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Astronomen identifizieren erstmals lange verschollenen Zwilling unserer Sonne

Die Methode mit der Forscher einen 110 Lichtjahre entfernten Stern als Sonnenverwandten ausgemacht haben, könnte uns auch auf die Spur von außerirdischem Leben bringen.
Ein Nebelfleck im frühen Stadium.
Ein Nebelfleck im frühen Stadium. Bild ESO/S. Guisard/ WikimediaCC BY 3.0

Wenn Zwillinge bei der Geburt getrennt werden, dann ist oft eine Menge kreative Detektivarbeit notwendig, um die beiden im Laufe ihres Lebens wieder ausfindig zu machen. Nun zeigt sich, dass das selbe auch für die Suche nach engen Verwandten unserer Sonne gilt, die sich seit ihrer Geburt vor 4,5 Milliarden irgendwo da draussen in den Weiten unserer Galaxie auf ungeahnte Weise entwickelt haben könnten. Nach ihnen zu forschen ist wie die Suche nach der Nadel in einem galaktischen Heuhaufen.

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Nun ist es Wissenschaftler von der University of Texas aber erstmals gelungen eine solche Nadel zu finden: HD 162826 hat 15 Prozent mehr Masse als die Sonne und befindet sich rund 110 Lichtjahre entfernt im Sternbild Herkules: nicht sichtbar für das menschliche Auge, aber hell genug um von entsprechenden Ferngläsern erkannt zu werden.

Astronomen haben den Stern schon über zwei Jahrzehnte beobachtet, ohne zu wissen, dass es sich um eine lange verschollene Schwester der Sonne handelt. Mit Sicherheit haben wir schon weitere solare Verwandte katalogisiert, deren Ähnlichkeit wir erst noch feststellen müssen. Und das Forscherteam, um den Astronomen Ivan Ramirez, ist in der Tat zuversichtlich, dass die Identifikation von HD 162826 nur ein Anfang sein wird.

„Wir möchten wissen, wo wir geboren wurden", gab Ramirez in einer Erklärung seine ambitionierten wissenschaftlichen Ziele zu Protokoll:

„Wenn wir herausfinden können in welchem Teil der Galaxie die Sonne entstanden ist, dann können wir daraus Eigenschaften des frühen Sonnensystems ableiten. Dass könnte uns helfen herauszufinden, warum wir hier sind."

Die grundlegende Idee der Forscher ist es die Laufbahn eines Sterns zurückzuspulen, um zu erfahren, ob sein Weg mit der Entwicklung und Flugbahn der Sonne verbunden ist. Das ist in der Tat einfacher gesagt als getan. Zur Überprüfung und Analyse ihrer Daten haben sich die Forscher daher auch Hilfe von zwei führende Experten für die Untersuchung von Sternenbewegungen in der Galaxie geholt: A. T. Bejakova und V. Bobylev konnten das Feld der Kandidaten auf 30 verkleinern.

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Anschließend kam der andere entscheidende Faktor zur Bestimmung einer möglichen entscheidenden Ähnlichkeit ins Spiel. Denn genauso wie biologische Verwandte einen Großteil ihrer DNA teilen, so weisen Sternengeschwister entscheidende Ähnlichkeit bei ihrer chemischen Zusammensetzung auf. Im Fall der Sonne sind die todsicheren Beweise die Elemente Barium und Yttrium.

Die Analyse der chemischen Zusammensetzung aller Kandidaten und ihrer dynamischen Vergangenheit ergab, dass nur HD 162826 dem gesuchten Profil entsprach. Ramirez und sein Team werden Details zu ihrem Vorgehen am 1. Juni in der nächsten Ausgabe von The Astrophysical Journal veröffentlichen.

Verwandten Sonnen könnten eine entscheidende Rolle bei der Suche nach außerirdischem Leben spielen

Eine der spannendsten Konsequenzen bei der Suche nach Sonnenverwandten ist die Möglichkeit, dass um sie herum Planeten kreisen könnten auf denen Leben möglich ist. In der guten alten Zeiten als die Geschwister der Sonne alle gemeinsam nebeneinader in einer galaktischen Krippe herumhingen, müsste es zu einem beständigen intersystemischen Austausch von planetenähnlichem und chemischen Materialien gekommen sein. Reichhaltige Teilchen unserer frühen Erde könnten in andere inzwischen weit entfernte Sonnensysteme katapultiert worden sein und die Möglichkeit für Leben auf anderen Planeten verstreut haben.

Vielleicht war aber auch alles ganz anders und die Zutaten des Lebens wurde auf die Erde gesprenkelt—aus anderen Welten heraus, die inzwischen in hunderten Lichtjahren Entfernung vor sich hingedeihen. Laut Ramirez jedenfalls „könnte man sagen, dass verwandten Sonnen eine entscheidende Rolle bei der Suche nach außerirdischem Leben spielen."

Die Suche der Wissenschaftler aus Texas ist alles andere als abgeschlossen und sie sammeln längst auch Daten von anderen Sternen aus jedem erdenklichen Winkel des Sonnensystems. „Die Anzahl der Sterne, die wir untersuchen können, wird sich noch einmal um den Faktor 10.000 erhöhen", gab Ramirez mit Blick auf die neueste Datensammlung des ESA Gaia Observatoriums zu Protokoll.

Es sieht also so aus, als könnte die Familie unserer Sonne noch weiteren Zuwachs verzeichnen.