FYI.

This story is over 5 years old.

shutupandplay

​#Shutupandplay in Berlin

Kann es Spaß machen, einen ganzen Tag am Berliner Hauptbahnhof zu verbringen? Ja kann es! Auch, wenn dort Streetball gezockt wird und man keine Ahnung von Basketball hat? Ja, verdammt, besonders dann!

Um vorab ganz ehrlich zu sein: Ich habe nicht die größte Ahnung von Basketball. Ich schaue es gerne, ab und zu werfe ich ein paar Bälle in Richtung Korb (Es „Körbe werfen" zu nennen, wäre bei meiner Treffsicherheit übertrieben). Ach ja, – und früher hatte ich auch mal ein T-Shirt von den Chicago Bulls mit Michael Jordan drauf. Aber da hört es dann auch schon bald auf.

Höchste Zeit also, mein gefährliches Basketball-Halbwissen aufzufrischen. Wie wär's erst mal mit Streetball, um wieder locker reinzukommen? Zum Beispiel sonntags vorm Berliner Hauptbahnhof: Hier, auf dem Washingtonplatz, machte am 19. Juli die ING-DiBa #Shutupandplay Streetball-Tour nach Köln und München ihren dritten Stopp. Dieser Stopp war gleichzeitig der dritte Qualifier und das Finale der Deutschland-Tour.

Anzeige

Morgens, um kurz nach Neun sieht man auf den Sidecourts bereits einige Bälle hin und her fliegen, Leute dehnen sich, posen oder binden ihre Schuhe. Eine halbe Stunde später wabert schon eine deftige Schweißwolke um die Plätze herum. Am Himmel hängt eine große Regenwolke, die bald zu platzen droht. „Ja, das Wetter wird heute interessant, sag ich mal", meint Christian Trojan von K1X, einer der Organisatoren der #Shutupandplay-Tour, die vor zwei Jahren zum ersten Mal stattfand.

„Wenn du die Eier hast, dann mach!"

„Die Idee zu #Shutupandplay kam uns, weil es die ‚NBA Challenge', die große Basketball Tour der NBA, seit einiger Zeit nicht mehr gibt", erzählt Christian. „Das war eigentlich immer unser Fixpunkt im Basketballsommer. Und dann haben wir uns irgendwann gedacht: Wenn wir als Basketballspezialist Nummer eins in Deutschland keine große Streetball-Tour anbieten, dann macht es keiner."

Das Konzept der #Shutupandplay-Tour sei es, dass sich jeder mit jedem messen kann: Feierabend-Baller treffen hier auf Bundesliga-Profis. „Es gibt keine Vorschrift, dass du in dieser oder jener Spielstärke spielen musst. Wenn du die Eier hast, dann mach – aber dann musst du halt auch bringen. Im Prinzip kannst du dich mit deinen drei Freizeitkeglern für die höchste Spielklasse anmelden", fasst Christian zusammen. Die All Star Klasse ist die höchste Spielklasse der Streetball-Tour.

Im Berliner All Star-Viertelfinale auf dem Centre Court spielt gerade das Team „Avenue Berlin" um das ehemalige deutsche Top-Talent Thaddaeus Koroma. Als noch 5:33 Minuten auf der Uhr stehen, kann die Regenwolke über dem Washingtonplatz nicht mehr an sich halten. Es fängt an zu schütten, Spielpause. „Germany is cool! A beautiful country. But the weather is crazy!" kommentiert Moderator Jerome „Circus" Holman aus Brooklyn den plötzlichen Regenguss. Ein K1X-Sonderkommando mit Planen und Besen arbeitet sysiphosmäßig gegen das Wasser auf dem Platz an. Zuschauer und Spieler fliehen unter das Bahnhofsvordach und in die Vorhalle.

Anzeige

Time-Out in der Bahnhofsvorhalle: Hertha oder NBA, Hauptsache Profi werden!

