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Popkultur

Für einen Monat sind wir alle Affen im Mode-Zoo

Da knurrt sogar der Blindenhund. Es ist Fashion Week, liebe Freunde.

(Foto: Daniel Arnold)

Vor einer Woche hat in New York die Fashion Week gestartetet. Was das bedeutet? Die Affen sind los. Einen Monat lang werden wir mit Nachrichten zum Kleiderfetisch der Menschheit bombardiert. Sobald auch dein News-Feed mit alien-esquen Modelgesichtern und zierlichen Asiaten in Papageien-Kostümen zugespamt wird, wirst du entweder freudig im Viereck tanzen, oder vorübergehend das Exil in der Waldhütte deiner Grosi aufsuchen wollen. Eine kleine Entscheidungshilfe.

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Das unsittliche Treiben kam also vor einer guten Woche in New York in die Gänge. Dem Empire State wird gern ein Einöd kommerziellen Overkills vorgeworfen. Wenn du das auch so siehst, kennst du Mark Tauriello nicht. Mark lässt sich für seine Kollektionen von dunstigen Erinnerungen an Horrorfilme und New Wave inspirieren und glaubt an ein besseres Leben durch Geometrie. Klingt plausibel. Oder schau dir Mathieu Mirano an. Er macht Kleider aus echt ausseridrischem Material (in südamerikanischen Feldern gesammeltes Meteoriten-Gestein) und Käfer-Flügeln. Nicht gross kommerziell, wenn du mich fragst.

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(Foto: Wiki Commons)  Mark Taurellio.

Die wirklich verrückten Menschen leben aber nach wie vor auf der britischen Insel. Die Genossen, deren Hände gern mit Ale verwachsen, sind nicht nur sehr sympathisch, sie zeigen dir auch welche Rüstung du anlegst, um die nächste Party zu crashen. Nimm Sister by Sibling. Mit liebenswertem Fetisch Swag, sprich kristallenen Gesichtsmasken, Synthetik-Bling und überdimensionierten Plüsch-Pompoms an Kopf und Körper, knockst du dein Gegenüber mit prätentiöser Disco-Kluft aus. Wenn dir das doch zu fancy ist, lässt du dich eben von Pandemonia unterhalten. Gelber als die Simpsons und so gross wie Dirk Nowitzki – besser wird dein Trip wahrscheinlich nicht.

(Foto: Stephane Marin-Justicia) Donatella Versace.

Wenn dir Donatella Versace, eine glitzernde Satinpresswurst, gegen die Visage donnert, weisst du, dass du zur Modewoche in Italien bist. Sonst sind Quitsch-Laute einer Horde minderjähriger Prostitierter aus Bungalows sicheres Indiz für deinen aktuellen Standort. Und als wären Staatsverschuldung, Funkelstein-Manie und Silvio Berlusconi im Allgemeinen nicht schon schlimm genug, lassen sie da unten auch noch den kleidgewordenen Brainfuck von Phiipp Plein über die heiligen Bretter galoppieren. Schweres Los. Trotzdem lieben wir die Italiener – für dramatische Handgesten, fantastische Pasta und Miuccia Prada. Diese Frau erhebt den lukullischen Stofffriedhof aus Witwen-Spitze und glänzigem Huren-Satin seit Jahrzehnten zum Gourmet-Tempel für chronisch unterernährte Modejünger.

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In Paris findet dann quasi das Gipfeltreffen der Modemammuts statt: Trotz vergleichsweise zivilisierter Ästethik, drängen sich bei manchen Szenen im Jardin de Tuileries unweigerlich Bilder hysterischer Gören wie auf einem One Direction Konzert auf. Weil das wenig Spass bringt, lohnt es sich, direkt auf die dekadenten Festbänke zuzusteuern und Kaiser Karl`s monströse Kulissen sicherheitshalber auf dem Lieblingsdevice zu streamen. Den letzten Bang vor der Besinnungslosigkeit holst du dir, indem du einen Blick in deine leicht tattrige – aber sehr schillernde – Zukunft als Modeelfe wirfst.

Wenn du nicht dem nudistischen Nacktheitsdiktat fröhnst, musst du jetzt wahrscheinlich zugeben, dass du den Stoff an deinem mehr oder weniger gnädig proportionierten Körper liebst. Um die übrigen drei Wochen im globalen Vestimentär-Dschungel angemessen zu zelebrieren, schmeisst du dich in deinen Lieblingsdress und fängst gleich heute damit an. Zum Beispiel hier:

Donnerstag solltet ihr in den Kinski Klub in Zürich gehen. Dort werden unter anderem die drei Herren der JAS Crew spielen, deren fabelhaftes neues Video vor kurzem bei uns Premiere feiern durfte.

Am Freitag gehst du nach Basel in die Lady Bar und feierst mit den Kunst-Studenten deren Abschluss. Da kannst du glitzern so viel du willst. Das schmeichelt der Exzentrik.

Oder ihr geht am Freitag ins Exil in Zürich. Nach zwei gelungenen Jahren verabschiedet sich das Party Projekt frühreif. Es erwarten euch unter anderem Nico Stojan und Findling. Für den Abschied von frühreif verlost VICE 2x2 Gästelistenplätze. Schreibt an win@viceland.ch.

Am Samstag und Sonntag kannst du im Og9 in Zürich Materielles oder auch Ideelles gegen Kunst tauschen. Das ist zur Zeit sehr modisch. Und Walter Pfeiffer macht auch mit.

Wenn du am Sonntag noch ein bisschen Substanz zum Rumfashionen hast, steh ein paar Stündchen auf die Strasse und lass dir Münz für dein schönstes Outfit in ein verlottertes Kartonschächtelchen werfen. Davon kannst du dir dann in der Brocki einen neuen Fummel kaufen.