Einer der selbsternannten Sheriffs wurde daraufhin wegen des Vorwurfs der Verfolgung, Nötigung und Anstiftung zum Amtsmissbrauch festgenommen. Für die Hofbesitzerin Michaela W. endete der Tag in der Psychiatrie des Landesklinikums Waidhofen an der Thaya, wie Profil berichtete. Was genau damals im Waldviertel passierte, ist heute schwer zu rekonstruieren. Sachwalterin Margit M. lässt VICE über ihre Sekretärin ausrichten, dass das Strafverfahren noch laufe und es noch keinen genauen Zeitpunkt für die Verhandlungen gebe. Auch Michaela W. ist nicht erreichbar.Kreissl selbst distanziert sich inzwischen von dem Vorfall. Für ihn geht es vor allem um Selbstbestimmung. Nach dem Intermezzo im Waldviertel hat er nun eine neue Gemeinde gefunden, in der er nicht nur Vermittler, sondern auch Guru ist. Er selbst ist dabei weder ein Anhänger des OPPT noch der Souveränen, sondern der selbsternannte erste „Freeman" Österreichs.Laut eigenen Angaben ist er damit der einzige, auch wenn sich ihm immer mehr Menschen anschließen und in den letzten Jahren eine regelrechte Bewegung entstanden ist. Trotzdem: Seine Anhänger können selbst nicht zum Freeman werden; Freeman sei nur er alleine. Der Rest ist ein Sammelbecken unterschiedlichster Philosophien und Glaubensrichtungen, die sich durch den gemeinsamen „Systemausstieg" und die Skepsis gegenüber allen offiziellen Institutionen und Staaten definieren. Kreissl und seine Gefolgsleute leben in einem Schloss in Walchen bei Vöcklamarkt in Oberösterreich, wo er vor ein paar Monaten den Staat „Erlösterreich" ausrief.Nachdem Kreissl im Waldviertel bei einem Showdown zwischen selbsternannten Sheriffs und der Polizei dabei war, ist er nun Guru und Freeman.
„Wie keine Ahnung?", frag ich ihn.
„Ich war nicht dabei, so wie du auch nicht dabei warst. Ich habe nur Bilder und Videos gesehen. Darum habe ich dazu keine Meinung, außer dass ich nicht dabei war."
Ich versuche es noch mal anders: „Aber dass Juden von den Nationalsozialisten in Österreich und Deutschland massenhaft umgebracht wurden, glaubst du schon?"
„Hm, ich habe versucht, mich zu informieren. Die New York Times schrieb bereits vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von einem europäischen Holocaust. Komisch, oder? Ich weiß es nicht. Der Freeman möchte es wissen", so Kreissl.
„Was soll das heißen?" frage ich ihn erneut.
„Dass es komisch ist und ich nicht dabei war, also glaube ich es nicht." Er fragt nach, ob ich ihn verstehen würde und holt zur Rechtfertigung gleich noch weiter aus: „Ich glaube es nicht ist nicht gleichbedeutend mit Leugnen. Der Zionismus verarscht die ganze Welt und das muss endlich aufhören. Da ist Obama genauso beteiligt wie die UNO, der Faymann, die Bilderberger, die Rothschilds und die Rockefellers." Als er diese gängigen Verschwörungsthesen vor sich hin betet, erhebt sich seine Stimme zum ersten Mal merklich—gleich darauf erwähnt aber auch, dass jeder Jude, der gestorben ist, einer zu viel sei.
„Sie kann es halt noch nicht glauben", sagt Hanreich und lacht.Zum Abschied versucht Kreissl noch mal sein Bestes, mir doch noch das System auszutreiben und gibt mir mit auf den Weg, dass mich das Rechtswesen auch noch enttäuschen werde. Wenn es soweit ist, wäre ich jederzeit willkommen in ihrem Schloss. Zum Abschied wird wieder viel umarmt und alles ist wieder Liebe (die ihnen das System offenbar nicht geben kann).Eva auf Twitter: @immerwiederEva