FYI.

This story is over 5 years old.

Features

Retrojam zeigt dir die beschissene Musik, die du gehört hast

Retrojam lässt dich in der Ära baden, in der deine Musik ausschließlich aus Charts bestanden hat.

Wenn man in das zarte, einsame und klugscheißende Alter von 26 kommt, wird es an der Zeit zu erwägen, dass man die besten Tage hinter sich hat. Man springt nicht mehr über Zäune oder Mauern; stattdessen sitzt man für einen Moment auf ihnen und versucht irgendwie das Gleichgewicht zu halten. Man schaut Nachrichten im Fernsehen und die Beziehung zur Musik entwickelt sich nach und nach von einer Entdeckungsreise zu einem Tümpel voller stinkender Reflexion.

Anzeige

Genau deshalb habe ich die letzte Stunde mit der neuen Web App Retrojam herumgeschissen. Es ist eine kostenfreie und ermunternde Sache. Sie wurde gerade von ihren zwei Entwicklern—begleitet von viel Beifall, Kritik und Penis-Witzen—auf Reddit vorgestellt. Die Idee ist, dass man seinen Geburtstag eingibt, und Retrojam erstellt eine Playlist mit zirka 20 Songs von all den Hits, die dein Soundtrack in verschiedenen Perioden deiner Zeit auf der Erde gewesen sind.

Dabei handelt es sich um eine amerikanische Website. Eure ersten Bierstürze, die ihr in eurer Zeit an der Uni erlebt habt werden hier also mit „Freshman Era“ betitelt wird. Außerdem bezieht die App die Lieder von einer Mainstream Plattform, also den Charts. Wer Underground Musik oder Schlager erwartet wird hier nicht glücklich. Dennoch, Retrojam funktioniert sehr gut und hilft dir, verschiedene Kapitel deines Lebens und das Leben selbst anhand von Destinys Child zu überdenken.

Im Selbsttest habe ich beispielsweise herausgefunden, dass mein Leben bis zur Unterstufe noch relativ harmlos war. Dann kam aber die volle Ladung längst verdrängter Erinnerungen. Retrojam hat mir gezeigt, dass meine ersten Erfahrungen mit Liebe und allem was dazu gehört aus einer Mischung Pussycat Dolls, Justin Timberlake und Beyoncé bestanden hat. Das ist keine einfache Einsicht. Besonders schmerzhaft wurde es, als ich auch die damaligen österreichischen Charts zu Rate zog: Ja, ich kann mich an „Du hast den schönsten Arsch der Welt“ erinnern. Und auch an „Crazy Frog“ von Axel F. Mit „Lonley“ von Akon ging es mir noch am besten, da die einzige zusammenhängende Erinnerung das nervige Jamba-Küken war.

Geh auf Retrojam, finde die Zeit in der du ausschließlich scheiß Charts gehört hast und bade dich in der Erinnerung an ein einfacheres Leben.

Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.