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Für mehr Konzerte in Innenhöfen und an anderen obskuren Orten!

Wir waren auf einem Wohnzimmerfestival und wollen so etwas öfter haben.

Alle Fotos: Larissa Mohr

Es heißt doch immer, dass es nicht genug Platz für alle möglichen Sachen gibt und uns coole Locations sowieso schon langsam ausgehen. Für viele stellen ja schon Events wie Tanz durch den Tag, bei dem im Endeffekt einfach nur eine Auflegerei auf irgendeiner Wiese stattfindet, ein Highlight dar. Aber was ist aus Konzerten in Locations geworden, die ursprünglich eigentlich nicht dafür geplant waren? Klar, es gibt solche Veranstaltungsreihen wie Live im Waschsalon, bei der—wie der Name schon sagt—Konzerte in einem Waschsalon stattfinden. Aber sonst fällt mir da auch nicht recht viel mehr ein.

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Als ich letztes Jahr in Kairo war, hat mich ein Freund auf ein Wohnzimmerkonzert mitgenommen. Ja, das Konzert hat wirklich in einem Wohnzimmer stattgefunden. Ja, das Wohnzimmer hat einer Privatperson gehört, die dort wohnt. Ja, das Wohnzimmer war gerammelt voll. Ja, der Sound war sogar ganz gut. Wohnzimmerkonzerte in Ägypten sind aus der Not heraus entstanden. Seit dem Umbruch durch die Revolution ist das kulturelle Angebot sehr vernachlässigt worden, was sich die Ägypter natürlich nicht gefallen lassen wollten und deswegen eben einfach regelmäßig Konzerte in irgendwelchen Wohnungen veranstalten.

Als mir eine Freundin vor kurzem dann von einem Wohnzimmerfestival erzählt hat, das an einer geheimen Location stattfindet, die erst kurz vor dem Event bekanntgegeben wird, war ich etwas skeptisch. Klar, in Kairo hat das mit dem Wohnzimmer ganz gut hingehauen, aber jetzt mal ganz ehrlich, dort herrscht im Vergleich zu Österreich Anarchie, was so was angeht, und auch von Bürokratie hält man dort nicht besonders viel. Man macht einfach. Bei uns dagegen, wo schon wegen der kleinsten Lärmbelästigung sofort die Polizei gerufen wird und man als Veranstalter enorm viel Zeit in den ganzen bürokratischen Mist investieren muss, kann so was doch nicht funktionieren. Ich wurde eines Besseren belehrt.

Wie ich bereits vermutet habe, hat das Konzert nicht buchstäblich in einem Wohnzimmer stattgefunden, sondern im Innenhof eines alten Barockhauses in der Schrankgasse. Einem bewohnten Barockhaus wohl bemerkt (so gut wie alle Bewohner, vom Kind bis zum Pensionisten, waren einfach auch dabei). Die Aufmachung war richtig simpel und deswegen ungemein nett: Es gab ein Kaminzimmer mit einem Flügel und Kerzenhalter zum Chillen, ein kleines „Bistro“ mit Dosenbier und IKEA-Stehlampen als Bühnenbeleuchtung. Vom Feeling her auf jeden Fall heimelig. Auch die Acts waren gekonnt ausgewählt—Singer-Songwriter, die die gemütliche Atmosphäre unterstrichen haben, anstatt aufdringlich zu wirken. Mein persönliches Highlight dabei war der Auftritt von Beth Edges-Frontmann Tobi. Vor seinem Bandauftritt beim Frequency (von dem wir übrigens fleißig berichten) morgen hat er noch spontan einen Sologig in hingelegt. Er hat alleine mit seiner Gitarre, ohne seine Bandmitglieder, aber keineswegs verloren gewirkt und perfekt in das gesamte Ambiente gepasst.

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Es geht ja doch. Man kann Konzerte in kleinen, unbeachteten Räumen stattfinden lassen. Genau das hat uns das Team der Kulturbaustelle gestern bewiesen. Natürlich steckt jede Menge Arbeit und auch Glück dahinter—es war bestimmt nicht einfach, ein Wohnhaus mit wunderschönem, Konzerttauglichen Innenhof zu finden, der Soundtechnisch etwas hergibt und bei dem auch die Bewohner mitspielen. Es ist aber auf jeden Fall die Mühe wert. Innenhöfe gibt es vor allem in Wien fast überall, sie werden aber viel zu wenig genutzt. Wie cool wäre es, wenn es in Wien regelmäßig Innenhofparties geben würde? Immer woanders, mit verschiedenen Mottos und Acts. In so einer Welt will ich leben.

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