FYI.

This story is over 5 years old.

Video Games Killed the Radio Star

„Xenoblade Chronicles X“ ist das spektakulärste Open World-Game 2015

Monolith Softs unglaublich große Spielwelt fühlt sich nicht nur anders an, als jedes andere Spiel da draußen—sie sieht auch komplett anders aus.

Alle Screenshots stammen vom Autor

Nintendos Wii U hatte es 2015 nicht gerade leicht. Es sind tolle Spiele erschienen— Super Mario Maker und Splatoon von Nintendo selbst sowie Indie-Titel wie die endgültigen Versionen von Year Walk und Affordable Space Adventures—aber manche Titel glänzten bemerkenswerterweise mit Abwesenheit. Das heiß ersehnte Zelda wurde auf 2016 verschoben, und es gab keine nennenswerten Neuigkeiten seit der E3 2014. Auch Star Fox Zero, das in den Previews etwas wackelig dasteht, wurde auf 2016 verlegt. Das hat für Xenoblade Chronicles X, den geistigen Nachfolger von Xenoblade Chronicles für Wii aus dem Jahr 2010, natürlich zusätzlichen Druck erzeugt.

Anzeige

Monolith Softs neuestes, riesiges RPG beginnt mit der Zerstörung der Erde in nicht allzu ferner Zukunft. Innerhalb der ersten paar Sekunden zerfällt unsere Welt zu Staub. Und es ist noch nicht einmal unser Fehler. Hammer. Aber manche Menschen fliehen zu den Sternen und legen letztendlich eine Bruchlandung auf dem Planeten Mira hin, wo sie ihre neue Heimat aufbauen. Aus dem Raumschiff White Whale, das die verbleibende menschliche Rasse zu dieser wilden und wunderbaren Welt gebracht hat, wird die Stadt New Los Angeles (ja, wirklich), die als Basis für das gesamte Spiel dient. Die Darstellung dieser erstaunlich gut aufgebauten Zersiedelung gibt den Ton für die kommenden Geschehnisse an, mit einer seltsamen Annäherung an die amerikanische Kultur, betrachtet durch ein sehr japanisches Scifi-Objektiv.

Der personalisierte Charakter wird von einer Kapitänin namens Elma aus einer Rettungskapsel geborgen, die sich sehr schnell selbst als Hauptprotagonistin der Geschichte aufzwingt (kurz gesagt: Aufbau der Menschheit im neuen Zuhause und Schutz vor einer außerirdischen Bedrohung, die meiner Meinung nach bestimmt durch einen gesunden Schlag mit einem gebundenen Buch zu bewältigen wäre). Unter ihrer Befehlsführung und Anleitung sieht der Spieler zum ersten Mal Mira in seiner beeindruckenden Größe und mitunter atemberaubenden Schönheit—das bedeutet einen vorbildlichen Aufbau der Welt und Umgebungen, die vor Vielfalt und Ideenreichtum strotzen. Alles ist vollkommen bizarr und dennoch unwahrscheinlich kohärent—man glaubt, dass diese Orte alle in ein Ökosystem gehören und dass die einheimischen Kreaturen, die „Indigens", sich über zahllose Jahre entwickelt haben, um sich ihrer Umgebung anzupassen.

Anzeige

Auch wenn Mira realistisch eine andere Welt verkörpert, ist die Art, wie Charaktere miteinander interagieren, weniger lebensgetreu, aber dennoch faszinierend. Ich sah, wie zwei der auswählbaren Teammitglieder des Spiels in einer Szene, nach einem Kampf, beschlossen „später einkaufen zu gehen"—das ist das Erste, was ihnen einfällt, nachdem sie mit klebrigem Dreck von riesigen Insekten überzogen wurden und aussahen, als hätten sie gerade die Schlacht von Klendathu hinter sich. Auf der anderen Seite kann man diese Hosen wahrscheinlich nicht mal mehr in der Kochwäsche retten. In New L.A. gibt es einen Shop, der sich Army Pizza nennt. Er ist scheinbar allen Knarren und Kohlenhydrate liebenden Amerikanern gewidmet. Aber wie bei anderen Spielen zuvor, beispielsweise Binary Domain und Deadly Premonition, sind diese seltsamen, gestelzten NPC-Interaktionen und deren Auswirkungen auf die Gesamtatmosphäre eigentlich sehr nett.

