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Interviews

Paper Arms wurden von Bob Hawke als Schwuchteln bezeichnet

Der Stift ist mächtiger als das Schwert, wissen wir ja. Außerdem funktioniert der Name Paper Arms echt gut bei Google.

Australier sind so ein seltsames Volk. Ehemalige britische Gefängnisinsel, Ozonloch, komische Viecher, viel zu weit von wirklich ganz egal wo auf der Welt und ihr ehemaliger Premierminister Bob Hawke war Rekordhalter im Bier exen. Wieso die australische Band Paper Arms sich von ihm zudem noch als Schwuchteln bezeichnen lassen musste, hat uns ihr Sänger Josh Mann im Interview erzählt. Hätte ich den Mann (haha) noch nach Crocodile Dundee, Hautkrebs und dem Geschmack von Känguru-Fleisch fragen sollen? Wir haben uns lieber über deutsche Gastfreundschaft (Ja! Ich hab mich auch gewundert…), die Zukunft von Punk und über Prince, den Lieblingsmusiker der Jungs, unterhalten.

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Noisey: Hello! Erzähl uns doch mal ein bisschen was über euch. Ihr seid ja noch Frischfleisch auf Europas Musikmarkt.
Paper Arms: Hi! Du findest uns wahrscheinlich in der Punkabteilung, schätze ich mal. Wir haben uns in der Musikszene in Adelaide kennengelernt. Wir kannten uns durch verschieden musikalische Projekte. Um genau zu sein hatten Max (Gitarre), Tom (Schlagzeug) und Mike (Bass) schon eine Band zusammen bevor wir Paper Arms gründeten. Max verließ Australien für ein Jahr, nur um zurückzukommen und festzustellen, dass ich seine Band gekapert, sie in etwas völlig anderes transformiert hatte und vor allem einen neuen Gitarristen brauchte.

Und er hat nicht gemault und spielt jetzt brav Gitarre. Was macht ihr denn sonst so neben der Musik?
Wir brauchen unbedingt Kreativität in unserem Alltag. Max ist Industriedesigner, Mike ist Fotograf und Tom und ich sind Grafikdesigner.

Das ist ja fast schon bürgerlich. Passiert euch auch mal was Spannendes oder Kaputtes auf Tour?
Nichts wirklich Kaputtes, eher richtig geil war es, als wir vor ein paar Jahren in einem kleinen Dorf im tiefen Süden Australiens eine Show gespielt haben und—kein Scheiß!—am anderen Ende der Bar stand der ehemalige australische Premierminister Bob Hawke. Vielleicht hast du schon mal gehört, dass Bob berühmt dafür ist, den Weltrekord im Bierkrug exen inne zu haben. Er ist scheißealt mittlerweile, aber wir dachten uns, „Hey, lasst ihn uns zu einem Wettlaufen herausfordern“. Er hat zugestimmt unter einer Bedingung: „Lasst mich zum Teufel noch in Frieden.“ Er hat uns beigebracht, wie wir am besten Beer Skulling machen, hat uns eine Bande von Schwuchteln genannt und uns dann aus der Bar schmeißen lassen. Eine Legende, dieser Mann!

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Allerdings eine Legende. Großartige Geschichte! Wir haben ja in Europa nur Berlusconi, der sich mal mit dem gemeinen Volk gehen lässt. Was glaubt ihr denn, wie sich Europa und Australien unterscheiden und was erwartet ihr von eurer Tour hier?
Ich schätze mal, wir erwarten einfach nur mit großartigen Bands zu spielen, neue Freunde zu finden und coole Orte zu sehen. Den größten Unterschied, den wir bislang zwischen Australien und Deutschland bemerkt haben, ist, dass die Leute innerhalb der Punkszene so freundlich sind! Die Gastfreundschaft ist wirklich großartig. Bislang waren alle so großzügig zu uns. Sie kochen für uns, lassen uns bei sich übernachten. Hier gibt es also eine wirklich großartige Musikkultur und Zusammenhalt. Außerdem werden Bands super umsorgt und bewundert. Wenn ihr hier nicht so eine beschissene Einwanderungspolitik hättet, würden wir wahrscheinlich bleiben, haha.

Zu Gast bei Freunden … Da fällt mir ein, seid ihr eigentlich eine politische Band?
Nicht wirklich. Wir alle haben unsere eigenen politischen Vorstellungen, die wir unabhängig voneinander ausleben. Ich persönlich liebe Bands, die diese ganze politische Scheiße in einen schönen Song zusammenpressen können, aber ich will das mit meiner Band nicht machen. Ich will einfach nur Geschichten erzählen und mitteilen, was auch immer wann auch immer in meinem kopf herumschwirrt und dabei nicht den Druck verspüren über die nächste große Revolution zu schreiben und wie beschissen dieses oder jenes politische System ist.

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Aber warum dann Punk? Oder auch: Warum stirbt Punk nicht, warum kann es auch ohne politischen Inhalt (über-)leben?
Warum Metal? Warum HipHop? Warum Country? Ich glaube, jedes Genre, das sich bewährt hat, wird noch für sehr, sehr lange Zeit überleben. Ich glaube aber auch, dass all diese Genres sich immer weiterentwickeln müssen, um zu überleben und relevant zu bleiben. Wir nehmen zum Beispiel den Punkstempel nur ungern an. Denn du wirst uns nicht im Circle Pit mit pinkem Irokesenschnitt sehen. Dennoch finde ich, dass Punk wiederum zu uns passt wegen der Szene, aus der wir kommen und der Einstellung und Ideen, die Teil unserer Essenz geworden sind. Solange es genug Spielraum gibt in einem Genre, so dass jede Generation ihr eigenes Ding draus machen kann, solange wird es auch überleben.

Sehr schön gesagt! Was sind denn dann eure wichtigsten musikalischen Einflüsse?
Wir haben wirklich einen seltsamen Mix aus Einflüssen. Von Tom Waits über Prince zu Queen.

Haha. Geil.
In unserem Tour-Van wirst du eine eklektische Mischung verschiedenster Bands und Genres hören. Ich schätze aber, dass die offensichtlicheren Small Brown Bike, Fugazi, Title Fight, Hot Water Music und alles andere was in diese Richtung geht sind.

Letzte Frage, dann lasse ich euch wieder Purple Rain hören und Luftgitarre dazu spielen: Was war die Inspiration für euren Namen?
Es ist ein Wortspiel. Es geht um die Idee, dass ein Stift mächtiger sein kann als ein Schwert. Bewaffnet mit Papier. Gecheckt? Außerdem hatte es bei Google noch keiner. Amen.

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