Auch Thaddaeus Koroma hat sich in die Bahnhofsvorhalle gerettet. „Das Wetter ist mein perfektes Time-Out! Das ist die Möglichkeit, sich nochmal ausgiebig zu stretchen", sagt er und lacht. „Ich bin allergisch dagegen, das Negative zu sehen." Thaddaeus ist 26 Jahre alt. Bis er 13 war hat er Fußball gespielt. Bei Hertha, „unter anderem mit Änis Ben-Hatira und Ashkan Dejagah". Über Umwege sei er dann aber doch zum Basketball gekommen: „Fünf Jahre später war ich im besten Jugendteam Amerikas und habe unter Coach Chris Chaney in North Carolina gespielt. Die NBA war mein ganz klares Ziel!"

Doch sein Traum von der besten Basketballliga der Welt platzte aufgrund diverser Verletzungen an der Schulter und der Hüfte. Seine positive Art hat er trotzdem nie verloren und sie sogar zu seinem Job gemacht: Seit 2011 coacht er aufstrebende Sportler, Unternehmer und Musiker und hilft ihnen dabei, ihren Traum zu leben. Den Begriff Motivationslehrer mag er in diesem Zusammenhang aber nicht so sehr: „Es geht mir eher darum, Inspiration zu geben."

Zwei Stunden später stehen auf der Uhr des Centre Courts immer noch 5:33 Minuten. Der Regen will einfach nicht aufhören. Doch dann kommt urplötzlich die Sonne raus und es kann weiter gehen. „Crazy German weather" halt…Die Uhr läuft wieder: Thaddaeus' Team gerät in Rückstand. Doch er holt einen Freiwurf raus, verwandelt und bringt sein Team daraufhin mit einem Korbleger wieder in Führung. Am Ende gewinnt „Avenue Berlin" und zieht ins Berliner Halbfinale ein.

Anzeige

„Who said white men can't jump?"

Doch jetzt hat Thaddaeus erst mal anderes zu tun: Er nimmt in der Jury des Dunk Contests Platz. Beim Contest treten Rafal Lipinski, Jordan Kilganon, Jus Fly, Dmitry Krivenko, Salu Tadi und Arek gegeneinander an. Und schon die Warm Up Runde zeigt: Die sechs Jungs sind richtig gut!

Es geht los. Einer positioniert sorgsam zwei Hostessen, lässt sie den Ball in die Luft halten, fliegt über sie hinweg und pumpt den Ball in den Korb. Ein Anderer legt den Ball auf den Boden und nimmt ihn dann per Radschlag auf, um ihn dann rein zu nageln. Alle sechs zeigen Athletik auf hohem Niveau und beeindruckende Moves, bei denen sicher auch der alte Michael Jordan auf meinem Shirt große Augen gemacht hätte. Die Veranstalter und viele Zuschauer sind der Meinung, dass das einer der besten Dunk Contests war, den sie je gesehen hätten. Auch Moderator „Circus" Holman ist aus dem Häuschen und schreit: „Who said white men can't jump? Are you kidding me?"

Der Kanadier Jordan „Mission Impossible" Kilganon gewinnt den Contest. „Es war das erste Mal, dass ich bei so einem Contest ein gutes Gefühl hatte. Ich wusste, dass es gut laufen wird", sagt er und strahlt über beide Backen. Einige der Dunks schafften es später sogar auf das Internet-Portal Bleacher Report.

Nicht schon wieder die Schulter

Weiter geht's mit dem Berliner All Star Halbfinale. Hier trifft Thaddaeus Koroma mit seinem Team auf die „K1X Warriors". Doch es läuft nicht gut für „Avenue Berlin", die „Warriors" sind stärker, ihre Führung fast uneinholbar. Zu allem Übel muss dann Thaddaeus auch noch verletzt raus. Die Schulter. Die Finals finden also ohne ihn und sein Team statt. Gute Besserung, Thaddaeus!

Bevor der Gewinner der gesamten #Shutupandplay-Tour in der Finalrunde ausgespielt wird, steht noch der Three Point Shootout auf der Tagesordnung. Neben dem zwischenzeitlich miesen Wetter bleibt der Shootout der einzige Flop des Tages. Da wäre selbst meine bescheidene Treffsicherheit nicht weiter aufgefallen. Die meisten Bälle der Shooter landen nicht im Korb. Oder, um es mit „Circus" Holmans Worten zusammenzufassen: „A Three Point Shootout needs Shooters!" Macht Sinn. Das verstehe selbst ich als Basketball-Noob.