Der Spielercharakter steht dem Geschehen seiner Umgebung weitgehend machtlos gegenüber und ist meistens still. Elma trifft die Entscheidungen, und das verleiht XCX eine passive Perspektive, bei der man die Handlung durch die Aktionen des Teams erlebt. Natürlich gibt es eine zentrale Handlung, aber Mira ist so unglaublich groß, dass Nebenquests und das einfache Vergnügen des Erforschens schnell vom Hauptgeschehen ablenken können. Das ist aber kein Problem—das Spiel lässt sich in beliebiger Geschwindigkeit spielen, und Ablenkungen können sorgenlos verfolgt werden, während die Story wartet. Wann immer du so weit bist—der Kampf gegen den nächsten allmächtigen Endgegner läuft nicht davon. Viele Open-World-Games erheben den Anspruch, Freiheit zu bieten, aber XCX vermittelt wirklich den Eindruck, dass Spieler tun können, was sie wollen.

Anzeige

Wenn man über die fünf Kontinente von Mira reist, wird einem die fast überwältigende Größe des Spiels bewusst. Die Karte ist gespickt mit sammelbaren Gegenständen und wesentlich größer als The Witcher 3 und Fallout 4 zusammen, und gigantische Monster durchstreifen das Land, das sie bewohnen. Das sind die Meister des Universums—du bist bestenfalls ein Besucher und ein Ärgernis, das zerstampft werden muss, wenn du nicht aufpasst. Wenn dir ein größeres Biest über den Weg läuft, tust du gut daran, dich nicht auf ein Gefecht einzulassen. Überall befinden sich gigantische Indigens und es kann sehr frustrierend sein, wenn man versehentlich in einen Kampf gerät und ein Mitglied (oder drei) deines Teams mit nur einem Treffer getötet wird/werden. Aber das war die Absicht von Monolith. Es ist eine Welt, die man respektieren muss, um in ihr zu bestehen, und wer das nicht tut, zerbricht an ihr.

'Xenoblade Chronicles X', Kampf-Trailer

Es ist nicht nur so, dass Xenoblade Chronicles X leicht unter Fetch-Quests leidet, es ist davon geplagt. Diese Quests sind sowohl bei bestimmten Hauptmissionen als auch bei optionalen Zusatzmissionen das Hauptproblem. An einer Stelle wurde ich mit der Suche nach drei Kürbissen in der Mitte eines Wüstenkontinents beauftragt—und das hat irgendwie mit dazu gedient, beim Erlangen einer Pilotenlizenz für einen Skell zu helfen, einen der gigantischen Mechs, der dir vielleicht auf der Illustration des Spiels aufgefallen ist (und den du innerhalb der ersten Spielstunden crashen siehst). Ich verbrachte vier Stunden mit der Suche nach den Scheißdingern. Dann gibt es noch Affinitätsmissionen, die sich auf die Beziehungen der Charaktere konzentrieren und hauptsächlich aus Fetch-Quests bestehen. Es handelt sich wirklich um rückwärts gerichtetes Design, das eine Firma wie Monolith, nach so vielen Jahren im Geschäft, hinter sich lassen sollte.

Anzeige

Aber wenn man es dann schafft, sich einen Skell zu organisieren, stellt dies einen großen Wendepunkt in XCX dar. Man gelangt jetzt nicht nur viel schneller durch die Spielwelt, sondern Mira wird auch noch größer. Sobald der Skell flugbereit ist, wird die vertikale Erkundung möglich und du kannst Orte besuchen, die du zuvor per Fuß nicht erreichen konntest. Die Skells ändern auch das Kampfgeschehen—du kannst die Fähigkeiten, die du in Schlachten mitnimmst, beliebig anpassen, indem du sie kaufst, wodurch bisherige Charakterfortschritte fast vollständig irrelevant werden. Am Ende des Spiels sind die Fähigkeiten deines Skells viel entscheidender als die Klasse, in der du dich befindest.

