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Ein Toter beim Electric Love—Hätte das Festival abgebrochen werden müssen?

Beim Festival in Salzburg kam es zu einem tragischen Zwischenfall. Jetzt werden die Veranstalter für ihr Verhalten kritisiert.

Am Samstag stürzte beim Electric Love Festival in der Nähe von Salzburg während eines Sturms auf dem Campingplatz ein Lichtturm auf einen 23-Jährigen. Er verstarb später im Krankenhaus. Auch wenn die Diskussion um die Schuldfrage in den sozialen Netzwerken bereits läuft—das lässt sich im Jahr 2015 nicht aufhalten—, lässt sich der konkrete Fall natürlich aus der Ferne nicht beurteilen. Der Veranstalter sagte, dass sie 45 Minuten vorher auf das herannahende Gewitter aufmerksam gemacht worden seien und alles in ihrer Macht Stehende getan hätten, um das Gelände zu sichern. Ob ihnen dabei Fehler unterlaufen sind, oder ob es wirklich ein unglücklicher Zufall war, werden die Untersuchungen zeigen.

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Die Frage, die über diesen Fall hinaus interessant ist, ist aber folgende: Wie geht man als Veranstalter mit so einer Situation um? Leider sind weder Unwetter noch Unfälle auf Festivals eine Seltenheit. Die Veranwortlichen haben dann kurzfristig vor allem folgende Fragen zu klären: Wie kommuniziere ich nach außen und gegenüber meinen Gästen? Und: Kann das Festival einfach so weitergehen? Darf es? Muss es vielleicht auch?

Das Electric Love Festival entschied sich, weiterzumachen und veröffentlichte auf Facebook ein Statement. Laut einem Kollegen, der vor Ort war, konnte dieses Statement auf dem Festival selbst nur von Wenigen gelesen werden, weil die Netze permanent überlastet waren. Die Nachricht über den Todesfall verbreitete sich trotzdem schnell per Mundpropaganda und drückte auf die Stimmung.

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Uns wurde gerade bestätigt, dass es einen tragischen Unfall mit Todesfolge während dem Sturm am Campingplatz gab. Aus…

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Electric Love Festival

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Saturday, 11 July 2015

Natürlich gingen unter diesem Post sofort die Diskussionen los, ob man das Festival nicht hätte abbrechen müssen. Es gab zahlreiche Stimmen dafür, aber eben auch dagegen.

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Doch wie sind andere Festivals in der Vergangenheit mit solchen Tragödien umgegangen? Kurz gesagt: unterschiedlich. Ein Abbruch ist allerdings international gesehen wirklich eine Ausnahme. 2011 wurde das belgische Pukkelpop abgebrochen, nachdem ein schwerer Sturm fünf Todesopfer forderte. 2013 strich das Electric Zoo in New York nach dem ersten Tag die Segel, nachdem es durch Drogenmissbrauch gleich zwei Tote und mehrere schwer Erkrankte gegeben hatte. Auf den großen EDM-Festivals in den USA ist die Tatsache, dass dort immer wieder junge Menschen mit härteren Drogen in Berühung kommen, die in dem Bereich über keinerlei Erfahrung verfügen, tatsächlich ein großes Problem. Vor allem, weil in den Drogen natürlich oft vieles drin ist, was dort nicht drin sein sollte.

Aber wie gesagt: Das Gegenteil ist eher die Regel. 2012 starb ein junger Mann beim Wacken an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung. Im selben Jahr kippte ein Gast auf dem Nova Rock einfach um—Herzfehler. Im selben Jahr stürzte auf dem Frauenfeld Open Air ein Zelt ein und begrub eine 24-jährige Helferin unter sich. Man darf den Veranstaltern glauben, dass alle diese Fälle sie wirklich, wirklich betroffen machen. Wer einmal selbst veranstaltet hat, weiß, dass Sicherheit ein—wenn nicht sogar das—wichtigste Thema ist. Dafür gibt es zahlreiche Gründe, die von persönlicher Gefühlslage bis zu versicherungstechnischen Überlegungen reichen. Aber wie gesagt: Es ging in all diesen Fällen weiter.

Beim Electric Love kommt hinzu, dass sich der Unfall samstags am frühen Abend ereignete—also eigentlich dann, als das Festival schon fast wieder vorbei war. Die Entscheidung, das Festival weiterlaufen zu lassen, ist vertretbar. Die Erklärungen, ein Abbruch wäre zu gefährlich gewesen, sind eher ins Reich der Mythen zu verorten—ein Festival dieser Größenordnung muss sogar Pläne für eine Evakuierung treffen, ein geordneter Abbruch ist da definitiv im Rahmen des Möglichen. Und er muss auch passieren, sollten die Gäste in Gefahr sein. Das war aber offensichtlich nicht der Fall. „In Kooperation mit den Behörden haben wir entschieden, das Festival geregelt und wie geplant auslaufen zu lassen“, geben die Veranstalter zu Protokoll.

Grundsätzlich muss man da auch bedenken: In so einem Fall kann man eigentlich nichts richtig machen. Da ist nur noch die Wahl zwischen zwei schlechten Alternativen.

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