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Popkultur

Wer dein Leben rettet, darf über dich lachen

Wer "Patientin nach Geschlechtsverkehr nun bewusstlos (Respekt)" in ein offizielles Papier schreibt, ist trotzdem ein Arschloch.

Foto: Chris Brown | Flickr | CC BY 2.0

Ein Feuerwehrmann in Frankfurt fand sich lustig und schrieb auf ein offizielles Papier über einen Einsatz: "Im 1. OG Patientin nach Geschlechtsverkehr nun bewusstlos (Respekt), braucht nun RTW." Der Haha-du-hast-sie-bewusstlos-gevögelt-Schenkelklopfer sagt viel über den Feuerwehrmann aus, vielleicht auch über den Ton unter seinen Kollegen.

Ihn schwarz auf weiß in einem internen Dokument rauszuhauen, brachte ihm schon eine erste Rüge ein, nachdem er ihn vor eineinhalb Jahren schrieb. Jetzt dürfte der Ärger seiner Vorgesetzten noch mal gestiegen sein. Zu seinem Pech landete der Zettel nämlich im Netz und über den Macker-Spruch echauffieren sich überregionale Medien wie die Welt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, wer das Papier fotografiert und online gestellt haben könnte.

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Das ist offensichtlich ein ziemlich schlechtes Beispiel für Humor am Arbeitsplatz. Aber manchmal passieren Ärzten, Pflegern und Feuerwehrmännern einfach Dinge, bei denen man nicht bierernst bleiben kann. Wenn ein älterer Herr mit Kerze im Hintern in der Notaufnahme erzählt, dass er sich versehentlich in der Kirche darauf gesetzt hat. Oder wenn eine Dame das Angebot eines künstlichen Gebisses ablehnt und ihrem Zahnarzt erzählt: Unter der Woche käme sie sehr gut ohne Zähne aus und am Sonntag für die Kirche borge sie sich einfach die Prothese von ihrem Ehemann aus. Der gehe nämlich sowieso nicht zur Messe.

Wer dabei nicht innerlich kichert, hat kein Herz und keine Gefühle, sondern ist ein Android. Lachen ist menschlich und schließlich wollen wir von Menschen behandelt werden und nicht von Maschinen. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Lachen Stress lindert. Und das haben Menschen oft bitter nötig, die während ihrer Schichten tagelang nicht schlafen und sich von Snickers ernähren, eiternde Wunden verbinden oder Hypochonder abwimmeln, die in die Notaufnahme gekommen sind, weil sie GÄNSEHAUT hatten.

Wir haben uns zwei Fälle erzählen lassen, als sich die professionellsten Pros ein Grinsen nicht verkneifen konnten—und warum das gut war.

"Das Vakuum hat den weichen alten Popo verformt, zu einer riesigen Beule in Form der Kloschüssel. Da mussten wir alle schmunzeln."

Christa, 68, hat über 20 Jahre als Altenpflegerin gearbeitet. Eines Morgens kommt sie zu einer Patientin in die Wohnung. "Schwester, Hilfe", ruft die Frau, als sie hört, wie Christa die Tür aufschließt, "ich bin auf dem Klo!" Und da kam die Frau auch nicht weg.

Die alte Dame hatte sich direkt auf die Kloschüssel gesetzt, ohne die Klobrille hochzuheben. "Sie war recht mopsig", sagt Christa. "Unter dem Po der Dame hatte sich ein Vakuum gebildet. Sie steckte in der Kloschüssel fest."

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"Ich habe dann versucht, die Masse an Po vom Klo zu bringen, ich kam aber nicht einmal mit der Hand darunter, so sehr steckte sie fest. Als ich versucht habe, sie hochzuziehen, dachte ich, ich reiße die Toilette aus der Verankerung." Die Schwester rief daraufhin die Feuerwehr. "Die Männer mussten auch schmunzeln." Die Feuerwehr wusste die Lösung: Sie holten aus der Küche einen Kochlöffel und schmierten ihn mit Salatöl ein. "Der Kochlöffel ist dann richtig reingeflutscht, zwischen Po und Schüssel." Ein Feuerwehrmann hat den Löffel runtergeschoben. Der andere und Christa haben die Frau sanft von der Schüssel gezogen. "Das Vakuum hat den weichen alten Popo verformt, zu einer riesigen Beule in Form der Kloschüssel. Da mussten wir alle schmunzeln."

"Es ist kein Auslachen, keine Schadenfreunde", sagt sie. "Es hat was Befreiendes. In unserem Alltag arbeiten wir unter extremem Druck, wir müssen Leute in fünf Minuten waschen, haben aber kaum Zeit, mit ihnen zu reden. Wir erleben viel Trauriges. Patienten, die wir jahrelang betreut haben, sagen 'Schau mir noch einmal in die Augen', bevor sie sterben. Wenn wir dann mal lachen können, am besten gemeinsam mit den Patienten, dann ist das für alle befreiend."

"Du musst locker sein, um den Menschen an ihre intimsten Körperteile zu fassen."

Foto: pexels

Als Urologe kennt Volker Wittkamp die seltsamsten Penisoptimierungsversuche: Männer, die sich Zahnbürsten-Stiele in den Penis implantiert haben, um die Partnerin besser penetrieren zu können, oder sich warmen Wachs in ihr bestes Stück spritzten, um ihm mehr Volumen zu verleihen. Oft muss sich Volker anstrengen, seine Miene dabei nicht zu verziehen. Wenn zum Beispiel ein ganzes Feuerwehrteam anrücken muss, um einen Cockring mit einem Schneidegerät zu entfernen. Oder wenn Patienten wirklich schlechte Ausreden dafür haben, was sie mit ihrem Penis angestellt haben. "Ein Patient hat sich verletzt, als er seinen Penis in den Staubsauger steckte. Das ist keine Urban Legend, diese Fälle gibt es wirklich. Der Patient hatte dieses berühmte, uralte Modell 'Kobold', dem die Dissertation 'Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern' gewidmet ist. Er hat mir erzählt, dass er Katzenhaare aufsaugen wollte, dann gestolpert ist und in den Staubsauger geriet. Es ist keine gute Idee, sein bestes Stück in den Staubsauger zu stecken, egal welches Modell. Durch den Unterdruck können Gefäße platzen. Aber der 'Kobold' ist besonders gefährlich. Der 1.700 Umdrehungen starke Ventilator ist nur 11 Zentimeter vom Ansauger entfernt. Der durchschnittliche erigierte Penis ist aber 13 Zentimeter lang. In einer Großstadtklinik hat man mindestens einmal im Monat einen Patienten mit Dingen in der Harnröhre, die nicht dorthin gehören. Und ja, solche Geschichten tauscht man natürlich mit Kollegen aus. In meinen Beruf braucht man viel Humor. Als ich mich damals für eine Fachrichtung entscheiden musste, hat meine damalige Freundin gesagt: Urologie würde am besten zu dir passen, das sind die lustigsten und lockersten Ärzte. Daran ist auch viel Wahres: Du musst locker sein, um den Menschen an ihre intimsten Körperteile zu fassen."

Wir haben gelernt: Lachen ist gesund, Lachen bei der Arbeit macht diese erträglicher. So gesehen ist es vielleicht von Vorteil, wenn der Mensch, der dich rettet, auch mal lacht. Wenn man in der Scheiße steckt, will man schließlich lieber von jemandem daraus geholt werden, der etwas Humorgefühl hat. Allerdings nicht von einem Arsch, der sich darüber lustig macht, dass eine Frau beim Sex bewusstlos geworden ist.

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