Aber davor läuft das Kampfgeschehen wie bei einem MMO ab, mit Cooldown-basierten Aktionen und einem teamübergreifenden Kombosystem, und das funktioniert ziemlich gut, sobald man sich daran gewöhnt hat, dass man nicht jede einzelne Attacke aktiv auslösen muss. Stattdessen wählt man eine neue Technik und das Spiel übernimmt. Die verfügbaren Klassen für den Aufbau des Teams sind alle recht standardmäßig—manche konzentrieren sich auf Buffs, andere auf Tanks, und bestimmte Allies sind wirklich nur zur Unterstützung da. Die individuelle Charakterprogression sieht da etwas anders aus. Du kannst jede Fähigkeit, die du im Kampf verwendest, hochleveln und dabei in eine fortgeschrittene Klasse aufsteigen sowie Fähigkeiten und Ausrüstung verbessern. Allgemein bieten Kampfsituationen genug Action, um dich beschäftigt zu halten.

Anzeige

XCX basiert auf einer Vielzahl von verbundenen Mechaniken, vom Beitreten einer Fraktion zur Aufrechterhaltung der Waffenhersteller, die du finanzieren kannst, indem du ihnen deine Miranium gibst, die abbaubare Währung des Spiels. Allerdings wird dies im Spiel so gut wie gar nicht erklärt. Ich musste die Anleitung mehrere Male durchlesen, um alles zu verstehen—und wann war schon das letzte Mal, dass jemand von uns eine Anleitung lesen musste?

Da diese stumpfsinnigen Systeme miteinander verbunden sind und sich das Spiel darauf verlässt—sowie auf die etwas verworrene Präsentation, besonders wenn man neu bei der Serie ist—läuft XCX Gefahr, unter seinem eigenen Gewicht erdrückt zu werden. Der Charakterfortschritt funktioniert nicht wie in anderen (J)RPGs, und es kann eine Weile dauern, bis sich ein wirklich befriedigendes Spielerlebnis einstellt, bei dem man Risiko mit Belohnung und Erkundung mit Entdeckung balanciert. Das wird sich einstellen, wenn du bereit bist, etwas Geduld zu haben. Aber ich wäre nicht überrascht, Geschichten von Spielern zu lesen, die nach ein paar Stunden der Verwirrung aufgeben. Meine persönliche Meinung ist, dass XCX unabhängig vom Genre, eine lohnende Zeitinvestition ist, da es nichts Vergleichbares gibt—die Grafik ist durchweg beeindruckend und Hiroyuki Sawanos eklektischer (gelinde gesagt) Soundtrack ist praktisch ein Charakter für sich. Wenn man bei XCX dranbleibt, stellen sich kitschige und schwammige Vibes ein, was man bislang in keinem anderen Spiel fand, das dieses Jahr erschien. Oder im letzten oder vorletzten Jahr und so weiter.

JRPGs für Konsolen stagnieren seit einiger Zeit, und der frische Wind, den XCX einbringt, ist sehr willkommen. Es erfordert eine große Zeitinvestition vom Spieler, aber es macht fast endlosen Spaß, die Komplexität dieser Welt und seiner Ökologie zu erforschen. Die Mängel kann man nicht ignorieren, aber der schiere Umfang von XCX, gepaart mit seiner einzigartigen Persönlichkeit, machen diesen Titel für Wii-U-Besitzer lohnenswert. Welche anderen enormen Open-World-Games sind schon auf der Konsole im Moment verfügbar? Und selbst wenn Zelda bereits erschienen wäre, wirst du Link nie in einem dieser Dinger erwischen.

@sayemahmd

Diese Review wurde durch die Unterstützung von NVIDIA SHIELD möglich. Die NVIDIA SHIELD Library findest du hier.