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Wir haben mit dem Islamischen Kulturzentrum Graz über den Schweine-Angriff auf eine Moschee gesprochen

Donnerstag Nacht wurde eine Moschee in Graz angegriffen. Ein politischer Hintergrund wird untersucht.

Am späten Donnerstagabend hat laut einem Facebook-Posting des Islamischen Kulturzentrum Graz ein Passant drei Männer dabei beobachtet, wie sie sich Zutritt zum Gelände des Kulturzentrums verschafft haben. An einem Zaun wurden zwei Schweinekopfhälften aufgehängt, auf das Minarett wurde Blut gespritzt. Das Grazer Kulturzentrum wurde schon mehrmals zum Ziel solcher Angriffe. Bereits 2012 wurden dort Schweineköpfe abgelegt.

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Ein Verdächtiger soll mittlerweile festgenommen worden sein—ein 46-jähriger Grazer. Ein politischer Hintergrund wird untersucht, wie ein Ermittler gegenüber der Kleine Zeitung sagt. Vor allem im letzten Jahr kam es zu einem drastischen Anstieg an rechtsextrem motivierten Taten, wie ein kürzlich veröffentlichter Bericht des Verfassungsschutzes zeigt. Laut dem Bericht ist ein "signifikater Anstieg von Mitgliedern und Sympathisanten" rechter Gruppierungen wahrnehmbar, deren Aktivitäten unter anderem islamfeindliche Angriffe auf Asylwerber und deren Unterkünfte einschließen.

Das Islamische Kulturzentrum zeigt sich nach dem Vorfall betroffen. Ein Sprecher sagt gegenüber VICE: "Unsere Gemeinde ist zutiefst erschüttert und kann noch gar nicht glauben, was passiert ist und dass dies überhaupt möglich ist. Viele wissen es noch gar nicht und die meisten werden heute beim Freitagsgebet die Nachricht erfahren."

Die Reaktionen auf verschiedenen Facebook-Pages, unter anderem der von oe24, reichen von "Ich würde die schweinderln auch schon mal bei den Grenzen laufen lassen, viell drehens dann um!" über "Nur für die armen Tiere tut es mir Leid", bis hin zu "Alles ändert sich halt…. auch in da schönen ostmark…." Von Empathie ist wenig zu spüren—außer für das Schwein. Wie bereits bei der Aufregung um den Verkauf von Halal-Fleisch in österreichischen Supermärkten stellen die lautesten Kommentatoren auch hier eine Kombination aus Islamfeindlichkeit und Tierfreundlichkeit zur Schau.

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Screenshots: VICE Media

Der Angriff trifft das Islamische Kulturzentrum Graz auch deswegen besonders, weil es stets eine Vorreiterrolle in vielen Bereichen des Dialogs und gemeinsamen Miteinanders eingenommen haben soll: "Was wollen die Menschen von uns? Wenn Muslime ihre Moscheen in Hinterhöfen bauen, dann heißt es, die haben etwas zu verstecken. Wenn wir schöne Kulturzentren als Orte des Dialogs bauen, dann werden wir trotzdem angegriffen. Man sieht, dass diese Tat rassistisch motiviert ist und es keine Rolle spielt, was man macht. Es reicht schon aus, dass man Muslim ist. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen."