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Berliner Forscher bestätigen: Schlankheitspillen können tödlich sein

Wissenschaftler von der FU Berlin haben gezeigt, dass Fettverbenner-Pillen oft teilweise genauso gepanscht sind wie Mittel auf dem Drogenschwarzmarkt.
Facebook-Bild: Lee Goldup via VICE

Wenn du auch zu denen gehörst die lieber tot als fett wären, dann gibt es für dich ein Mittel mit wissenschaftlichem Siegel: Schlankheitspillen mit Granatenchemie. Forscher von der FU Berlin haben gestern eine ausführliche Studie vorgelegt, die zeigt, dass einige der Präparate, die du online zum Abnehmen bestellen kannst, wortwörtlich den Tod bedeuten können.

Demnach ist nicht nur der allgemein-nervige Schlankheitswahn unserer Gesellschaft gesundheitsgefährdend, sondern auch die Einnahme recht verbreiteter Mittel zum Abnehmen kann schlicht tödlich enden—wie die Wissenschaftler mit einer über mehrere Jahre angelegten Studie zeigen konnten.

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Zum Abnehmen schlucken Leute oft klassische Stimulanzien, wie Amphetamine (aus Requiem for a Dream bekannt) oder Ephedrin (bekannt und beliebt aus Hustensaft). Diese gaukeln dir eine künstliche Notsituation vor, indem sie körpereigene Hormone immitieren, wie Adrenalin und Noradlenalin, die im Falle von Flucht oder Kampf ausgeschüttet werden. Weil der Körper auf der Flucht oder beim Ultimate Fight viel Energie braucht, greift er dann auf seine Fettreserven zurück und, schwuppdiwuup, nimmst du ab.

Soweit die Theorie im Schlankheitswahn. Die Berliner Forscher haben jedoch in ihrer mehrjährigen Studie zeigen können, dass Abnehmpillen aus dem Netz teilweise extrem gefährliche Stoffe beigemischt sind. Dazu gehört etwa 2,4-Dinitrophenol, kurz DNP, an dem im 2. Weltkrieg viele Rüstungsarbeiter gestorben sind.

DNP wurde einst neben TNT in Granaten gefüllt. Die Granatenbefüller nahmen bei der Arbeit stark ab, klagten aber auch über Schwindelgefühl oder verstarben. „Schon damals hatte man erkannt, dass der Wirkstoff kaum kontrolliert eingesetzt werden kann und die Nebenwirkungen einfach zu gravierend sind", berichtet Maria Kristina Parr, Professorin für pharmazeutische Chemie an der FU Berlin.

Das war tragischerweise dem jungen Sarmad Alladin aus England nicht bekannt. In seinem letzten Facebook-Post als „Mr. Muscle" präsentierte er stolz seinen Bizeps bevor er wenige Stunden später an den Folgen von DNP verstarb. Der im Jahr 2013 verstorbene Alladin ist nicht der einzige Tote in England in Folge solcher „Nahrungsergänzungsmittels", mindestens zwei weitere vergleichbare Fälle von Muskeljungs sind bekannt.

DNP greift in einen uralten, überlebenswichtigen Mechanismus des Körpers ein. Aus den Kohlehyhdraten, die wir essen stellen alle Körperzellen ihren Treibstoff, ATP genannt, her. DNP stört die normale ATP-Herstellung, der Körper denkt es fehlen Kohlehydrate und verbrennt Fett. Aber auch das wird wegen des DNP nicht mehr richtig in ATP umgebaut. Die Körperzellen verhungern gewissermassen und der Körper erzeugt ein extremes Fieber. Beides kann zum Tod führen.

Die Präparate werden im Netz unter Labels wie Yellow Fat Burner oder DNP Burn angepriesen und zeichnen die Inhaltsstoffe oft nichtmal aus. „Die Zusammensetzung und Qualität der Präparate aus dem Internet schwankt sehr", berichtet Professor Parr: „Die Situation bei solchen Diät- und Schlankheitspräparaten ist vergleichbar mit der auf dem Drogenschwarzmarkt."

Also überleg dir lieber dreimal, ob es dir wirklich dein Leben wert ist wie ein Kraftbuden-Proll auszusehen.