Erfahrungsvorteil gegenüber dem Stadtkind, wenn es um das "Wie führe ich mich betrunken auf"-Problem geht. Man muss nicht erst ausziehen, um sein eigener Teilzeit-Herr zu sein. Obwohl es von der Politik nicht gerne zugegeben wird, ist das Einstiegsalter für Alkohol auf dem Land gefühlte 13. Richtig offensichtlich wird dieser Unterschied normalerweise, wenn das Landkind in Richtung Stadt migriert, um sich der höheren geistigen Bildung zu widmen. Man beobachtet mit einer gewissen Schadenfreude, wie 19-jährige Städter das elternlose Machtvakuum der ersten WG in ein Regime der Ethanoldiktatur verwandeln.

Auf das erste Hoch folgt auch das erste Tief, meistens beim Nichtbestehen der Studieneingangsphase. Dann wird auf einmal die Daueralkoholleiche zum predigenden Straight-Edger. Nach dem ersten Semestermonat dann wieder zurück zum Trunkenheitsopfer. Das Ganze wiederholt sich zum Gaudium des Landmitbewohners dann im Halbjahreszyklus und wenn dieser nicht durchbrochen wird, folgt auch der Studienabbruch. Ich will jetzt nicht sagen, dass man am Land per se zu mehr Selbstständigkeit erzogen wird. Stimmt nicht. Jedoch ist die Allgegenwärtigkeit von Betäubungsmittel aller Art in einer gewissen Art und Weise eine effektive Methode der Desensibilisierung, um später den Versuchungen der erwachsenen Selbstbestimmung besser widerstehen zu können. Oder eine effektive Methode des "Man kriegt sie früh". Die Wissenschaft streitet sich noch—schöne, neue Welt.

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Doch warum sollen die Landkinder besagten Vorteil haben? Alkohol ist einfach etablierter in der Pampa. Der Teufel/Engel Alkohol ist auf eine Art und Weise in die Land-Gesellschaft integriert welche dir erst auffällt, wenn du nicht mehr dort wohnst. Man wird ja direkt genötigt, sich eine gute Trinkausbildung zuzulegen. Habt ihr mal versucht eine Familienfeier ohne Vollrausch zu überleben? Man bekommt auf einmal alle Gehässigkeiten und Sprachuntertonssticheleien mit, die sich die liebende Großfamilie mit einem Lachen an die Köpfe wirft. Man hat auf einmal ein seriöses Problem damit, dass Onkel Hubert nicht mehr laufen, aber noch fahren kann. Man findet es doch ein bisschen unverantwortlich, dass die Polizei als letztes vom Zeltfest geht, weil dann niemand in den Alkomaten blasen muss. Zeltfeste, ich fang gar nicht erst damit an. Wer würde bitte freiwillig jemals wieder auf sowas gehen?

Im allgemeinen ist das Land mangels intellektuellem Stimulus nur betrunken zu ertragen. Keine Bücherei hat mehr als das Nötigste und Harry Potter. Primär Schundromane für deine Mutter. Es gibt keine Austellungen, keine Museen und keine Konzerte, außer die von deiner schlechten Band oder der schlechten Bands deiner Freunde im nächsten Jugendzentrum. Es gibt keine Clubs, es gibt keine Bars, es gibt nur all-in-one Lösungen namens Diskothek. Wirklich, auf der Türe steht Diskothek. Wenn es dir dazu noch, wie mir, mit keinem Level an Alkoholintoxikation möglich ist, den Stadl-Floor in deiner Bauerndisco als unterhaltsam zu empfinden, bist du wirklich aufgeschmissen. Was mir auch manchmal zu denken gibt: Warum feiern Ex-Land-Kinder dann eigentlich den Stadlfloor wieder so sehr, wenn sie mal weggezogen sind?

Not macht erfinderisch, schlechte Zeiten gebären gute Lösungen. Dank dem Brachland-Land haben wir Landkinder einfach ein paar Jahre Trinkvorsprung. Dafür können wir meistens nicht richtig drehen. Dieser Unterschied egalisiert sich in der Großstadt dann meistens auch schnell, die Stadtkinder lernen das Trinken und die Landkinder den städtischen Struggle kennen. Ob Landkinder wirklich die besseren Trinker sind, kann man nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Im Glorifizieren (dem es sich vehement Selbstschönreden) der Volltrunkenen sind wir aber auf jeden Fall besser.

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