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wochenende

Hangover-News, 23. Januar 2017

Trump schafft "alternative Fakten", die europäischen Rechtspopulisten versammeln sich, eine 2-Euro-Münze mit Hakenkreuz taucht auf und ein Dieb klaut eine Straßenbahn.

Foto: Matthias Ripp | Flickr | CC BY 2.0

Als Donald Trump am Freitag seinen Amtseid schwor, dachten viele: Wo ist Marty McFly, wenn man ihn braucht.

Auch die Autorin und Feministin Laurie Penny trieb die Frage um: Gibt es hier irgendwo Zeitreisende, die uns vor dem Faschismus retten?

Bisher kamen sie nicht. Und so erlebten wir ein Wochenende, das sich sehr surreal anfühlte. Willkommen bei den Hangover-News.

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Donald Trump ist Präsident – aber weil Millionen Menschen da keine Lust drauf haben, schafft er einfach "alternative Fakten"

Donald Trump ist an dem Ort angekommen, von dem er glaubt, dass ihn dort endlich alle respektieren müssen. Der Immobilienunternehmer, Reality-TV-Star und angebliche Multimilliardär ist seit Freitag der 45. Präsident der Vereinigten Staaten. Jetzt kann er zum Beispiel über die US-Atomwaffen bestimmen oder Richter für den Obersten Gerichtshof nominieren, die Barack Obamas Politik in Sachen Abtreibung oder Gleichberechtigung zurückdrehen.

Die Amtseinführung und Trumps Rede haben gezeigt, dass "The Donald" im Amt der gleiche bleibt, der er immer war. Wichtigste Idee seiner düsteren Rede: "America First!" Die deutsche Regierung versucht immer noch rauszubekommen, was das genau heißt. Ist aber bisher nicht besonders erfolgreich darin, jemanden ans Telefon zu bekommen, der erklärt, ob es einen Unterschied bei Trump gibt zwischen Rhetorik und tatsächlicher Politik. Und, ob Trump denn bei Gelegenheit mal Zeit hätte, Merkel persönlich zu treffen.

Zwei von Trumps Sprechern sorgten für die interessanteste Wortneuschöpfung des Wochenendes. Und sie könnte programmatisch dafür stehen, wie der US-Präsident mit der Wahrheit umgeht: Er schafft einfach "alternative Fakten".

Trumps PR-Beraterin wollte damit den Auftritt von Trumps Sprecher Sean Spicer verteidigen. Spicer wollte mit Unwahrheiten vor der versammelten Presse im Weißen Haus belegen, dass Trumps Inauguration die größte Vereidigungsshow "aller Zeiten" gewesen sei. Der Auftritt war bizarr. Es wirkte, als würde Trump seinen Pitbull raussenden, damit der die Journalisten einschüchtert, damit niemand mehr auf die Idee kommt, Trump sei nicht der größte Präsident aller Zeiten. Er bescherte dem Pressesprecher dadurch zumindest den Hashtag des Wochenendes: #spicerfacts.

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Am Ende des Wochenendes steht es allerdings 1:0 für die Gegner von Trump. Die Anti-Trump-Proteste könnten die größte Demonstration in der Geschichte der USA gewesen sein. Laut Daten der Universitäten Denver und Connecticut fanden Demonstrationen in 500 Städten der USA statt. Rund 3,3 Millionen Menschen gingen auf die Straße.

Allein in Washington sollen es etwa 470.000 Demonstranten gewesen sein, dreimal so viele wie am Tag zuvor kurz vor der Vereidigung Trumps.

Le Pen, Wilders und Petry: Europas Rechtspopulisten bejubeln sich in Koblenz

Auch die europäischen Rechten haben das Wochenende nicht auf der Couch verbracht. Stattdessen trafen sich die Populisten des europäischen Parlaments in Koblenz. ENF heißt die Fraktion im Europaparlament, in der sich zum Beispiel der Front National aus Frankreich, die österreichische FPÖ und die Freiheitspartei der Niederlande von Geert Wilders tummeln.

Das Treffen markiert selbst für die AfD einen Tabubruch. Denn in Koblenz traten AfD-Chefin Frauke Petry und die französische Präsidentschaftskandidatin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, zum ersten Mal gemeinsam auf. Das Treffen war für die Rechtspopulisten der Auftakt in ein Jahr, in dem die Rechtspopulisten bei Wahlen in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland guten Chancen haben, Erfolge einzusammeln.

Rund 5.000 Menschen protestierten gegen den Aufmarsch der Rechtspopulisten.

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Und in Anbetracht des nahenden Wahlkampfes in Deutschland sprach vor allem ein Plakat der Demonstranten vielen Deutschen aus dem Herzen:

Berliner Bürgermeister: BER wird definitiv nicht 2017 eröffnet

Währenddessen wird Berlin ein neues Kapitel in der Unendlichen Geschichte geschrieben. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller hat zugegeben, dass es nun doch nichts mehr wird mit der Eröffnung des neuen Flughafens BER im Jahr 2017. Schuld sind dieses Mal die Sprinkleranlage und Türen, die nicht rechtzeitig fertig werden. Außerdem hätten manche Firmen zwischen Weihnachten und Silvester nicht gearbeitet, sagte Müller. Nur zur Erinnerung: Eigentlich war die Eröffnung für 2012 geplant. Nur zur Erinnerung, wie lang das schon her ist: Obama wurde 2012 zum zweiten Mal zum Präsident gewählt, Christian Wulff trat zurück und Günter Grass schrieb damals noch Gedichte gegen Israel.

2-Euro-Münze mit Reichsadler und Hakenkreuz aufgetaucht

In Neuss hat ein 25-jähriger Barkeeper eine Zwei-Euro-Münze mit SS-Runen und Reichsadler entdeckt. Er war gerade dabei, die Trinkgeld-Abrechnung für seine Kollegen zu machen, als ihm das ungewöhnliche Zwei-Euro-Stück auffiel. Auf der Vorder- und Rückseite waren offensichtlich nachträglich nationalsozialistische Symbole eingestanzt worden: vorne ein "Reichsadler" und ein Hakenkreuz, auf der Rückseite, auf der Brust des Bundesadlers, prangte eine doppelte Sig-Rune, das Zeichen von Hitlers Schutzstaffel SS. Es ist unklar, wer die Zeichen auf die Münze geprägt hat. Falls das doch noch rauskommt, droht eine Gefängnisstrafe, denn Paragraf 86a im Strafgesetzbuch schreibt bis zu drei Jahre Haft für die Verbreitung nationalsozialistischer Symbole vor.

Ein Unbekannter hat eine Straßenbahn geklaut

Und schließlich hat uns noch eine Geschichte aus Österreich einige Rätsel aufgegeben. In Wien hat ein Unbekannter eine Straßenbahn aus dem Depot gestohlen. Der Fahrer der Straßenbahn war nur kurz auf die Toilette gegangen. Als er zurückkam war die Straßenbahn weg. Sie tauchte wieder auf: eineinhalb Stationen entfernt. Vom Dieb fehlte allerdings jede Spur.

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